DFB nach EM-Zuschlag Personaldebatte soll ein Ende haben

Frankfurt · Nach der Sieger-Party in der Zentrale in Frankfurt warten auf den DFB und Präsident Reinhard Grindel viele Baustellen.

 Ein Sieger-Bier in der DFB-Zentrale: DFB-Bewerbungschef Markus Stenger, DFB-Präsident Reinhard Grindel, DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius, DFB-Integrationsbeauftragte Celia Sasic und EM-Orga-Chef Philipp Lahm (von links) stoßen an.

Ein Sieger-Bier in der DFB-Zentrale: DFB-Bewerbungschef Markus Stenger, DFB-Präsident Reinhard Grindel, DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius, DFB-Integrationsbeauftragte Celia Sasic und EM-Orga-Chef Philipp Lahm (von links) stoßen an.

Foto: dpa/Arne Dedert

Mit einem Fass-Anstich wie beim Oktoberfest und einer Grillparty für die in schwarzen Sieger-T-Shirts gekleideten Mitarbeiter haben Philipp Lahm und Reinhard Grindel die geglückte EM-Mission gefeiert. Nach dem herzlichen Empfang am Freitag in der DFB-Zentrale verabschiedete sich EM-Cheforganisator Lahm in ein freies Wochenende. DFB-Boss Grindel kann sich hingegen auch nach dem Turnier-Zuschlag für 2024 keine Pause gönnen. Mit dem klaren 12:4-Wahlsieg gegen die Türkei endet der von ihm selbst nach dem WM-Sommer-Debakel in Russland proklamierte Burgfrieden im deutschen Fußball.

Die nur mehr oder weniger erfolgreich ausgeblendeten Probleme von der unendlichen Özil-Affäre über den Neuaufbau der Nationalelf, den Fan-Protesten in der Liga bis hin zum Dauerkonflikt zwischen den Profi- und Amateurinteressen haben sich nicht in Luft aufgelöst. „Ich werde mich jetzt an die Sachthemen machen, wie das auch unsere Landesverbandspräsidenten und die Bundesliga erwarten“, sagte Grindel nach der umjubelten Entscheidung der Uefa-Exekutive in Nyon: „Die finden nämlich die Personaldiskussion völlig überflüssig und wollen, dass das aufhört.“

Überflüssig findet Grindel die Personaldiskussionen vor allem selbst. Denn sie drehen sich um ihn. „Da es nie infrage stand, dass ich die geschlossene Unterstützung der Landesverbände und Bundesliga habe, stellt sich aus meiner Sicht die Frage überhaupt nicht“, sagte Grindel zu seiner Zukunft als Verbandschef.

Durch den EM-Zuschlag spürt Grindel nun eine neue Legitimation. Als Präsident habe er durch das Kontinentalturnier in sechs Jahren „jetzt mehr Verantwortung“, sagte er, „weil wir den Erwartungen der Uefa gerecht werden müssen, alles dafür zu tun, dass das wirtschaftlich ein Erfolg wird.“ Entlarvend waren Grindels erste Worte noch im Uefa-Auditorium. Statt dem Protokoll gemäß den unterlegenen türkischen Kontrahenten zu loben, betonte Grindel die Einheit des deutschen Fußballs zwischen Profis und Amateuren, wohlwissend, dass dies nun seine große Baustelle ist.

Das Spannungsfeld zwischen den unterschiedlichen Bedürfnissen von Amateur- und Profiwelt wird der ehemalige Bundestagsabgeordnete am Samstag sofort spüren. Er ist in einer ersten Reise-Offensive sowohl zu Gast beim Brandenburgischen Fußball-Verbandstag in Cottbus wie im Aktuellen Sportstudio des ZDF. Ihm bleibt auf den Tag genau ein Jahr zwischen EM-Vergabe und dem nächsten DFB-Bundestag, bei dem am 27. September 2019 eine Präsidentschaftswahl ansteht.

Etwas unwirsch reagierte Lahm auf die Frage, ob er denn Nachfolger von Grindel werden könne: „Ich suche nicht nach irgendeinem Job oder was auch immer. Das brauche ich nicht, ich habe genügend zu tun.“ Bei den EM-Vorbereitungen kann sich Grindel auf ein starkes Orga-Team um einen loyalen Lahm also verlassen – zumal die Europäische Fußball-Union ohnehin große Teile der Turnierplanung nicht dem Gastgeber überlässt.

„Das Wichtigste war, dass wir die EM nach Deutschland holen und dass wir die Möglichkeit haben, ein großes Fest mit allen Europäern feiern zu können“, sagte Lahm. Wann der Ehrenspielführer in sein neues Amt als EM-Cheforganisator offiziell eingeführt wird, steht noch nicht fest – ebenso wie wichtige Turnierdetails wie der Finalort Berlin, München oder Dortmund. Auch wann die Fans sich um die rund 2,8 Millionen Tickets bewerben können, ist noch offen.

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