Andreasens Volleyball-Tor und viele Fragen

Köln · Die beiden Sonntagspiele in der Fußball-Bundesliga wurden durch irreguläre Treffer entschieden. Entsprechend groß war die Aufregung – vor allem nach dem Tor des Hannoveraners Leon Andreasen zum 1:0 gegen den 1. FC Köln.

Fangen wäre deutlicher gewesen. Nach Leon Andreasens spielentscheidendem Volleyball-Tor für Hannover 96 wurden in Köln deshalb nahezu alle grundlegenden Fragen des Fußballs heißblütig diskutiert: Gibt es noch Moral und Fair Play? Sind die Schiedsrichter zu überheblich? Und wieder einmal: Braucht es den Fernsehbeweis?

Das Handspiel zum 1:0 (1:0) von Hannover 96 war allerdings zu deutlich, als dass es nur mit technischen Hilfsmitteln aufklärbar gewesen wäre. Dennoch spottete Kölns Trainer Peter Stöger: "Wir haben jede Woche vier oder fünf gravierende Fehlentscheidungen. Aber Hauptsache, wir haben die Torlinientechnik eingeführt. Die wird ja so häufig gebraucht." In ihrer ersten Saison in der Bundesliga bis jetzt noch gar nicht. Dafür hatte auch der VfB Stuttgart am Sonntag gegen den FC Ingolstadt (1:0) durch ein Abseitstor gewonnen.

FC-Manager Jörg Schmadtke stellte die Frage nach der Qualität der "vier Herrschaften, die sogar Geld dafür bekommen. Ich habe gelesen, wir hätten die besten Schiedsrichter der Welt. Aber ich werde jede Woche eines Besseren belehrt." Stöger warf den Unparteiischen mangelnde Kritikfähigkeit vor: "Sie haben zu 90 Prozent ein Problem damit, Kritik anzunehmen. Das geht in Richtung Überheblichkeit." Nach dem Spiel gestand Bastian Dankert seinen Fehler aber immerhin ein. "Sicherlich ist man unter den 48 500 Zuschauern, die im Stadion waren, derjenige, der am meisten enttäuscht ist", erklärte der 35-Jährige, der seit 2014 auf der Fifa-Liste steht: "Nach dem Studium der Bilder muss man sagen, dass das auf diesem Niveau nicht passieren darf."

Schmadtke befand, Dankert hätte Andreasen befragen müssen. Er wundere sich, dass dieser Impuls angesichts der vielen Proteste nicht gekommen sei: Der frühere Fifa-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer sagte: "Hätte Andreasen dann gelogen, hätte er den Schwarzen Peter gehabt." Genau dagegen wehrte sich wiederum Stöger. "Es ist der Job des Schiedsrichters, das zu erkennen", sagte der Österreicher, der dem Assistenten nach der Fehlentscheidung ironisch seine Brille angeboten hatte: "Wenn bei mir Dinge nicht funktionieren, kann ich auch niemanden fragen, ob er nicht eine Idee hätte."

96-Trainer Michael Frontzeck nahm Fragen nach der Rechtmäßigkeit des Tores persönlich. "Wir müssen uns nicht entschuldigen", sagte der 51-Jährige und verteidigte Andreasen. Dem machte nicht einmal der Gegner einen Vorwurf. "Ich kann verstehen, dass er nicht zum Schiedsrichter geht - in der Situation, in der Hannover sich befindet", erklärte FC-Torhüter Timo Horn. Vorwürfe, er habe betrogen, wehrte Andreasen erzürnt ab: Es sei natürlich ein Handspiel gewesen, bestätigte der Däne, er fühlte sich aber dennoch eher als Opfer. "Für mich ist es ein blödes Gefühl, ich bin normal ein fairer Spieler. Die Situation ist für mich nicht so lustig", erklärte er.

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