Attraktion oder Ärgernis?

Zürich. Eine neue Attraktion für Zuschauer und Athleten - oder nur ein aufgeblähter, komplizierter Wettbewerb? An der vor vier Monaten gestarteten Diamond League der Leichtathleten scheiden sich vor dem 13. von 14. Meetings heute in Zürich die Geister. Der Weltverband IAAF wollte seinen Sport mit dieser Serie attraktiver machen, häufiger ins Fernsehen und auf alle Kontinente bringen

Zürich. Eine neue Attraktion für Zuschauer und Athleten - oder nur ein aufgeblähter, komplizierter Wettbewerb? An der vor vier Monaten gestarteten Diamond League der Leichtathleten scheiden sich vor dem 13. von 14. Meetings heute in Zürich die Geister. Der Weltverband IAAF wollte seinen Sport mit dieser Serie attraktiver machen, häufiger ins Fernsehen und auf alle Kontinente bringen. Und er glaubt, nach einer Saison schon vieles davon erreicht zu haben. "Insgesamt bin ich zufrieden", sagt Marketing-Experte und Council-Mitglied der IAAF, Helmut Digel. "Die Fernsehresonanz ist wesentlich besser, es gibt nun auch Übertragungen in Asien oder den USA. Und die Präsentation ist professioneller."Vor allem Letzteres zweifeln einige Beobachter an. Die Anzahl von 14 Meetings in Europa, Asien und Amerika hat die Serie nicht nur lukrativer, sondern auch unübersichtlicher gemacht. Jede Disziplin wird sieben Mal ausgetragen, das heißt auch, dass der 100-Meter-Lauf mal im Programm ist und mal nicht.Dass der Gewinner des so genannten "Diamond Races" nicht automatisch der beste Athlet der Saison ist, zeigt ebenfalls ein Blick auf die Königsdisziplin: Dort liegt in der Gesamtwertung immer noch Asafa Powell vorn, obwohl er zuletzt zwei Mal verletzt fehlte und davor jeweils gegen Usain Bolt und Tyson Gay verlor. Aber der Jamaikaner hat zu Beginn der Serie viele Punkte geholt, als seine Rivalen noch gar nicht eingestiegen waren. Die alte Golden League war da einfacher zu verstehen: Nur wer bei allen sechs Meetings gewann, erhielt einen Anteil am Jackpot von einer Million Dollar. Patrick Magyar, der Direktor des Züricher Sportfestes, warnt jedoch, beide Serien aneinander zu messen. "Das ist, wie Äpfel und Birnen zu vergleichen", sagt er. Maßstab sei vielmehr der ehemalige Grand Prix mit 25 Veranstaltungen. Und im Vergleich dazu habe die Diamond League eine "bessere TV-Unterstützung und klar besser besetzte Meetings" erreicht.Die Athleten sehen das ähnlich. "Die Diamond League bringt Motivation und Selbstvertrauen. Und sie ist finanziell lukrativ", sagt Stabhochspringer Malte Mohr. Auch Disziplin-Kollegin Silke Spiegelburg findet sie positiv: "Wir haben jetzt eine Art Weltcup-Charakter wie in anderen Sportarten." Weniger beachtete Disziplinen wie Hammerwurf gehören in der Diamond League genauso dazu wie die 100 Meter. Die 10 000 Dollar für einen Tages- und 50 000 Dollar für den Gesamtsieg kann sich eine Nadeschda Ostaptschuk im Kugelstoßen genauso verdienen wie ein Usain Bolt. Ein Manko der hohen Anzahl von 14 Meetings macht sich allerdings auch hier bemerkbar: In 13 von 32 Disziplinen ist das "Diamond Race" bereits entschieden, obwohl bei den Finals in Zürich und Brüssel die doppelten Punktzahlen vergeben werden. Deutsche Athleten haben keine Chance mehr auf einen Gesamtsieg. dpa

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