"Apocolympia" beim Zähneputzen

Spätestens seit dem "Super Saturday", dem "Super-Samstag", an dem britische Sportler sechs olympische Goldmedaillen gewannen, grassiert in ganz London endgültig das Olympia-Fieber. Sollte man meinen. In Hackney Wick ticken die Uhren allerdings ein wenig anders

Spätestens seit dem "Super Saturday", dem "Super-Samstag", an dem britische Sportler sechs olympische Goldmedaillen gewannen, grassiert in ganz London endgültig das Olympia-Fieber. Sollte man meinen. In Hackney Wick ticken die Uhren allerdings ein wenig anders. Die meisten Menschen in diesem Stadtteil im Osten von London haben mit Olympia wenig bis gar nichts am Hut, um es höflich zu formulieren.Mein Glück, denn ich habe in Hackney mein olympisches Zuhause gefunden. Weil die Hotels entweder viel zu teuer sind oder viel zu weit weg vom Olympia-Park in Stratford, wo die meisten Veranstaltungen stattfinden, lebe ich zur Zeit in einem kleinen Appartement in der White Post Lane in Hackney. Luftlinie zum Pressezentrum der Spiele: 250 Meter. Natürlich ist der Zugang zum Olympia-Park aus Sicherheitsgründen hermetisch abgeriegelt, so dass ich morgens dann doch eine Zeit lang zu Fuß unterwegs bin, um den ersten Zugang zu erreichen. Aber bitte: Was sind 15 Minuten im Vergleich zu den 75, die mancher Kollege braucht?

Dafür gilt es aber auch, Abstriche zu machen. In Hackney Wick leben fast nur Olympia-Gegner. Zwei davon sind sinnigerweise meine Vermieter. Und so schaue ich jeden Morgen beim Zähneputzen auf ein Plakat, auf dem "Apocolympia" steht und das über den Kommerz der Spiele lamentiert. Schade, dass meine Vermieter die Kohle für die Wohnung trotzdem genommen haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort