Auf Achterbahnfahrt

Gelsenkirchen · Kriegt Schalke 04 nach dem verpatzten Bundesliga-Start in der Champions-League-Qualifikation die Kurve? Eine Antwort auf diese Frage könnte es heute Abend nach dem Hinspiel gegen Paok Saloniki geben.

Vermutlich hat Huub Stevens die Wahrheit gesagt, als er vor den Qualifikations-Spielen um die Teilnahme an der Champions-League-Gruppenphase zwischen Schalke 04 und Paok Saloniki einen Einblick in die Welt seiner Gefühle gewährte. "Schalke steht in meinem Herzen an erster Stelle", sagte der Holländer, der seit einigen Wochen für den Club aus Griechenland tätig ist.

Schlau, wie Stevens ist, hatte er gewiss einen Hintergedanken, als er seine ewige Liebe gestand. Das Liebesbekenntnis zum Ex-Club und jetzigen Gegner soll helfen, die Gruppenphase der Königsklasse zu erreichen. Denn bei Schalke 04 herrscht nach dürftigen Leistungen, nur einem Punkt und sieben Gegentoren in der Fußball-Bundesliga Krisenstimmung. Die Mannschaft steht in der Kritik. Auch Zweifel an Trainer Jens Keller sind zu vernehmen. Und wenn Schalke heute (20.45 Uhr/ZDF) nicht ins Rollen kommt, kann es passieren, dass das dünnhäutige Publikum in einem Anflug von Nostalgie den Trainer mit dem königsblauen Herzen auf der gegnerischen Bank feiert.

Die Partien gegen Saloniki könnten prägend für die mittelfristige Zukunft werden. Die 15 Millionen Mehreinnahmen gegenüber der Europa League sind von großer Bedeutung für die Entwicklung der Mannschaft. Immerhin drohe "kein Horrorszenario", wenn Schalke die Königsklasse verpasst, versicherte Manager Horst Heldt, anders als früher ist die Saison auch ohne Einnahmen aus der Champions League durchfinanziert. Das ist Ergebnis der Arbeit von Heldt, dessen Personalpolitik aber nicht über jeden Zweifel erhaben ist. Zum ersten Mal lässt sich sagen, dass die Zusammensetzung des Kaders wirklich die Handschrift des Managers trägt. In den Vorjahren war sein Handlungsspielraum eng, weil er den aufgeblähten Kader der Felix-Magath-Ära verwalten und oder ausdünnen musste. Inzwischen besteht die Mannschaft aus Spielern, die Heldt entweder selbst verpflichtet oder deren Verträge er verlängert hat.

Der Saisonstart deutet darauf hin, dass es bei Schalke noch nicht passt. Vieles deutet daraufhin, dass es mit dem Charakter der Mannschaft zu tun hat. "Ich habe nichts dagegen, hohe Ziele zu formulieren, doch dann müssen auch Taten folgen", zürnte Heldt, weil einige Spieler einen Angriff auf Erzrivale Borussia Dortmund angekündigt hatten, und sich dann beim 0:4 beim VfL in Wolfsburg aufgaben. Allerdings, "sind wir durch solche Drucksituationen zuletzt immer schadenfrei durchgekommen", sagte Heldt. So langsam drängt sich der Verdacht auf, als befinde sich die Mannschaft geradezu auf der Suche nach solchen Achterbahnfahrten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort