Aufatmen in Babelsberg, Bielefeld, Osnabrück und Unterhaching

Leipzig. Liquiditätsreserven, Bürgschaften, Anleihen: So mancher Fan eines Drittligisten wähnte sich in den vergangenen Tagen wohl eher in einem Wirtschaftskrimi als beim Fußball. In Osnabrück und Babelsberg, in Bielefeld und Unterhaching bangten die finanziell angeschlagenen Clubs um die Erfüllung der Lizenzbedingungen

Leipzig. Liquiditätsreserven, Bürgschaften, Anleihen: So mancher Fan eines Drittligisten wähnte sich in den vergangenen Tagen wohl eher in einem Wirtschaftskrimi als beim Fußball. In Osnabrück und Babelsberg, in Bielefeld und Unterhaching bangten die finanziell angeschlagenen Clubs um die Erfüllung der Lizenzbedingungen. Letztlich gelang überall die Rettung in letzter Minute - nur bei der TuS Koblenz muss man sich wohl auf einen Zwangsabstieg einstellen."Es ist uns nicht gelungen, die vom DFB erhobenen Forderungen in wirtschaftlicher Hinsicht zu erfüllen. Insbesondere haben wir keinen Partner gefunden, der uns eine Bürgschaft zur Verfügung gestellt hat", sagt TuS-Präsident Werner Hecker. Man habe sich daher entschlossen, beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) einen stark "abgespeckten" Etat einzureichen: "Jetzt bleibt es abzuwarten, ob der DFB die Lizenz doch noch erteilt." Im Etat klafft ein Millionen-Loch. Trainer Petrik Sander hat bereits seinen Abschied angedeutet, der Geschäftsführer-Vertrag des Ex-Saarbrückers Wolfgang Loos wurde nicht verlängert.

Bremen II müsste nicht absteigen

Nutznießer vom Koblenzer Zwangsabstieg wäre Werder Bremen II - der sportliche Absteiger würde in der Liga bleiben. Vor Koblenz musste schon RW Ahlen trotz sportlicher Qualifikation aus wirtschaftlichen Gründen zwangsabsteigen, weshalb der eigentliche Absteiger Wacker Burghausen in der 3. Liga bleibt.

Während man in Koblenz lange Gesichter zieht, herrscht beim SV Babelsberg Freude. In letzter Minute gelang es dem neuen Vorstandschef Thomas Bastian, 1,5 Millionen Euro zur Deckung des Etats aufzutreiben. Dank einer Bürgschaft der Deutschen Kreditbank über 700 000 Euro, einer Zahlung der Stadt in Höhe von 700 000 Euro und Fan-Spenden von 100 000 Euro konnte der Vorstand die vom DFB geforderte Finanzkraft nachweisen. Der Erhalt der Lizenz ist der Höhepunkt einer "Woche des Wahnsinns", sagt Bastian. In seinem Kino hätte der Unternehmer wohl keinen besseren Krimi zeigen können.

Die Fans waren Hauptdarsteller der Rettungsaktion. Sie demonstrierten, sangen, tranken und sammelten Flaschenpfand für ihren SV. Sie schnitten sich für 1000 Euro öffentlich die Haare ab, ersteigerten Trikots der Spieler und Rasenstücke des Karl-Liebknecht-Stadions.

Auf der sicheren Seite wähnt man sich auch bei Zweitliga-Absteiger Arminia Bielefeld. "Mit unserem Team aus Ehren- und Hauptamtlichen haben wir es nun geschafft, alle Bedingungen, die der DFB gefordert hat, rechtzeitig einzureichen. Ob diese nun erfüllt sind, wird der DFB entscheiden", sagt Geschäftsführer Ralf Schnitzmeier. Der DFB hatte den Nachweis von 2,9 Millionen Euro gefordert. Der Betrag wird im September durch die Rückzahlung einer Fan-Anleihe fällig. Durch eine Verlängerung der Anleihe von alten und neuen Zeichnern kamen fast zwei Millionen Euro zusammen, den Rest steuerten Sponsoren bei.

Unterhaching erhält die Lizenz

Auch die Spvgg. Unterhaching kann für eine weitere Drittliga-Saison planen. Noch am Montag schlug der Club Alarm, die Zukunft hänge nach dem Vertragsende mit dem Hauptsponsor am seidenen Faden. Am Mittwoch kam die erleichternde Nachricht vom DFB, die Lizenz sei erteilt. In dem Münchner Vorort versucht man Sponsoren für die Trikot-Werbung, die Vermarktung des Stadion-Namens sowie den Jugendbereich zu gewinnen.

Trotz des Abstiegs aus der 2. Liga können auch die Fans des VfL Osnabrück aufatmen. Sie müssen ihren Club kommende Saison nicht in der vierten Liga sehen. Präsident Dirk Rasch erklärt, man habe die so genannte Liquiditätsreserve von 800 000 Euro fristgerecht hinterlegt. dapd

auf einen blick

Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken startet am 19. Juni um 10 Uhr im FC-Sportfeld in die Vorbereitung. Beim Trainingsauftakt wird auch die neue Mannschaft vorgestellt. Vom 20. bis 24. Juni geht's ins Trainingslager in den Schwarzwald. Höhepunkt der Vorbereitung wird das Spiel gegen Bundesligist Borussia Mönchengladbach am 13. Juli um 18.30 Uhr im Ludwigspark-Stadion. Die weiteren Testspiele: 25. Juni, 17 Uhr, bei der Spvgg. Quierschied; 29. Juni, 18.30 Uhr, beim SV Rohrbach; 1. Juli, 18.30 Uhr, beim SV Wellesweiler; 2. Juli, 18 Uhr, in Gehweiler gegen den FK Pirmasens; 6. Juli, 18.30 Uhr, gegen Borussia Neunkirchen (Spielort offen); 10. Juli, 18 Uhr, in Stiring-Wendel gegen den FC Metz. cor

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