Auf dem Weg zu alter Stärke
Rehlingen · Unter den vielen Leichtathletik-Stars im Rehlinger Bungertstadion sticht am Pfingstmontag sicherlich Ariane Friedrich nochmals hervor. Dabei liefen die vergangenen beiden Jahre nicht so gut für die 29-Jährige.
Leichtathletik-Stars werden am Pfingstmontag im Bungertstadion einige auflaufen. Stabhochspringer Björn Otto zum Beispiel. Oder die Speerwerferinnen Linda Stahl und Christina Obergföll. Der wohl schillerndste Athlet in Rehlingen dürfte aber Hochspringerin Ariane Friedrich sein - unabhängig von ihrer aktuellen Haarfarbe, die mal wasserstoff-blond oder auch mal knallig rosa sein kann.
Für Friedrich ist der Auftritt im Saarland beinahe ein Déjà-vu. Schon im vergangenen Jahr war das internationale Meeting ihr Saisoneinstieg - damals der erste Wettkampf nach ihrem Achillessehnenriss im Dezember 2010. Jetzt will die 29-Jährige nach einer Schulteroperation und zuletzt neun Monaten Wettkampfpause wieder angreifen. Zwei schwere Verletzungen in zwei Jahren - aufhören sei aber nie ein Thema gewesen. "Das Springen macht ihr einfach Spaß. Und solange man Freude am Sport hat, macht man natürlich weiter", sagt Trainer und Manager Günter Eisinger, der Friedrich kurz vor dem Wettkampf keine Pressetermine zumuten will.
Auch, um immer wiederkehrende Fragen zur Facebook-Affäre zu vermeiden. Die Polizeikommissarin hatte im April 2012 nach der sexuellen Belästigung durch einen Mann per E-Mail dessen Adresse und Namen veröffentlicht. Besonders die Tatsache, dass sie als Polizistin eine Form der Selbstjustiz ausübte, löste ein großes Medienecho aus.
Das sei inzwischen kein Thema mehr, sagt Eisinger, vielmehr wolle sich Friedrich auf den Sport konzentrieren. Mit Prognosen oder einer klaren Zielsetzung hält sich die WM-Dritte von 2009 und EM-Dritte von 2010 aber zurück. "Das erzeugt ja wieder nur Druck", erklärt Eisinger, kommt aber nicht herum, die WM-Teilnahme im August in Moskau als Saisonziel vorzugeben. Mehr aber nicht. "Nach neun Monaten Verletzungspause ist nicht zu erwarten, dass Ariane gleich mit einer Wahnsinnshöhe ins Geschehen eingreift", sagt Eisinger mit Blick auf Rehlingen.
Von ihren persönlichen Bestmarken (2,05 Meter in der Halle und 2,06 Meter im Freien) war Ariane Friedrich im vergangenen Jahr weit entfernt. Doch so weit sie die Verletzung und die damit verbundene Zwangspause zurückgeworfen hatten, so eindrucksvoll kämpfte sie sich zurück. Auch wenn ihr die ganz große Höhe natürlich fehlte, gewann sie die deutschen Meisterschaften in der Halle und im Freien und wurde für die Olympischen Spiele in London nominiert. "Das war für uns ein tolles Jahr", betont Eisinger. Auch wenn Friedrich nach dem verpassten Finale in London bittere Tränen vergoss und sie zum Teil herbe Kritik einstecken musste.
"Wir hoffen, dass es in Rehlingen einigermaßen gut läuft und sie sich über die Saison Stück für Stück steigern kann", sagt Eisinger. Am Wichtigsten ist ihm aber, dass sein Schützling Spaß hat. Auch in Rehlingen. "Denn mit dem Spaß kommt auch die Leistung wieder. Dafür scheint Rehlingen wie gemacht", sagt der Trainer.
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Auf einen BlickDiskuswerferin Nadine Müller, WM-Zweite von 2011 und EM-Zweite von 2012, hat ihre Startzusage in Rehlingen verletzungsbedingt zurückgezogen. Das Pfingstsportfest beginnt am Montag um 12 Uhr mit dem Vorprogramm. Die offizielle Eröffnung ist um 14.30 Uhr, die Wettkämpfe dauern bis 18 Uhr. Wegen des angekündigten Regens kann es Verschiebungen geben. aub