Auf dem besten Weg zur Krönung

Barcelona · Zum Abschied vom FC Bayern kann Jupp Heynckes all das erreichen, wofür sein Nachfolger Pep Guardiola im Sommer nach München kommt. Mit 68 will „Don Jupp“ seine einmalige Trainer-Karriere krönen.

Jupp Heynckes hatte "natürlich wenig geschlafen" nach dieser aufwühlenden Fußball-Nacht im Camp Nou. Knapp 100 000 Zuschauer waren Zeuge gewesen, wie "Don Jupp", der Spanien-Kenner, mit dem FC Bayern ein zweites Mal den Barça-Code knackte - 3:0 in Barcelona nach dem 4:0 eine Woche zuvor in München. 7:0 im Gesamtergebnis. "Die Mannschaft spielt fantastischen Fußball in dieser Saison", schwärmte Heynckes. Es klang wie eine Liebeserklärung an seine Spieler: "Wir haben eine wunderbare Harmonie, wir bewegen uns auf Weltniveau."

Vor einem Jahr, nach dem verlorenen Endspieldrama im eigenen Stadion gegen den FC Chelsea, hätten nicht wenige in München den 67-jährigen Heynckes in den Ruhestand gewünscht. Aber der Trainer stand wieder auf, er bekam für viele Millionen Euro neue Spieler, er drehte an jedem Schräubchen und erfand auch sich selbst neu. Heynckes gelang es sogar, die DNA der Offensivgeister Franck Ribéry und Arjen Robben zu verändern, "die nie das Umschaltspiel haben ausüben müssen", wie er neulich mal erzählte.

Und so schickt Heynckes sich an, auf der Zielgeraden seiner Karriere mit dem möglichen "Triple" all das auf einen Schlag zu erledigen, was sein Nachfolger Pep Guardiola ab dem 1. Juli erledigen soll(te). Heynckes brauchte im Halbfinale keine Tipps von Guardiola über jenes Barça, das vom künftigen Bayern-Trainer zum besten Team der Welt erschaffen worden war. Und Heynckes will nun unbedingt den völligen Triumph für seine Mannschaft und sich selbst. "Wir haben den Hunger, den Ehrgeiz und die Motivation, die Saison zu krönen", erklärte er zu den Endspielen in Wembley gegen den nationalen Erzrivalen Dortmund sowie in Berlin gegen den VfB Stuttgart.

Das Pokalfinale am 1. Juni könnte sein letztes Spiel sein. Er selbst gibt immer klarere Zeichen für einen Rückzug im Sommer. Die Frage nach einer möglichen Rückkehr zu Real Madrid ließ tief blicken: "Ich werde am 9. Mai 68 Jahre alt", antwortete er am Mittwochabend in Barcelona auf Spanisch: "Ich bin dann 50 Jahre im Profi-Fußball als Spieler und Trainer, und ich glaube, eines Tages musst du darüber nachdenken, ja, es ist genug." Am 25. Mai könnte er der dritte Trainer werden, der zum zweiten Mal die Champions League gewinnt. Vor 15 Jahren war ihm dies mit Real Madrid gelungen. Bislang schafften das nur Ottmar Hitzfeld (Dortmund 1997/Bayern 2001) und José Mourinho (FC Porto 2004/Inter Mailand 2010).

Zum Thema:

Auf Einen BlickPressestimmen zu FC Barcelona - Bayern München: "El País" (Spanien): "Die Katalanen gehen in das Spiel gegen den FC Bayern, als wäre es eine sommerliche Kickerei." "El Mundo" (Spanien): "Wo einst Fußball war, gibt es nur noch Impotenz." "Marca" (Spanien): "Bayern zerschreddert den FC Barcelona in einem Halbfinale, das man nicht vergessen wird.""The Sun" (England): "Wembley macht sich bereit für den großen Einmarsch unserer angelsächsischen Cousins.""Daily Mail" (England): "Stellt euch vor, wenn die Bayern auch noch aufgePeppt werden." sid

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