Ski alpin Auch Ferstl rast knapp an Medaille vorbei

Åre · Der 30-Jährige landet beim Super-G der WM in Åre auf Platz sechs. Der Südtiroler Dominik Paris siegt.

 Josef Ferstl versucht alles, fährt couragiert, aber letztlich fehlen ihm 0,30 Sekunden zu einer Medaille im Super-G bei der WM in Åre.

Josef Ferstl versucht alles, fährt couragiert, aber letztlich fehlen ihm 0,30 Sekunden zu einer Medaille im Super-G bei der WM in Åre.

Foto: dpa/Michael Kappeler

„Mann!“, schimpfte Josef Ferstl wütend, legte den Kopf in den Nacken und verzog zerknirscht das Gesicht. Der Kitzbühel-Sieger schrie in die eiskalte Luft am Berg Areskutan, doch sein Ärger über Platz sechs beim WM-Super-G war schnell verraucht. „Klar, es zählen die Medaillen, da kann man sagen, das habe ich verhauen“, meinte er: „Aber ich bin eigentlich happy.“

0,39 Sekunden fehlten dem 30-Jährigen zu seinem Kumpel Dominik Paris, der in Schweden die erste Männer-Goldmedaille abräumte, 0,30 Sekunden auf die zeitgleichen Silbermedaillengewinner Johan Clarey (Frankreich) und Vincent Kriechmayr (Österreich). „Das Glück“, sagte Ferstl auch mit Blick auf den vierten Rang von Viktoria Rebensburg im Super-G am Vortag, „das Glück ist bisher nicht auf unserer Seite. Aber bei der WM Top sechs – da kann ich zufrieden sein.“

In der Tat: Besser war ein Deutscher in einem WM-Super-G zuletzt 1989, als der spätere Doppel-Olympiasieger Markus Wasmeier Fünfter wurde. Zwei Jahre zuvor hatte Wasmeier mit Bronze die einzige deutsche Medaille in der zweitschnellsten Disziplin gewonnen. Statt sich weiter zu ärgern, freute sich Ferstl daher lieber mit seinem Freund Paris. „Domi ist ein guter Freund von mir, ein super Kerl“, sagte er. Im Sommer werde er den Südtiroler in dessen Heimat besuchen, um diesen großen Sieg zu feiern.

Paris, ein Freund des grimmig-aggressiven Death Metal, der dieser Leidenschaft auch in seiner Hobby-Band frönt, zeigte, dass er beim Skifahren sehr gefühlvoll vorgehen kann. Denn genau das erforderte die nicht leichte Piste in Åre. „Die Freude ist riesig“, sagte der 29-Jährige: „Ich hab lange gezittert und erst nicht gedacht, dass es reicht.“

Auch Ferstl machte seine Ankündigung wahr, fuhr couragiert über den „kleinen Wasserfall“, den „Stövelbranten“ oder durchs „Kanonenrohr“, erlaubte sich keinen schlimmen Patzer, nur „kleine Fehler“, wie er meinte: „Aber die sind immer drin, wenn man schnell fahren will“. An der Schlüsselstelle vor dem Steilhang habe er vielleicht „ein bisserl viel rausgenommen“, das war letztlich entscheidend.

Die hoch gewetteten Norweger um die angeschlagenen Olympiasieger Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud konnten Weltmeister Paris nicht das Wasser reichen. Der Österreicher Matthias Mayer, Olympiasieger von Pyeongchang, lag zwischenzeitlich vorne, schied nach einem Torfehler aber aus.

Nach einem Tag ohne Wettkämpfe wird die Alpin-WM am morgigen Freitag mit der Kombination der Frauen fortgesetzt. Am Samstag steht dann die Abfahrt der Männer, am Sonntag die Abfahrt der Frauen und damit das letzte Rennen in der Karriere der US-Amerikanerin Lindsey Vonn auf dem Programm.

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