Umstrittenes Projekt sorgt für Ärger Am Samstag drohen die nächsten Proteste

Frankfurt · Spiele von Chinas U20 werden immer mehr zum Politikum. Auch beim FSV Frankfurt sollen Tibet-Fahnen hängen.

 Gefragter Mann: DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann hatte den Medien nach dem Spiel in Mainz einiges zu erklären.

Gefragter Mann: DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann hatte den Medien nach dem Spiel in Mainz einiges zu erklären.

Foto: dpa/Hasan Bratic

Proteste, diplomatische Verstimmungen, verärgerte Gäste: Die ohnehin kritisch beäugte Reise der chinesischen U20-Nationalmannschaft durch die deutsche Fußballprovinz wird vor der Partie beim FSV Frankfurt zum Politikum. Während China nach Aktionen von Tibet-Unterstützern im ersten Spiel in Mainz Konsequenzen forderte, rief der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zu mehr Gelassenheit auf. Die Antwort aus Peking kam prompt. „Gegenseitiger Respekt ist der richtige Weg, um seine Gäste zu behandeln“, sagte der Sprecher des chinesische Außenministeriums, Lu Kang. Zwei Länder sollten sich gegenseitig mit Respekt begegnen.

Der DFB hatte differenziert auf den Eklat reagiert. „Die Proteste können wir nicht verbieten, es gibt das Recht auf freie Meinungsäußerung“, sagte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann: „Wir wollen aber auch gute Gastgeber sein. Insofern sind wir nicht glücklich über diese Vorkommnisse. Wir werden nun noch einmal das Gespräch mit der chinesischen Delegation zu diesem Thema suchen und ihr empfehlen, gelassener mit solchen Aktionen umzugehen“, sagte Zimmermann.

Chinas U20-Fußballer bestreiten im Rahmen einer Kooperation mit dem Deutschen Fußball-Bund Testpartien gegen Regionalliga-Teams, die dafür 15 000 Euro erhalten. Der FSV Frankfurt lehnt jegliche Einschränkungen der freien Meinungsäußerung beim Spiel am kommenden Samstag (14 Uhr) ab. „Wir weichen keinen Zentimeter von den Grundrechten unserer Demokratie ab, zu denen auch die Meinungsfreiheit gehört“, sagte FSV-Präsident Michael Görner. Beim ersten Gastspiel der Chinesen am vergangenen Samstag beim TSV Schott Mainz hatten Aktivisten der Tibet-Initiative Stuttgart in der ersten Halbzeit Tibet-Fahnen entrollt. Chinas Nachwuchskicker hatten daraufhin den Platz verlassen. Die Partie wurde nach einer Pause fortgesetzt. Für Mainz gab es keinen Grund, „gegen den friedlichen Protest der „Initiative für ein freies Tibet““ vorzugehen. Der TSV schätzt und respektiert das in Deutschland geltende Recht zur freien Meinungsäußerung“, hieß es in einer Stellungnahme des Vereins.

Für Samstag geplante Aktionen will auch der FSV nicht verbieten. „Ich weiß, dass unsere Fans ein Banner angemeldet haben, auf dem sie auf die freie Meinungsäußerung in Deutschland hinweisen, und dass sie auch eine Tibet-Fahne aufhängen wollen“, sagte Görner. Solange sich die Meinungsäußerung im Rahmen der Gesetze abspiele, werde der Verein sich nicht einmischen. „Wenn die Chinesen ein Problem damit haben, müssen sie sich überlegen, ob sie überhaupt noch weitere Freundschaftsspiele in unserem Land bestreiten wollen“, sagte Görner an und versprach: „Wir werden gute Gastgeber sein.“

Nach der Machtübernahme der Kommunisten 1949 in Peking und dem Einmarsch der Volksbefreiungsarmee 1950 in Tibet hatte sich die Volksrepublik das Hochland als autonome Region einverleibt. Viele Tibeter fühlen sich politisch, kulturell und wirtschaftlich diskriminiert, während Peking separatistische Bestrebungen in dem Hochland beklagt.

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