Aufbruch ins Land der aufgehenden Sonne?

Tokio · Die Zukunft von Handball-Bundestrainer Dagur Sigurdsson ist noch immer ungeklärt. Doch vieles deutet darauf hin, dass der Isländer bald die japanische Nationalmannschaft mit Blick auf Tokio 2020 olympiareif machen wird.

 Was hat Dagur Sigurdsson vor? Der Bundestrainer steht angeblich vor einem Wechsel zum japanischen Verband. Foto: Schulze/dpa

Was hat Dagur Sigurdsson vor? Der Bundestrainer steht angeblich vor einem Wechsel zum japanischen Verband. Foto: Schulze/dpa

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In Japan ist die mögliche Verpflichtung von Handball-Bundestrainer Dagur Sigurdsson noch kein großes Thema. Während die Zukunftsplanung des Isländers in Deutschland heiß diskutiert wird, findet sich im Land des Lächelns kaum ein Indiz für den möglichen Wechsel. "Es ist falsch, dass schon feststeht, dass er nach Japan geht", sagte Bob Hanning, Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes, gestern. Auch Sigurdsson selbst sagte: "Wir haben mit dem DHB (Deutscher Handballbund, d. Red.) ganz offen gesprochen, dass es Interesse gibt und dass ich mich damit beschäftigen muss", sagte der Isländer: "Das werde ich die nächsten zwei, drei Wochen machen. Aber es ist kein Vertrag unterschrieben."

Nach Medienberichten wird Sigurdsson den Olympia-Dritten nach der Weltmeisterschaft im Januar 2017 verlassen. Der Isländer werde seinen bis 2020 laufenden Vertrag nicht erfüllen und stattdessen künftig Japans Nationalmannschaft trainieren. Er kehre aus familiären Gründen zurück in die Heimat. Noch ist Carlos Ortega der Trainer der Japaner. Der Spanier trainiert in Personalunion auch den dänischen Erstligisten KIF Kolding Kopenhagen. Sein Vertrag mit den Japanern wurde erst im Juni verlängert. Die Handballer aus Fernost hatten sich als Dritter der Asienmeisterschaft für die WM qualifiziert. Bei den Titelkämpfen im Januar in Frankreich könnte es in der K.o.-Runde zum Duell zwischen dem dann ganz sicher noch von Sigurdsson betreuten deutschen Team und seiner womöglich neuen Mannschaft kommen.

Der Verband hofft zwar noch, doch der Abschied deutet sich an. Auch Hanning räumte ein, dass "eine Wahrscheinlichkeit nach Japan zu gehen, da ist". Sigurdsson war von 2000 bis 2003 Spielertrainer bei Wakunaga Hiroshima. Die Asiaten suchen offenbar einen Coach, der das Team bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio betreut. Der 43-Jährige will sich bis Ende November entscheiden, ob er seinen bis 2020 laufenden Vertrag erfüllt oder zum Jahresende kündigt. Hanning ist seit der gemeinsamen Zeit beim Bundesligisten Füchse Berlin mit Sigurdsson befreundet - er weiß genau, wie der Isländer tickt. Der Manager der Berliner Füchse würde den früheren Berliner Coach sehr gerne halten, sondiert den Markt aber schon nach möglichen Nachfolgern. "Wenn ich 100 Prozent sicher wäre, dass er bleibt, würde ich nicht nach anderen Kandidaten suchen", sagte Hanning. In Medien spekuliert wurden bereits Namen wie Michael Biegler (Bundestrainer der Frauen), Kai Wandschneider (HSG Wetzlar), Markus Baur (TVB Stuttgart) und Christian Schwarzer (Jugendkoordinator im Saarland).

Hanning kündigte an, "dass ich mit der Bundesliga zusammen um Dagur kämpfen würde, wenn er nach Paris oder Veszprem gehen will". Wenn es aber um das Thema Lebensplanung gehe, "kann ich nicht gewinnen. Japan ist sicherlich kein Thema des Geldes", sagte Hanning.

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