Tour de France Aru knöpft Froome das Gelbe Trikot ab

Peyragudes · Chris Froome verliert in den Pyrenäen sein Gelbes Trikot an Fabio Aru. Romain Bardet lässt die Gastgeber auf den ersten Toursieg seit 1985 hoffen.

 SZ-Tour-Etappe 13

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Foto: SZ/Michael Steffen

Paukenschlag im ersten großen Duell in den Pyrenäen: Ein schwächelnder Christopher Froome hat bei der 104. Tour de France die schwerste Niederlage seit Jahren kassiert und das Gelbe Trikot abgeben müssen. Der britische Titelverteidiger verlor auf der steilen Schlussrampe der 214,5 Kilometer langen zwölften Etappe zur Bergankunft in Peyragudes den Anschluss an die Herausforderer und erreichte das Ziel erst mit 22 Sekunden Rückstand auf Tagessieger Romain Bardet (AG2R). Neuer Spitzenreiter im Gesamtklassenment ist der Italiener Fabio Aru (Astana), der Dritter wurde und nun sechs Sekunden vor Froome liegt. Bardet folgt mit 25 Sekunden Abstand auf Aru. Ich bin jetzt näher am Gelben Trikot. Es war ein idealer Tag für mich. Der Sieg ist möglich“, sagte Bardet. „Ich hatte nicht mehr drin, habe das Maximum gegeben. Das Finale war sehr, sehr schwer“ sagte Froome, der auf Tagesrang sieben kam. „Ich bin sehr, sehr glücklich“, sagte Aru, der das Strahlen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekam, nachdem er sich das Gelbe Trikot übergestreift hatte.

Nachdem sich die Top-Fahrer bis wenige hundert Meter vor dem Ziel belauert hatten, geriet Froome bei der ersten ernstzunehmenden Attacke in gravierende Schwierigkeiten. Erst zogen nacheinander Aru und Bardet sowie auch weitere Rivalen am wankenden Tour-Champion vorbei. Das Rennen um das Gelbe Trikot wird nun zum Vierkampf: Neben Froome, Aru und Bardet ist auch Rigoberto Uran (Kolumbien/Cannondale-Drapac/35 Sekunden zurück) in Schlagdistanz zur Spitze.

Dabei hatte Froomes Top-Team Sky alles daran gesetzt, seinen Kapitän in eine komfortable Ausgangsposition zu bringen. Sky kontrollierte wie gewohnt an der Spitze des Feldes das Renngeschehen, über Stunden ackerte auch Christian Knees aus Bonn für Froome im Wind. Am Port de Balès, dem längsten Anstieg des Tages rund 40 Kilometer vor dem Ziel, dezimierte Sky per Tempoverschärfung das Feld auf einen kleinen Favoritenkreis. Auch das deutsche Klettertalent Emanuel Buchmann (Bora-hansgrohe) verlor den Anschluss. Der Ravensburger kam als bester deutscher Fahrer mit 5:44 Minuten Rückstand auf Rang 23, in der Gesamtwertung ist er nun auf Platz 16 klassiert. „Für mich lief es nicht optimal“, sagte Buchmann, der nun auf Etappenjagd gehen will: „Ich habe etwas rausgenommen und Kräfte geschont. Jetzt ist mein Ziel, bei einer Gruppe dabei zu sein.“

Am Fuße des folgenden Col de Peyresourde dann der erste Schreck für Froome: Der Titelverteidiger versteuerte sich vor einem Kreisverkehr und stand wie Aru plötzlich auf einer Wiese. Das Malheur hatte jedoch keine Konsequenzen, Froome und sein Rivale fanden umgehend zurück in die von Sky dominierte Spitzengruppe. Die Schlusskilometer gerieten zum Ausscheidungsfahren: Als erster namhafter Konkurrent verlor der Kolumbianer Nairo Quintana (Movistar) die Favoriten aus den Augen, später bekam auch Ex-Tour-Sieger Alberto Contador (Trek-Segafredo) Probleme.

Sprint-König Marcel Kittel war am Tag nach seinem fünften Etappenerfolg im ungeliebten Terrain ohne Siegchance, im Kampf um das Grüne Trikot gelang ihm dank eines cleveren Schachzugs dennoch ein Teilerfolg: Kittel wagte den Sprung in die Ausreißergruppe und sammelte im Zwischensprint nach 90 Kilometer wichtige Zähler für die Punktewertung. Am Col de Menté (1. Kategorie), der dritten von sechs Bergwertungen, fiel der Träger des „Maillot vert“ aus der Spitzengruppe heraus.

Der zweite Teil des Pyrenäen-Doppelpacks ist ein denkbar kurzer: Die 13. Etappe der 104. Tour de France führt am heutigen Freitag über lediglich 101 Kilometer von Saint-Girons nach Foix – ein Spaziergang wird die Berg- und Talfahrt am französischen Nationalfeiertag dennoch auf keinen Fall. Schließlich geht es über drei Berge der erstten Kategorie (Col de Latrape, Col d‘Agnes, Mur de Péguère).

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