Angekommen im Olymp
Glendale · Sebastian Vollmer hat als erster Deutscher den Super Bowl der National Football League (NFL) gewonnen. Der 30-Jährige setzte sich mit den New England Patriots im Finale mit 28:24 gegen die Seattle Seahawks durch.
Auch im größten Moment seiner Karriere war Sebastian Vollmer die Ruhe selbst. Während seine Teamkollegen von den New England Patriots nach dem Triumph im Super Bowl wie entfesselt über das Spielfeld rannten und mit den Fans feierten, genoss der 30-Jährige den bedeutenden Moment im Kreis seiner Familie. Vollmer war überglücklich, nach ausuferndem Jubel stand dem ersten deutschen NFL-Champion aber nicht der Sinn.
"Ein Wahnsinnsgefühl"
"Mir fehlen ein wenig die Worte", sagte Vollmer frisch geduscht in der Kabine. Auch mit etwas Abstand hatte der Footballprofi aus Kaarst nach dem 28:24 im Krimi gegen Titelverteidiger Seattle Seahawks Schwierigkeiten, die Erlebnisse zu verarbeiten: "Es ist der Olymp unseres Sports. Es ist ein Wahnsinnsgefühl."
In seinem sechsten Jahr in der National Football League ist Vollmer endlich am Ziel der Träume angekommen, er hat Geschichte geschrieben. Gleichzeitig ist die Enttäuschung von 2012 vergessen, als er schon einmal im Endspiel stand, mit seinen Patriots aber an den New York Giants scheiterte (17:21). Immer wieder musste Vollmer daran denken. Nun kann er die Vergangenheit ruhen lassen. "Wahnsinn, mein Junge. Feier schön", schrieb Dirk Nowitzki bei Twitter . Der Würzburger weiß, was auf Vollmer zukommt. Das Medieninteresse wird noch einmal steigen, dazu steht noch der Besuch im Weißen Haus bei US-Präsident Barack Obama an. Nowitzki kennt das alles, er hatte vor dreieinhalb Jahren als erster deutscher Basketballer den NBA-Titel geholt. Uwe Krupp (1996) schaffte es als Erster in der Eishockey-Profiliga NHL.
Vollmer gehört nun zu einem elitären Kreis. Viel macht er sich nicht daraus ("Das hat mit meiner Nationalität wenig zu tun"). Über die Konsequenzen für den Sport in seiner Heimat macht sich der Riese wenig Gedanken. "Was das für deutsche Fans bedeutet, weiß ich nicht. Wenn jetzt jemand mit Football anfängt, wäre das super."
Deutschland ist weit weg, und es gab Wichtigeres. Patriots-Besitzer Robert Kraft schmiss direkt nach dem Spiel eine Party im Hotel. Wie auf dem Feld stand Vollmer dabei eher nicht im Mittelpunkt, der gefeierte Mann dürfte wie immer Tom Brady gewesen sein.
Brady schreibt Geschichte
Als erster Quarterback der NFL-Geschichte spielte der 37-Jährige bei seinem sechsten Super Bowl . Durch den Gewinn des vierten Meisterrings zog er mit Joe Montana und Terry Bradshaw, Rekordhalter unter den Spielmachern, gleich.
"Es ist ein großartiger Sieg. Wir haben alles da draußen gelassen", sagte Brady. Dabei hatte es in der Schlussphase so ausgesehen, als würde New England wieder leer ausgehen. Erst 20 Sekunden vor Schluss leistete sich Russell Wilson, Quarterback der Seahawks, beim Stand von 24:28 einen fatalen Fehlpass. Patriots-Spieler Malcolm Butler fing den Ball Zentimeter vor der Endzone ab und verhinderte den Touchdown - der Meister war entthront.
"Ich habe den Jungs gesagt, dass es mein Fehler war", sagte Seahawks-Trainer Pete Carroll. Ein Laufspiel über den erneut überragenden Marshawn Lynch ("Das Biest") wäre die bessere Variante gewesen. "Ich habe auf die Entscheidung der Trainer gehört, das mache ich immer", sagte Wilson kleinlaut. Während der 26-Jährige eine große Chance liegen ließ, führte Brady die Patriots zum vierten Titel nach 2002, 2004 und 2005. Jetzt kann der Vater dreier Kinder langsam über den Rückzug nachdenken.
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Auf einen BlickVereine mit den meisten Siegen im Super Bowl : 6 Siege: Pittsburgh Steelers (1975, 1976, 1979, 1980, 2006, 2009).5 Siege: Dallas Cowboys (1972, 1978, 1993, 1994, 1996); San Francisco 49ers (1982, 1985, 1989, 1990, 1995).4 Siege: Green Bay Packers (1967, 1968, 1997, 2011); New York Giants (1987, 1991, 2008, 2012); New England Patriots (2002, 2004, 2005, 2015).3 Siege: Oakland/Los Angeles Raiders (1977, 1981, 1984); Washington Red skins (1983, 88, 92). dpa
