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Düsseldorf. Babak Rafati ist zwei Tage nach seinem Selbstmordversuch aus einem Kölner Krankenhaus entlassen worden. Der Fußball-Schiedsrichter, der am Samstag vor dem Bundesliga-Spiel des 1

 Schiedsrichter Babak Rafati konnte gestern das Krankenhaus verlassen. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Schiedsrichter Babak Rafati konnte gestern das Krankenhaus verlassen. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Düsseldorf. Babak Rafati ist zwei Tage nach seinem Selbstmordversuch aus einem Kölner Krankenhaus entlassen worden. Der Fußball-Schiedsrichter, der am Samstag vor dem Bundesliga-Spiel des 1. FC Köln gegen Mainz 05 mit aufgeschnittenen Pulsadern in einem Kölner Hotel in der Badewanne seines Zimmer aufgefunden worden war, begab sich in seiner Heimatstadt Hannover in weitere stationäre Behandlung. Dies habe ein bei ihm diagnostiziertes Krankheitsbild erforderlich gemacht, teilte Rafatis Anwalt mit. Wie lange die Behandlung andauern wird, sei nicht absehbar. Rafati ließ mitteilen, die Vorgänge in Ruhe aufarbeiten zu wollen.Die Nachwirkungen des Selbstmordversuchs werden den Fußball lange beschäftigen. Die Frage nach den Hintergründen für Rafatis Verzweiflungsakt ist ungeklärt. Er soll nicht in Wettgeschäfte oder die Steuerhinterziehungs-Affäre verstrickt sein, die zahlreiche deutsche Schiedsrichter betrifft. Nach einem unbestätigten Medienbericht soll er den Suizidversuch aus persönlichen Gründen unternommen haben. Im Hotelzimmer gefundene Notizen sollen darauf hinweisen.

Deutscher Fußball-Bund (DFB) und Polizei äußerten sich nicht dazu. Für die Polizei ist die Arbeit jedenfalls erledigt. "Unsere Aufgabe ist es, festzustellen, ob ein Fremdverschulden vorliegt. Im Fall Rafati gehen wir von einem versuchten Selbstmord aus", sagte Sprecher Andre Faßbender.

Nach dem Vorfall mit Rafati hat DFB-Präsident Theo Zwanziger eine Debatte über den Umgang mit Schiedsrichtern angestoßen. Becherwürfe, tobende Trainer an der Seitenlinie, Spieler, die den Schiedsrichter auf das Heftigste attackieren - alles Missstände, die er angesprochen hat. Vorfälle, die auch Liga-Präsident Reinhard Rauball nachdenklich stimmen. "Becher auf Schiedsrichter werfen, kann und darf man nicht dulden. Ich werbe dafür, dass jeder seine Einstellung überprüft. Ich tue das für mich. Manchmal ist man in seinem Inneren auch ungerecht gegenüber Schiedsrichtern", sagte der Präsident von Meister Borussia Dortmund.

Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef von Bayern München, griff den Weltverband an: "Die Fifa lässt die Schiedsrichter im Regen stehen, zum Beispiel beim passiven Abseits oder bei der Torkamera. Sie tut nichts, um die Schiedsrichter zu unterstützen."

Schiedsrichter werden immer häufiger als Sündenbock abgestempelt. Am 15. Oktober war Markus Merk beim Spiel Schalke 04 gegen den 1. FC Kaiserslautern (1:2) blanker Hass entgegen geschlagen. Der Ex-Schiedsrichter war als TV-Experte im Stadion und musste von Sicherheitskräften geschützt werden. Merk gilt in Gelsenkirchen als Verantwortlicher für die verpasste Meisterschaft vor zehn Jahren. Er hatte im Spiel zwischen dem Hamburger SV und Bayern München Sekunden vor Schluss den Bayern einen Freistoß zugesprochen, den Patrik Andersson zum 1:1 verwandelte. Das Tor bescherte München den Titel. dapd

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