Trainerwechsel in Leverkusen Schöne Bescherung für Heiko Herrlich

Leverkusen · Bayer Leverkusen feuert Trainer trotz dreier Siege aus den vergangenen vier Spielen und setzt auf Ex-Dortmunder Bosz.

 Wachablösung in Leverkusen: Trotz der 13 Punkte aus den vergangenen sechs Bundesligaspielen ist bei Bayer Leverkusen Schluss für Heiko Herrlich (rechts). Sein Nachfolger bei Bayer wird Peter Bosz (links).

Wachablösung in Leverkusen: Trotz der 13 Punkte aus den vergangenen sechs Bundesligaspielen ist bei Bayer Leverkusen Schluss für Heiko Herrlich (rechts). Sein Nachfolger bei Bayer wird Peter Bosz (links).

Foto: dpa/Bernd Thissen

Der vorweihnachtliche Aufschwung kam für Heiko Herrlich zu spät, die unschöne Bescherung nach einer insgesamt enttäuschenden Hinrunde daher wenig überraschend. Als Rudi Völler am Samstagabend bei ihm persönlich vor der Tür stand, war der Trainerwechsel bei Bayer Leverkusen beschlossene Sache. Einen Tag vor Heiligabend verkündete der Fußball-Bundesligist dann die Entlassung und präsentierte gleich Herrlichs Nachfolger. Der Niederländer Peter Bosz, vor fast genau zwölf Monaten bei Borussia Dortmund gescheitert, unterschrieb einen Vertrag bis 2020.

Der 55-Jährige übernimmt eine Mannschaft, die vier ihrer letzten fünf Pflichtspiele gewonnen hat und in den vergangenen sechs Liga-Spielen 13 Punkte sammelte, dabei allerdings nicht überzeugen konnte. Bayer-Sportdirektor Rudi Völler begründete die Entscheidung gegen Herrlich (47) einen Tag nach dem 3:1-Sieg gegen Hertha BSC daher auch mit der „Stagnation in der Entwicklung des Teams“.

Auch wenn die internationalen Plätze für Leverkusen wieder in Reichweite sind und „es ungewöhnlich ist, nach zwei Siegen den Trainer zu wechseln, wie Völler einräumte, „befinden wir uns nach der insgesamt nicht befriedigenden Halbserie in einer Situation, die einen Trainerwechsel aus unserer Sicht notwendig macht“.

Für die Verantwortlichen der Werkself war der Sieg nach „mehr fußballerischen Ausschlägen in der Hinrunde nach unten als nach oben“ (Völler) zu wenig. Als Tabellenneunter mit 24 Punkten sind die zum Ziel erklärten Champions-League-Plätze noch immer (zu) weit entfernt. Im DFB-Pokal und der Europa League überwintert Bayer zwar, doch auch in diesen Wettbewerben rief die Mannschaft unter Herrlich die zweifelsfrei vorhandenen Möglichkeiten zu selten ab.

Mit Bosz wolle man „versuchen, unseren ambitionierten Ansprüchen so schnell wie möglich wieder gerecht zu werden“, sagte Fernando Carro, Vorsitzender der Bayer-04-Geschäftsführung. Sportdirektor Simon Rolfes setzt auf den „offensiven, temporeichen und begeisternden Fußball“, den Bosz spielen lasse.

Nachdem Bosz mit dem niederländischen Rekordmeister 2017 völlig überraschend das Finale der Europa League erreicht hatte, stand er schon einmal auf Völlers Zettel, entschied sich damals jedoch für Dortmund. Leverkusen musste mit Herrlich vorliebnehmen. „Heiko hat unserer Mannschaft im Vorjahr nach einer zuvor sehr schwierigen Saison wichtige Impulse verliehen und uns ins internationale Geschäft zurückgebracht“, sagte Völler am Sonntag.

Der Sport-Geschäftsführer betonte zwar, dass Überzeugung und Wille, die Wende mit Herrlich zu schaffen, „bis zuletzt“ vorhanden waren. Die Trennung von dem 47-Jährigen indes stand schon vor der Begegnung mit Berlin fest: „Obwohl wir Heiko auch lange geschützt haben, sind wir schon in der Woche zu dem Entschluss gekommen, dass es mit Heiko nicht weitergeht“, sagte Völler. Herrlich hatte derweil versucht, den Spekulationen gelassen zu begegnen und dafür einen unglücklichen Vergleich gewählt. „Ein Neandertaler geht morgens raus aus der Höhle zum Jagen und blendet alle Gefahren und Unwägbarkeiten aus. Sonst könnte er nicht rausgehen. Ähnlich ist es für einen Trainer“, sagte der Ex-Profi. Es klang, als wüsste er bereits, was wenige Tage später folgen würde.

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