Angespannt und locker zugleich

Saarbrücken · Am Wochenende beginnt in den Vereinigten Arabischen Emiraten die WM-Serie der Triathleten, die in diesem Jahr ganz im Fokus der Olympiaqualifikation steht. Gregor Buchholz will in Sachen Rio ein Wort mitreden.

Gregor Buchholz wirkt locker. "Die Aufregung kommt frühestens am Tag vor dem Rennen ", sagt der Triathlet: "Und dann ist es auch eine positive Aufregung." An diesem Samstag startet der 28-Jährige vom LAZ Saarbrücken in die neue Saison. Das erste Rennen der WM-Serie findet in Abu Dhabi statt. "Ich bin jedes Jahr aufs Neue überrascht, wie weh das erste Rennen tut", sagt der Wahl-Saarbrücker: "Im Training kann man so einen Wettkampf nicht simulieren, man kann vorher gar nicht einschätzen, wie man selbst und die anderen drauf sind."

Obwohl er konkrete Ziele für Abu Dhabi und die gesamte Saison noch nicht formulieren will, ist es sein Anspruch, unter den ersten Zehn zu landen. Buchholz ist zweifelsohne der Deutsche mit den besten Chancen in der WM-Serie und Hoffnungsträger für die Olympischen Spiele 2016. "Vom Kopf her bin ich dieses Jahr nur auf die Olympia-Qualifikation eingestellt", sagt der gebürtige Potsdamer. Zum einen muss er gute Ergebnisse erzielen, damit die Deutsche Triathlon-Union in der Nationenwertung so gut dasteht, dass sie drei Olympia-Startplätze erhält - aktuell wären es zwei -, zum anderen ist der Testlauf Anfang August in Rio de Janeiro die erste interne Olympia-Ausscheidung, wo es ein Ticket zu erobern gibt.

Dass Buchholz überhaupt an Rio denken kann, schien vor zwei Jahren unvorstellbar. Trotz großer Erfolge, darunter der U23-WM-Titel 2007, fiel er 2013 in ein Tief. "Heute arbeite ich effektiver als damals", sagt er: "Mit meinem neuen Trainer Dan Lorang haben wir die Qualität im Training gesteigert." Darüber hinaus habe er eine neue Einstellung zum Training entwickelt: Während er die Vorbereitung früher als eine Art Last ansah, sei er heute mit viel mehr Spaß bei der Sache.

Außerdem hatte Buchholz für sich selbst das "Projekt 2016" erarbeitet. Ziel war und ist es, die ganze Kraft in die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2016 zu setzen und danach mit dem Leistungssport aufzuhören. "Ich wollte es mir noch mal beweisen", erklärt Buchholz: "Hätte es sich herausgestellt, dass ich es auch mit erhöhtem Aufwand nicht schaffe, hätte ich mir eingestehen müssen, dass es keinen Sinn macht." Mit seinem Erfolg in der letzten WM-Serie (Platz elf) bewies er sich jedoch, dass Olympia ein erreichbares Ziel bleibt. "2014 war ein Fingerzeig in die richtige Richtung. Es ist mir gelungen, mehr aus dem Training herauszuholen", freut sich der Triathlet.

Druck auf seinen Schultern spürt er trotzdem nicht. Auch nicht durch Jan Frodenos Olympiasieg 2008, der die Sportart Triathlon natürlich in den Fokus gerückt hat. Frodenos Erfolg ist für Buchholz eher Motivation als Einschüchterung: "Man sieht, dass es jemand aus diesem System heraus geschafft hat", sagt er: "Vergleiche mit Jan machen mir nichts aus. Ich mache einfach mein Ding."

Trotzdem schaut er auch auf die Konkurrenz. Vor allem auf die britischen Brüder Alistair und Jonathan Brownlee, bei den Spielen 2012 Gold- und Bronze-Gewinner. Sie muss Buchholz schlagen, wenn er an die Spitze will. "Natürlich haben sie Riesen-Talent. Vor allem aber sind sie absolute Wettkampftypen, die das mentale Spiel, gewinnen zu wollen, perfekt draufhaben", sagt er. Ihr Hauptziel sei es, die anderen Teilnehmer einzuschüchtern. Sie seien extrem aggressiv, schrien sogar andere Wettkämpfer während des Rennens an. "Um gegen sie zu bestehen, muss man mental genauso stark sein", erklärt Buchholz: "Man muss sich von ihren Spielchen unbeeindruckt zeigen, dieselbe Siegesmentalität ausstrahlen und sie während des Rennens einfach attackieren." Dafür nimmt er auch mentales Training. "Man muss lernen zu sagen: Ich bin so geil, ich gewinne das jetzt", erklärt Buchholz, "das ist das Geheimrezept. Man muss sich eine gewisse Arroganz aneignen und ihnen andauernd zeigen, dass sie schlagbar sind".

Gregor Buchholz scheint also einen genauen Plan zu haben - für die WM-Serie und für die Olympia-Qualifikation. Da kann ein wenig Aufregung doch auch nicht schaden.

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Auf Einen BlickDer Triathlon-Weltverband (ITU) vergibt die WM-Titel in der Olympischen Distanz (1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren, 10 Kilometer Laufen) in einer Rennserie. 2015 werden zehn Veranstaltungen ausgetragen. Los geht es an diesem Wochenende in Abu Dhabi , das Finale findet in Chicago (15. bis 20. September) statt. Bei den Männern starten in Abu Dhabi neben Gregor Buchholz Franz Löschke und Justus Nieschlag, bei den Frauen Rebecca Robisch (TF Saarlouis), Anne Haug, Hanna Philippin, Sophia Saller und Laura Lindemann. red

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