Anpacken statt nörgelnNadal verpasst Halbfinale beim ATP-Finale in London

London. Die Krise im deutschen Herren-Tennis wird Boris Becker dieser Tage wieder schmerzhaft vor Augen geführt. Um an alte Erfolge anknüpfen zu können, bietet das Idol dem Verband daher seine Hilfe an. "Ich finde es aktuell ein bisschen ernüchternd, wo wir stehen und wo wir mal waren", sagt Becker

 Boris Becker hält die Situation im deutschen Herren-Tennis für alarmierend. Der dreimalige Wimbledon-Sieger will nun mit anpacken, um Strukturen zu optimieren. Foto: Maurizio Gambarini/dpa

Boris Becker hält die Situation im deutschen Herren-Tennis für alarmierend. Der dreimalige Wimbledon-Sieger will nun mit anpacken, um Strukturen zu optimieren. Foto: Maurizio Gambarini/dpa

London. Die Krise im deutschen Herren-Tennis wird Boris Becker dieser Tage wieder schmerzhaft vor Augen geführt. Um an alte Erfolge anknüpfen zu können, bietet das Idol dem Verband daher seine Hilfe an. "Ich finde es aktuell ein bisschen ernüchternd, wo wir stehen und wo wir mal waren", sagt Becker. Mit dem neuen Präsidenten des Deutschen Tennis-Bundes, Karl-Georg Altenburg, und dessen Vize Charly Steeb hat es deshalb bereits eine erste Kontaktaufnahme gegeben. "Ich habe ihnen gesagt, dass ich dem deutschen Tennis gerne helfe und gerne zu Gesprächen bereit bin", sagte die frühere Nummer eins.Während in London derzeit die besten acht Profis des Jahres um den inoffiziellen WM-Titel kämpfen, befinden sich die deutschen Tennis-Spieler längst im Urlaub. Lediglich Philipp Petzschner ist beim Saisonabschluss dabei, allerdings nur im Doppel. Mit Florian Mayer (23.) und Philipp Kohlschreiber (43.) rangieren derzeit gerade einmal zwei deutsche Herren in den Top 50 der Weltrangliste. Bei den Grand-Slam-Turnieren in diesem Jahr schaffte es keiner der deutschen Profis in die zweite Woche.

Für Becker ein alarmierender Zustand. "Wir müssen dringend Strukturen verändern", fordert der dreimalige Wimbledonsieger: "Wir müssen es schaffen, wieder ein System zu finden, wo wir in fünf Jahren wieder eine Anzahl von deutschen Tennisspielern haben, die in den ersten 15 oder ersten 10 der Welt mitspielen."

Anders als schon manchmal in der Vergangenheit will es Becker dieses Mal aber nicht bei seiner Kritik belassen. Vielmehr will der 44-Jährige mit anpacken, um seinen geliebten Sport wieder in die Spur zu bringen. Er tue dies, "weil ich meine, helfen zu können". Eine offizielle Funktion benötige er dafür nicht, erklärt der 44-Jährige. "Ich brauche dafür keinen Titel. Ich habe mir in meinem Tennisleben genügend Meriten verdient, dass ich nicht Vizepräsident oder Sportwart oder sonst wie genannt werden will", sagt Becker.

Bereits in London saßen Becker und Altenburg, der Mitte des Monats Georg von Waldenfels an der Spitze des größten Tennis-Verbandes der Welt abgelöst hatte, kurz zusammen. Weitere Gespräche sind geplant. "Wir werden uns bald einmal konkreter zusammensetzen, um im Detail auszuarbeiten, was das genau heißt. Aber der Wunsch zu helfen, ist auf jeden Fall da", macht Becker deutlich. Der neue DTB-Boss nahm die Bereitschaft Beckers erfreut zur Kenntnis. "Er ist der größte deutsche Tennis-Spieler aller Zeiten", sagt der Banker: "Wenn er uns einen Rat geben will, ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, ihm zuzuhören."

Becker verfolgt die Tennis-Szene nach wie vor intensiv. Vor allem die Superstars Roger Federer und Rafael Nadal bringen ihn ins Schwärmen: "Nadal und Federer haben zusammen 26 Grand Slams gewonnen. Das ist unvorstellbar." dpa

London. Der Weltranglistenzweite Rafael Nadal hat beim ATP-Finale in London das Halbfinale verpasst. Der Spanier verlor das letzte Vorrundenspiel der Gruppe B gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga 6:7 (2:7), 6:4, 3:6.

Damit zog Tsonga als zweiter Spieler nach Roger Federer in die Runde der letzten Vier ein. Dort trifft er an diesem Samstag auf David Ferrer. Federer hatte zuvor mit dem 6:1, 3:6, 6:3 gegen den Amerikaner Mardy Fish seinen dritten Sieg gefeiert. Im Halbfinale trifft Federer am Samstag auf Novak Djokovic oder Tomas Berdych, dessen Spiel gegen Ferrer am späten Freitagabend bei Redaktionsschluss noch nicht beendet war. Der Weltranglistenerste Djokovic hatte am Freitag in Gruppe A gegen Janko Tipsarevic mit 6:3, 3:6, 3:6 verloren und war nach der zweiten Niederlage auf Schützenhilfe von Ferrer angewiesen. Im Doppel-Wettbewerb ist dagegen der Deutsche Philipp Petzschner mit seinem Partner Jürgen Melzer (Österreich) nach der Vorrunde ausgeschieden. sid

"Wenn er uns einen Rat geben will, ist es für mich eine Selbst-

verständlich-

keit, ihm zuzuhören."

Karl-Georg Altenburg, Präsident des Deutschen Tennis-Bundes

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