Auf Umwegen zur Darts-Hoffnung

London · Bevor er Deutschlands größte Darts-Hoffnung wurde, musste Max Hopp einige Rückschläge verkraften. Heute bestreitet der 19-Jährige bei der Weltmeisterschaft in London sein Auftaktspiel (21 Uhr/Sport1).

Am Anfang war ein Nackenschlag. Buchstäblich. Eigentlich wollte Max Hopp Handballer werden, doch nach einem Sturz auf den Kopf ließ eine Bänderverletzung im Nackenbereich die Träume des Zwölfjährigen jäh platzen - und brachte ihn zum Darts. Dort ist der heute 19-Jährige schon jetzt das deutsche Gesicht.

Von Ranglistenplatz 128 bei seinem ersten WM-Auftritt im Dezember 2012 hat sich der zweitjüngste Teilnehmer der Geschichte mittlerweile bis auf Rang 45 vorgespielt. Jetzt kommen die schweren Jahre. Die Erwartungshaltung ist gestiegen, trotz seines immer noch jungen Alters genießt er keinen Welpenschutz mehr. Unter Druck setzen lassen will er sich dennoch nicht. "Die WM ist die Krönung", betont Hopp, der kürzlich Junioren-Weltmeister wurde: "Es ist schön, mit einem Titel nach London zu reisen, vielleicht werde ich dadurch befreiter spielen."

Dass aus dem kleinen Max der "Maximiser" wurde, der, "wenn er cool bleibt, großen Schaden anrichten kann" (Zitat Michael van Gerwen, Nummer eins der Welt), verdankt Hopp seinem Vater. Als der seinem Sohn von einer Reise eine Dartscheibe mitbrachte, war der sportliche Ehrgeiz neu entfacht. Nur für die Schule blieb keine Zeit. Rechnen fand Hopp nur noch beim Darts spannend. Am Ende sprang immerhin der Hauptschulabschluss heraus. Heute beherrscht er vier Fremdsprachen - mehr als die meisten Akademiker .

Auch beruflich war Hopp nicht immer vom Glück verfolgt. Er begann eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann, dann ging der Betrieb insolvent. Ein Wink des Schicksals? Hopp investierte mehr Zeit in seine Darts-Karriere. Schnell stellten sich Erfolge ein, die ein finanziell sorgenfreies Leben erlauben.

Das Kontrastprogramm zum Getöse auf der Tour, vor allem bei der WM im Alexandra Palace in London , erhält Hopp in den eigenen vier Wänden, wo er sich um seine zehn Jahre ältere Freundin Christin und ihren zehnjährigen Sohn Justin kümmert. Die ebenfalls erfolgreiche Darts-Spielerin leidet an einem Cluster-Kopfschmerz, ist arbeitsunfähig. "Natürlich ist das nicht leicht", sagt Hopp: "Aber ich sehe nicht nur älter aus. Ich war schon immer weiter als die Jungs in meinem Alter." Vor ein paar Monaten ist Hopp aus seiner Heimat in die vogtländische Einöde gezogen. In dem 1250-Seelen-Dorf Kottengrün bleibt genug Zeit für Privatleben, Fitness und Training - fünf Stunden täglich.

Das soll sich heute (21 Uhr/Sport1) im Auftaktmatch gegen den Niederländer Benito van de Pas auszahlen. "Eine harte Aufgabe", meint Hopp: "Wenn ich gewinne, dann gucke ich Runde für Runde." Unlösbares würde dort vorerst nicht warten, doch nie kam ein Deutscher bislang über die zweite Runde hinaus. Vielleicht schafft es Hopp diesmal - wenn nicht: Mit Nackenschlägen kann er umgehen.

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