Angst vor dem Anstieg

Cavalese. Für die einen ist es das Nonplusultra des Skilanglaufes, für die anderen ein brutaler Viehauftrieb: Der Schlussanstieg der Tour de Ski hinauf zum Alpe Cermis polarisiert. Einige Aktive lächeln, wenn sie an die Qualen denken, die an diesem Sonntag bei der siebten und letzten Etappe der Tour auf sie warten. Andere haben Angst. "Es ist angenehm, dass darüber geredet wird

Cavalese. Für die einen ist es das Nonplusultra des Skilanglaufes, für die anderen ein brutaler Viehauftrieb: Der Schlussanstieg der Tour de Ski hinauf zum Alpe Cermis polarisiert. Einige Aktive lächeln, wenn sie an die Qualen denken, die an diesem Sonntag bei der siebten und letzten Etappe der Tour auf sie warten. Andere haben Angst. "Es ist angenehm, dass darüber geredet wird. Und man muss ja sehen, was für eine Öffentlichkeitswirksamkeit dieser Lauf hat. Zwölf TV-Stationen übertragen die Etappe live", sagt Tour-Erfinder Jürg Capol.

Die Etappe auf den 1278 Meter hohen Gipfel ist grenzwertig, fordert Läufern nach sechs Tagesabschnitten noch einmal alles ab. "Man muss den Berg mit Respekt angehen, nur so nimmt man ihn ernst", sagt Tobias Angerer, der seine Kletterkünste nicht unter Beweis stellen kann. Wegen einer Erkältung stieg er am Neujahrstag aus der Tour aus. 3,5 Kilometer ist der Anstieg lang - mit 425 Höhenmetern. Die durchschnittliche Steigung beträgt zwölf bis 14 Prozent, die steilste 28 Prozent.

"Du darfst keine Sekunde die Konzentration verlieren, sonst kommst du aus dem Rhythmus. Es kann viel passieren am Berg", sagt Axel Teichmann, Fünfter der Gesamtwertung. Nachdem er 2008 Probleme hatte, sieht er dem Finale diesmal gelassen entgegen: "Meine Form ist besser als vor einem Jahr. Hoch muss man ja sowieso, also lasse ich es auf mich zukommen." Er kann in der Gesamtwertung weit nach vorn kommen. Nach fünf von sieben Wettbewerben beträgt der Rückstand auf den Führenden Dario Cologna (Schweiz) 55,9 Sekunden.

Die Meinung, solch einen Anstieg könne man nicht trainieren, widerlegte im Vorjahr René Sommerfeldt. Er übte am Fichtelberg den Aufstieg mit Steigungen bis 14 Prozent. Das zahlte sich aus. Er holte auf den letzten Tour-Kilometern Läufer um Läufer ein und wurde am Ende Zweiter. Auch diesmal hatte er das Sondertraining auf sich genommen. Eine Erkältung stoppte aber sein Vorhaben, Rang zwei von 2008 zu wiederholen. Wie Angerer musste er aufgeben.

Auch die Frauen haben großen Respekt vor der letzten Etappe. Stefanie Böhler spricht von einem "Viehauftrieb", Evi Sachenbacher-Stehle von Angst: "Die beiden Male, als ich da hoch bin, war es so brutal hart. Davor habe ich schon Schiss." Böhler hofft nur "oben noch bei Sinnen" zu sein. "Der Berg ist für Frauen grenzwertig. Das hat mit Langlauf-Ästhetik nicht viel zu tun. Das sieht eher aus wie Bergsteigen mit Ski", sagt Bundestrainer Jochen Behle (Foto: dpa). dpa

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