Fußball-WM in Russland Als „Krieger“ in das erste K.o.-Spiel

Sotschi · Bundestrainer Joachim Löw beschwört vor dem Duell mit Schweden die Qualität seiner Nationalspieler. Hummels fällt aus.

Der Druck ist gewaltig, die Angst vor der Blamage groß: Auf der Jagd nach dem fünften Stern steht für Weltmeister Deutschland das erste von sechs möglichen K.o.-Duellen an – und alles auf dem Spiel. "Wir stehen mit dem Rücken an der Wand", sagte Bundestrainer Joachim Löw vor der wegweisenden Partie gegen Schweden am Samstag (20 Uhr/ARD) in Sotschi. Dabei wird Löw, der demonstrativ Gelassenheit ausstrahlte, "sehr wahrscheinlich" auf Mats Hummels verzichten müssen. Der Innenverteidiger verrenkte sich einen Halswirbel. "Er kann in kein Kopfball-Duell gehen", berichtete Löw. Antonio Rüdiger oder Niklas Süle werden Hummels ersetzen.

Bei einer Niederlage wäre die DFB-Auswahl erstmals in ihrer langen WM-Geschichte in der Vorrunde gescheitert – wenn außerdem Mexiko zuvor gegen Südkorea zumindest einen Punkt holt. "Wir müssen liefern", beschreibt Löw die Situation. Sami Khedira forderte gegen die abwehrstarken Skandinavier "die Mentalität von elf Kriegern".

Geredet hat die Mannschaft nach dem Fehlstart gegen Mexiko (0:1) genug. Das fehlerhafte taktische Verhalten wurde angesprochen, der Teamgeist beschworen. Jetzt müssen die Stars in der Confed-Cup-Oase Sotschi die angekündigte Reaktion zeigen. "Wir haben keinen Joker, keinen Bonus mehr", sagte Khedira.

Dafür wird Löw auf neues Personal setzen. Marco Reus drängt nach starker Vorbereitung ins Team. Er könnte Julian Draxler links offensiv ersetzen oder sogar für Timo Werner in den Sturm rücken. Der Auersmacher Jonas Hector wird nach überstandenem Infekt Marvin Plattenhardt als Linksverteidiger ablösen. Mario Gomez und Ilkay Gündogan gelten als Alternativen für Werner und Khedira. Ungeachtet des Personals muss der Titelverteidiger im Fischt-Stadion eine größere Laufbereitschaft an den Tag legen. Sonst droht dem DFB-Team das gleiche Schicksal wie Frankreich (2002), Italien (2010) und Spanien (2014) – das blamable Vorrunden-Aus als amtierender Weltmeister. Löw forderte "absolute Hingabe" sowie "absolute Leidenschaft".

Gegen Mexiko ließ sich das deutsche Team wie eine Jugendmannschaft auskontern. Die riesigen Lücken zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen müssen geschlossen werden. Löw setzt auf mehr Disziplin: "Wir müssen Korrekturen vornehmen. Die Wachsamkeit im Umschalten, die schnelle Reaktion nach Ballverlusten – da hat es in allen Mannschaftsteilen nicht gestimmt." Dies gilt in erster Linie für die Doppel-Sechs mit Khedira und Toni Kroos, aber auch für die Außenverteidiger Joshua Kimmich und diesmal Hector.

Schweden wird nach dem Auftaktsieg gegen Südkorea (1:0) kompakt stehen und auf deutsche Ballverluste lauern. Da sind Geduld und Kreativität gefragt. "Wir müssen in Laufwege investieren. Wenn wir ein paar hohe Bälle in den Strafraum spielen, werden wir keine Chance haben", sagte Löw. In dieser Drucksituation sind besonders die Führungsspieler gefragt. Kapitän Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Kroos, Khedira, Mesut Özil und Thomas Müller stehen besonders in der Verantwortung. Sein "grundsätzliches Vertrauen" in die Weltmeister sei nicht erschüttert, sagte Löw: "Warum sollten wir nach einem Spiel alles infrage stellen? Das wäre ja fatal!" Mario Gomez assistierte: "Wir sind immer noch eine Mannschaft mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Jetzt müssen wir diese Fähigkeiten auf den Platz bringen." Die Mannschaft werde gewinnen, "die mehr will. Und das werden wir sein."

Und wenn nicht? Natürlich wäre ein Vorrunden-Aus ein Misserfolg, sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff. Aber: "Das ändert nichts daran, was wir in den letzten 14 Jahren geleistet haben. Das kann uns keiner mehr nehmen."

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