Als sein Herz aufhörte zu schlagenEin Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum Schluss?

Silverstone. Silverstone, 11. Juli 1999: Michael Schumacher rast mit seinem Ferrari geradewegs in die Reifenstapel. Den Formel-1-Fans stockt der Atem. Der Wagen ist vollkommen hinüber, und Schumacher wird unter größter Vorsicht geborgen. Sein Zustand ist kritisch. "Ich liege da und merke, wie ich mich wieder so ein bisschen fange und beruhige und fühle meinen Herzschlag

 Nach dem Frontal-Crash in den Reifenstapel vor elf Jahren in Silverstone war Michael Schumachers Ferrari in Höhe der Vorderradaufhängung zerbrochen. Foto: dpa

Nach dem Frontal-Crash in den Reifenstapel vor elf Jahren in Silverstone war Michael Schumachers Ferrari in Höhe der Vorderradaufhängung zerbrochen. Foto: dpa

Silverstone. Silverstone, 11. Juli 1999: Michael Schumacher rast mit seinem Ferrari geradewegs in die Reifenstapel. Den Formel-1-Fans stockt der Atem. Der Wagen ist vollkommen hinüber, und Schumacher wird unter größter Vorsicht geborgen. Sein Zustand ist kritisch. "Ich liege da und merke, wie ich mich wieder so ein bisschen fange und beruhige und fühle meinen Herzschlag. Und fühle plötzlich, wie er immer weniger wird und komplett aufhört", erinnert sich Schumacher.

Jetzt kehrt er mit 41 Jahren an diesem Wochenende an den Ort seines schwersten Formel-1-Unfalls zurück. Am Sonntag (14 Uhr, live bei RTL und Sky), wenn das Rennen über die Bühne geht, jährt sich der schwere Unfall auf den Tag genau zum elften Mal. "An Silverstone habe ich ganz unterschiedliche Erinnerungen", sagt Schumacher, "doch das Positive überwiegt, und deshalb freue ich mich sehr auf dieses Rennen."

Drei Mal - in den Jahren 1998, 2002 und 2004 - konnte er auf dem Kurs im motorsportverrückten England gewinnen. Von einem Sieg in diesem Jahr ist der Rückkehrer eher weit entfernt. Nach zuletzt zwei Rennen ohne einen einzigen Zähler und Platz neun mit gerade mal 34 Punkten tut ein Erfolgserlebnis für den Star-Piloten des deutschen Mercedes-Teams Not, zumal die Werke auf der Insel den Auftritt auch zu einer Art Heimspiel machen. "Ist ja klar, dass der Grand Prix in Silverstone ein ganz besonderes Rennen für uns ist. Hier sind wir ganz nah bei all denen, die sich in der Fabrik in Brackley wirklich die größte Mühe geben, damit wir uns nach unserem schwierigen Start in diese Saison steigern können", betont Schumacher.

Nach dem taktischen Missgriff seiner Mannschaft in Valencia und einer Leistung, die laut Schumacher ebenfalls nicht so war wie erhofft, hält sich der siebenmalige Weltmeister mit Prognosen zurück. Es sei schwer zu sagen, "wie wir beim britischen Grand Prix abschneiden werden". Probleme bleiben die Geschwindigkeit in der Qualifikation und die Reifen.

Wenn die Motoren am Wochenende aufheulen, dürfte Schumacher kaum mehr daran denken, was vor elf Jahren auf dem Kurs passierte. Er hatte sich einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen. 98 Tage später gab der damalige Ferrari-Pilot sein Comeback und einige Jahre danach einen Einblick in seine Gedanken an diesem 11. Juli 1999. "Und dann denke ich: Aha, so fühlt es sich wahrscheinlich an, wenn du dann auf dem Weg nach oben bist." Er wisse nicht, wie lange er weg war oder ob es einfach nur eine eine Ohnmacht oder ein Schockzustand war. "Ich weiß nur, dass mein Herz aufgehört hat zu schlagen, von meinem Gefühl her. Es war eine interessante Erfahrung", sagt Schumacher. dpa

Silverstone. Nun muss wohl Sebastian Vettel für ein deutsches WM-Erfolgserlebnis am Sonntag sorgen. Fit für die zweite Halbzeit der Formel-1-Saison ist der Heppenheimer Red-Bull-Pilot jedenfalls. "Sehr gut" sei seine körperliche Verfassung, sagt Vettel vor dem Großen Preis von Großbritannien. "Wir haben erst Halbzeit und ich trainiere regelmäßig, aber ich mache auch Pausen, um verlorene Energien wieder aufzutanken", betont der Hesse.

Doch auch die Konkurrenz ist beim England-Klassiker voller Tatendrang. Spitzenreiter Lewis Hamilton und WM-Titelverteidiger Jenson Button könnten im McLaren-Mercedes ein bisschen Revanche fürs WM-Aus der "Three Lions" in Südafrika nehmen, und Spaniens Fernando Alonso wird im Glücksgefühl des WM-Einzugs der eigenen Nationalmannschaft mächtig Gas geben.

Vettel steht also vor keiner leichten Aufgabe in Silverstone - und auch nicht danach. "Bisher ist die Saison wirklich sehr spannend. Ich glaube, dass das jetzt mal so bleiben wird", sagt der Fahrer, der am vergangenen Samstag 23 Jahre alt geworden ist. "Es gibt einige Fahrer, die ganz vorne mitmischen und die großen Punkte einfahren können." Dazu zählt auch sein wieder genesener Teamkollege Mark Webber.

Aktuell liegt Sebastian Vettel (115) zwölf Zähler hinter Lewis Hamilton (127). Jenson Button konnte bislang 121 Punkte gutschreiben. Zehntausende englische Fans wären sicher "not amused", wenn ausgerechnet ein Deutscher die Formel-1-Party im eigenen Land durchkreuzen würde. Wie das geht, weiß Vettel. Vor einem Jahr siegte er auf dem Traditionskurs in Silverstone. Mit einem weiteren Erfolg könnte er als WM-Führender zum Rennen auf dem Hockenheimring reisen. dpa

"Ich dachte: Aha, so fühlt

es sich wahrscheinlich an, wenn du dann auf dem Weg nach oben bist."

Michael Schumacher über seinen Unfall

in Silverstone

vor elf Jahren

Hintergrund

Der brasilianische Pilot Bruno Senna wird beim Großen Preis von Großbritannien nicht für das Hispania Racing Team (HRT) an den Start gehen. Auf der Internetseite der Formel 1 hieß es, dass der Japaner Sakon Yamamoto am Wochenende auf dem Kurs in Silverstone für das neue spanische Team Gas geben wird. Gründe dafür, den Neffen der 1994 verstorbenen Formel-1-Legende Ayrton Senna durch den 14-maligen Grand-Prix-Starter auszutauschen, nannte HRT mit dem deutschen Teamchef Colin Kolles nicht. dpa

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