Auch ohne Medaille zufrieden
Suzhou · Auch ohne die angestrebte Medaille können die deutschen Tischtennis-Asse nach der Weltmeisterschaft in Suzhou ein positives Fazit ziehen – weitgehend. Und das vor allem dank dem Dauerbrenner Timo Boll (34).
Statt mit Medaillen kehren Timo Boll und Co. wieder mit leeren Händen von der WM in Suzhou zurück. Ihren Optimismus lassen sich die deutschen Tischtennis-Asse aber nicht nehmen - trotz der nächsten Machtdemonstration der Chinesen, die alle Titel und alle Einzel-Medaillen im eigenen Land gewannen. Vor den Olympischen Spielen 2016 in Rio und der Heim-WM 2017 in Düsseldorf regiert im Lager des Deutschen Tischtennis-Bundes die Zuversicht.
"Wir hätten uns den WM-Verlauf an manchen Stellen anders gewünscht, aber die WM ist keine bittere Pille für uns", sagte Verbands-Präsident Michael Geiger zufrieden. Die Düsseldorfer Boll und Patrick Franziska hatten als beste Europäer das Viertelfinale im Einzel erreicht, das Mixed Steffen Mengel und Petrissa Solja stand ebenfalls unter den besten Acht, Irene Ivancan scheiterte erst im Einzel-Achtelfinale. Das reichte Geiger für sein positives Fazit. Die Zielsetzung Medaille wollte der Verbandschef weder rückblickend noch für die Zukunft korrigieren: "Man muss sich hohe Ziele setzen, auch wenn man die nicht immer erreicht."
Als Kandidat für einen Podestplatz wenigstens noch bei den nächsten beiden Großereignissen gilt Rekordeuropameister Boll - trotz seiner mittlerweile 34 Jahre. Zwar hatte der deutsche Rekordmeister das frühe Ende seiner Titelträume im Doppel mit dem chinesischen Weltranglistenersten Ma Long zu verkraften, umso mehr imponierte die frühere Nummer eins der Welt im Viertelfinale gegen den einheimischen Weltranglistenvierten Fan Zhendong (2:4). Dass es nicht zu seiner zweiten WM-Einzelmedaille nach Bronze 2011 reichte, störte Boll daher weniger. "So ein Spiel haben mir sicher viele nicht mehr zugetraut. Ich habe bewiesen, dass ich noch dazugehöre."
Hinter dem Routinier lagen Freud und Leid nah beisammen. Trotz der Zweitrunden-Niederlage des Weltranglistensechsten Dimitrij Ovtcharov, der danach vollkommen abgetaucht ist, gehörten durch den überraschenden Siegeszug von Jungstar Franziska zum zweiten Mal nach Paris 2013 zwei deutsche Herren zu den besten Acht einer WM.