2. Fußball-Bundesliga Aue muss nach Torskandal nachsitzen

Darmstadt · Klarer Treffer im Abstiegsfinale in Darmstadt wird nicht gegeben. Braunschweig muss dem FCK in die 3. Liga folgen.

 Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht und Jan Hochscheidt trösten sich gegenseitig.

Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht und Jan Hochscheidt trösten sich gegenseitig.

Foto: dpa/Frank Molter

Hannes Drews und seine Spieler wirkten im ohrenbetäubenden Darmstädter Jubelsturm völlig deplatziert, bei Erzgebirge Aue herrschte Frust und Enttäuschung. Den Sachsen droht nach einem skandalumwitterten Saisonfinale in der 2. Fußball-Bundesliga der dritte Abstieg in die Drittklassigkeit nach 2008 und 2015. Am 34. Spieltag war Aue durch ein 0:1 (0:0) bei Bundesliga-Absteiger Darmstadt 98 auf den 16. Platz abgerutscht. Nur ein Erfolg in den beiden Relegations-Partien gegen den Drittliga-Dritten Karlsruher SC am 18. und 22. Mai (jeweils um 18.15 Uhr/ZDF) kann den Abstieg noch verhindern.

Drews beklagte einen in der Anfangsphase zu Unrecht nicht anerkannten Treffer. Es sei innerhalb von vier Wochen „die dritte klare Fehlentscheidung gegen uns“ gewesen: „Wenn wir 1:0 in Führung gehen, muss Darmstadt mehr machen und wir bekommen mehr Räume.“ Die um drei Treffer schlechtere Tordifferenz im Vergleich zur punktgleichen SpVgg Greuther Fürth auf Platz 15 machte am Ende den Unterschied zwischen Klassenverbleib und der nervenaufreibenden Fortsetzung des Abstiegskampfes. Ein Tor hätte Aue für den Ligaverbleib genügt, doch den späten Schock durch Tobias Kempe (86.) steckten die Gäste nicht mehr weg.

Dabei hatte Aue, bei denen der Saarländer Calogero Rizzuto in der Startelf stand, in der ersten Halbzeit deutlich mehr für den Ligaverbleib getan, aus der Überlegenheit aber auch aufgrund einer Fehlentscheidung kein Kapital geschlagen. Einen von Marvin Mehlem abgefälschten Schuss klärte Darmstadts Romain Bregerie erst hinter der Linie (4.) – Schiedsrichter Sören Storks gab den Treffer jedoch nicht. Glück hatte Darmstadt auch, als Felix Platte den Ball elfmeterwürdig im Strafraum mit dem Arm wegschlug (31.). In der zweiten Halbzeit hatte Aue gegen immer defensivere Darmstädter deutlich mehr Mühe. Ein Treffer von Köpke wurde wegen Abseits nicht anerkannt (68.). In der Folge drängte Aue auf die erlösende Führung, diese erzielte dann aber Kempe für Darmstadt.

Zeitgleich flossen bei Torsten Lieberknecht bittere Tränen. Der Trainer von Eintracht Braunschweig, die Club-Legende der Löwen, konnte es nicht fassen. Einen Tag nach seinem zehnten Dienstjubiläum musste der 44-Jährige den schwärzesten Moment seiner lange erfolgreichen Ära in Braunschweig erleben: Die Eintracht ist in die 3. Liga abgestürzt – und Lieberknecht droht das Aus. Die Löwen verloren in einem wilden Abstiegsfinale mit 2:6 (2:4) bei Relegations-Teilnehmer Holstein Kiel und hofften vergeblich auf Patzer der Konkurrenz. Braunschweig ging durch Jan Hochscheidt (6.) und Ken Reichel (19.) zwei Mal in Führung. Doch vor allem Steven Lewerenz bekamen die Gäste nie in den Griff – der Offensivmann der Kieler erzielte gleich vier Treffer. Außerdem trafen Aaron Seydel (16.) und Kapitän Rafael Czichos (33.).

Während sich im Holstein-Stadion Polizeikräfte auf mögliche Ausschreitungen vorbereiteten, trauerte Lieberknecht auf dem Rasen. Nach seinem Amtsantritt hatte der gebürtige Pfälzer seinen Herzensclub binnen fünf Jahren von der 3. in die 1. Liga geführt und im Fußball-Oberhaus trotz des mit Abstand geringsten Team-Etats lange im Kampf um den Klassenverbleib gehalten. Nun der Tiefpunkt.

Schon mit dem Abpfiff waren die Braunschweiger Spieler in Tränen ausgebrochen. „Sich den Fans zu stellen, war der schwerste Moment in meinem Leben. Ich kann verstehen, dass sie uns hassen“, sagte Eintracht-Kapitän Ken Reichel.

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