2. Fußball-Bundesliga An ein Wunder glaubt niemand so richtig

Kaiserslautern · Wenn der 1. FC Kaiserslautern am Freitag in Bielefeld nicht gewinnt, ist der Abstieg in die 3. Fußball-Liga endgültig besiegelt.

 Die Lauterer Ruben Jenssen, Halil Altintop und Leon Guwara (von links) müssen heute mit dem FCK in Bielefeld gewinnen, um den letzten Funken Hoffnung auf den Klassenverbleib am Leben zu erhalten.

Die Lauterer Ruben Jenssen, Halil Altintop und Leon Guwara (von links) müssen heute mit dem FCK in Bielefeld gewinnen, um den letzten Funken Hoffnung auf den Klassenverbleib am Leben zu erhalten.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Für Horst Eckel ist die Höllenfahrt der Roten Teufel ein Mysterium. „Ich kann es immer noch nicht begreifen“, sagt der letzte noch lebende Weltmeister von 1954, bei dem der bevorstehende Abstieg seines 1. FC Kaiserslautern eine Mischung aus Verzweiflung, Trauer und Wut hervorruft: „Ich hoffe bis zuletzt, dass sich die Mannschaft durch ein Wunder noch retten kann, auch wenn das vielleicht unrealistisch ist.“

20 Jahre nach dem sensationellen Gewinn der deutschen Meisterschaft als Aufsteiger wird der viermalige Meister wohl erstmals in seiner ruhmreichen Geschichte in die 3. Liga absteigen. An die Rettung glaubt beim FCK vor dem Spiel am Freitag bei Arminia Bielefeld (18.30 Uhr/Sky) so gut wie niemand mehr. „Gefühlt sind wir ja seit vier Monaten abgestiegen. Es war klar, dass diese Situation kommt“, sagt Trainer Michael Frontzeck. Sollte das Schlusslicht in Ostwestfalen nicht gewinnen, wäre der Absturz als Ergebnis einer jahrzehntelangen Fehlentwicklung perfekt.

Für FCK-Ikone Eckel ein Desaster mit Ansage. „Es hätte in einem so großen Club nie so weit kommen dürfen“, sagt der 86-Jährige: „Wenn man in die Krise rutscht, sportlich wie finanziell, dann muss sich doch irgendjemand sofort dagegen wehren. Stattdessen wurde die Situation über Jahre laufen gelassen.“

Selbst bei einem Sieg in Bielefeld ist der Gang in die 3. Liga für den Verein der fünf Weltmeister von 1954 um Kapitän Fritz Walter wohl nur noch eine Frage von Tagen. Das wissen auch die Verantwortlichen, die nach den zahlreichen Beben am Betzenberg in der Vergangenheit zum Großteil erst seit ein paar Monaten im Amt sind. Deshalb planen Vorstandsboss Michael Klatt, Sportvorstand Martin Bader, Aufsichtsratsboss Patrick Banf, Sportdirektor Boris Notzon und Trainer Frontzeck längst die kommende Saison in den ungewohnten Niederungen – mit einem auf fünf Millionen Euro halbierten Etat.

Das wichtigste Signal kam in der vergangenen Woche vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). Der FCK erhält die Lizenz für die 3. Liga – wenn auch nur unter Auflagen und Bedingungen. Dennoch gilt das bereits als Erfolg. Dem chronisch klammen Club drohte bis zuletzt die Regionalliga. Nur durch das Entgegenkommen der Stadt, die der umstrittenen Reduzierung der Stadionmiete von 3,2 Millionen Euro pro Jahr auf 425 000 Euro auf Kosten der Steuerzahler zustimmte, können die Pfälzer die 3. Liga vielleicht stemmen. „Die Auflagen sind ihm Rahmen dessen, was wir erwartet haben. Hierauf sind wir vorbereitet und werden unsere Pläne weiter umsetzen“, sagte Klatt.

Konkret fehlen dem zweimaligen Pokalsieger noch Sponsorengelder. Die Chefetage geht davon aus, die nötigen Abschlüsse hinzubekommen. „Der DFB will Sponsorenverträge sehen. Die müssen jetzt noch verhandelt werden“, äußerte Bader: „Mit den wichtigen Partnern müssen Verträge für die 3. Liga geschlossen werden. Die Signale sind klar.“ Auch Banf ist optimistisch. „Weil wir ordentlich gearbeitet haben, sind wir selbstbewusst und sagen, dass wir die Auflagen erfüllen können“, sagte der neue starke Mann: „Wir müssen alle gemeinsam die Aufgabe annehmen, wenn es so kommt.“

Das hat Notzon mit Blick auf den Kader bereits getan. Obwohl nur drei aktuelle Verträge für die 3. Liga gelten, soll eine schlagkräftige Truppe auf dem Platz stehen. „Wir sind mit vielen Spielern in Kontakt“, sagte der Sportchef: „Jetzt müssen wir Entscheidungen fällen.“ Die wichtigste Entscheidung für die Zukunft des Clubs soll am 3. Juni fallen. Dann stimmen die Mitglieder über den Plan zur Ausgliederung des Profibereichs ab. Laut den Bossen würde nur die Zustimmung Hoffnung auf bessere Zeiten machen.

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