Auf dem Rüttelsieb

Wolfsburg. Immerhin so weit hat der Vertrauensvorschuss gereicht: Keinem der sieben Winter-Neuzugänge, mit denen Felix Magath seinen Kader zuletzt erweiterte, blieb am Wochenende die erste große Dienstreise des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg nach Dubai verwehrt. Bis nächste Woche Montag wird auf der Anlage des Klubs Al Ahli geschwitzt

 Felix Magath ist wieder auf Einkaufstour. Foto: Scheidemann/dpa

Felix Magath ist wieder auf Einkaufstour. Foto: Scheidemann/dpa

Wolfsburg. Immerhin so weit hat der Vertrauensvorschuss gereicht: Keinem der sieben Winter-Neuzugänge, mit denen Felix Magath seinen Kader zuletzt erweiterte, blieb am Wochenende die erste große Dienstreise des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg nach Dubai verwehrt. Bis nächste Woche Montag wird auf der Anlage des Klubs Al Ahli geschwitzt. Dort ist der ehemalige VfL-Torjäger Grafite mittlerweile beschäftigt. Der Brasilianer dürfte es schwer haben, alte Bekannte auszumachen, hat Magath das neue Jahr gleich mit der nächsten Totalrenovierung eingeleitet.Magath wird in der Rückrunde eine neue Bestmarke an eingesetzten Spieler während einer Saison aufstellen. Bisheriger Rekordhalter ist Magath selbst mit 35 Profis in seiner wirren Zeit bei Eintracht Frankfurt 2000/2001. 30 verschiedene Spieler haben sich in der Hinrunde 2011/2012 bereits in Wolfsburg beweisen dürfen. Das Ergebnis ist unbefriedigend, ergo hat Magath mal wieder nachjustiert (siehe "Auf einen Blick").

Die Vorhersage, was diese Kräfte wirklich wert sind, fällt schwerer als jede Wetterprognose. Keiner kennt die Bundesliga oder spricht die deutsche Sprache. Kopfschüttelnde Manager-Kollegen glauben, dass der 58-Jährige sich die nächste Söldner-Generation nach Niedersachsen geholt hat. "Magath wirft halt gerne 40 Profis auf ein Rüttelsieb und schaut, wer danach noch übrig bleiben", erklärt einer.

Das Bild trifft es ziemlich gut. Seit 2007 hat Magath 80 Profis gekauft und 77 verkauft. 30 Zukäufe und 27 Verkäufe fielen davon in seine Schalker Zeit. Allein aus den Ablösen summieren sich über fünf Jahre Ausgaben von rund 150 Millionen. Gehälter, Handgelder und ähnliche Nebengeräusche verschlingen weitere Unsummen. Gerade die langfristigen Vertragsbindungen und großzügigen Gagen bergen ja die Gefahr, dass Spieler - wenn sie einmal durch den Rost gefallen sind - anschließend nur schwer vermittelbar sind. Der aktuelle Wolfsburger Ladenhüter Patrick Helmes personifiziert dieses Dilemma. Dessen Berater Gerd vom Bruch sprach bereits von "Kapitalvernichtung".

Möglich werden all diese teuren Rochaden durch die Volkswagen AG, die bei ihrer konzerneigenen Fußball GmbH nicht jene strengen Rentabilitätskriterien anlegt, die gemeinhin in diesem Unternehmen gelten. VW-Vorstandsboss Martin Winterkorn ist Fußballnarr. Beim Trainingsauftakt schaute der Firmenboss vorbei und unterstützte öffentlich die Winter-Offensive, die konträr zur Sommer-Aktivität steht. Damals vornehmlich erfahrene und Bundesliga-erprobte Kräfte wie Salihamidzic und Chris, Hleb oder Hitzlsperger anzuheuern, begründete Magath so: "Für junge Spieler ist der Schritt zu groß, deswegen gehen wir einen anderen Weg, um nach oben zu kommen." Die Kehrtwende geht so: "Wir verpflichten junge Spieler, die uns mittelfristig wieder nach oben bringen." Einen Widerspruch will Magath darin nicht entdecken: "Ich weiß, was ich tue." "Ich weiß, was ich tue."

Felix Magath

Auf einen Blick

Die Winter-Neuzugänge des VfL Wolfburg: Petr Jiracek (Vikt. Pilsen), 25 Jahre, Tscheche, Ablöse geschätzte vier Millionen Euro; Giovanni Sio (FC Sion), 22, Franko-Ivorer, fünf Millionen Euro; Vieirinha (PAOK Saloniki), 25, Portugiese, 4,5 Millionen Euro; Slobodan Medojevic (Novi Sad), 21, Serbe, 2,5 Millionen Euro; Ferhan Hasani (Tetovo/Mazedonien), 21, 700 000 Euro; Felipe Lopes (Nacional Funchal), 24, Brasilianer, 2,5 Millionen Euro; Ibrahim Sissoko (Academica de Coimbra), 20, Ivorer, eine Million Euro. red

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