Alonso regiert, Vettel frustriertFrustrierende Zeiten für Timo Glock sollen in der nächsten Saison vorbei sein

Hockenheim. Rund zwei Stunden nach Rennende war die Laune des Weltmeisters endgültig ruiniert. Schon bei der Siegerehrung des Großen Preises von Deutschland hatte Sebastian Vettel nicht glücklich ausgesehen. Neben ihm duschte Sieger Fernando Alonso im Champagner, Vettel lächelte gequält. "Ich habe alles probiert, mehr war einfach nicht drin", sagte er

 Der eine freut sich, dem anderen stinkt's gewaltig: Während Fernando Alonso (links) seine WM-Führung ausbaute, verlor Titelverteidiger Sebastian Vettel an Boden ein. Foto: Suki/dpa

Der eine freut sich, dem anderen stinkt's gewaltig: Während Fernando Alonso (links) seine WM-Führung ausbaute, verlor Titelverteidiger Sebastian Vettel an Boden ein. Foto: Suki/dpa

Hockenheim. Rund zwei Stunden nach Rennende war die Laune des Weltmeisters endgültig ruiniert. Schon bei der Siegerehrung des Großen Preises von Deutschland hatte Sebastian Vettel nicht glücklich ausgesehen. Neben ihm duschte Sieger Fernando Alonso im Champagner, Vettel lächelte gequält. "Ich habe alles probiert, mehr war einfach nicht drin", sagte er. Da durfte er sich noch als Zweiter fühlen.

20-Sekunden-Strafe

Doch dann schlugen die Renn-Kommissare zu. Tatort: Spitzkehre in Hockenheim: In der vorletzten Runde quetschte sich Vettel beim Anbremsen neben McLaren-Pilot Jenson Button und beschleunigte den Briten nach der Kurve aus. Neben der Strecke. "Ich wollte eine Kollision vermeiden und Jenson Platz lassen", beteuerte Vettel. Die Rennleitung sah das anders und brummte ihm für den Regelverstoß eine 20-Sekunden-Strafe auf. Folge: Der Weltmeister rutschte auf den fünften Platz zurück und büßte wichtige WM-Punkte ein.

Zur Saison-Halbzeit ist Alonso auf dem besten Weg, Vettel zu entthronen und seinem dritten WM-Titel entgegen zu fahren. Nach seinem dritten Saisonsieg liegt der Spanier in der Gesamtwertung mit 154 Punkten 34 Zähler vor Red-Bull-Pilot Mark Webber (in Hockenheim nur Achter) und sogar 44 Punkte vor Vettel.

Den 30. Sieg seiner Karriere fuhr Alonso im Stil eines Champions ein. Vom Start weg führte er. Dennoch wollte der Ferrari-Star nicht von einer Vorentscheidung im Titelrennen reden: "Wir haben nicht das schnellste Auto. Wir müssen uns weiter verbessern."

Vettel konnte da nur mit den Achseln zucken: Auch im fünften Anlauf verpasste der Doppel-Weltmeister seinen ersten Heimsieg. Der Große Preis von Deutschland ist eines von nur drei Rennen, das der Red-Bull-Pilot noch nicht gewinnen konnte. Die anderen beiden sind Kanada und Ungarn. "Vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr", sagte er zähneknirschend. Einige Runden lang durfte er dieses Mal vom Erfolg träumen, setzte Alonso unter Druck. Doch dann bekam er Probleme mit dem KERS-System, zudem verlor Vettel Zeit, als sich der nach einem Reifendefekt weit zurückliegende Lewis Hamilton wieder zurückrundete. "Dabei hat er mich behindert. Ich weiß nicht, was das sollte", ärgerte sich Vettel.

Der Renntag hatte bereits ungemütlich begonnen: Um 9.55 Uhr ließ der Automobil-Weltverband Fia ein Schriftstück des Technischen Delegierten Jo Bauer verteilen. Der oberste Regelhüter aus dem saarländischen Friedrichsthal teilte darin mit, dass er die Red-Bull-Autos für nicht regelkonform hält. Bauer hatte festgestellt, dass der Rennstall die Motorelektronik verändert hatte, um so eine bessere Aerodynamik zu erreichen. Drei Stunden lang musste Red Bull zittern, erst dann gaben die Renn-Kommissare grünes Licht fürs Rennen.

Für Mercedes endete das Heimrennen enttäuschend: Michael Schumacher blieb von Startplatz drei aus der zweite Podestplatz der Saison verwehrt. Er wurde nur Siebter, Nico Rosberg wurde Zehnter. Hockenheim. Timo Glock sitzt im Motorhome und versucht, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Wieder mal ist es ein Wochenende zum Vergessen. Dann bricht es aus ihm heraus. "Natürlich ist es frustrierend. Gerade beim Heimrennen. Auf den Geraden bin ich mit Abstand der Langsamste." Selbst Marussia-Teamkollege Charles Pic, nicht als Naturtalent bekannt, ist schneller. "Wir haben den Fehler noch nicht gefunden", sagt Glock.

Probleme ist der Hesse gewohnt. Erst recht, seit er für sein jetziges Team fährt. Also seit drei Jahren. "Wir werden jetzt von McLaren unterstützt. Es geht nach vorne", war der Hesse bei der Vertragsverlängerung vor einem Jahr noch voller Optimismus. Doch statt einen Schritt nach vorn zu machen, muss er nun sogar in den Rückspiegel schauen. Selbst das chronische Formel-1-Schlusslicht HRT hat schon zum Überholen angesetzt. Glocks beste Ergebnisse 2012 sind zwei 14. Plätze. Der "Kampfdackel" ist damit eher so etwas wie der ärmste Hund im Fahrerlager.

Dass er was kann, bezweifelt niemand. 2008 und 2009 fuhr der Odenwälder im Toyota drei Podiumsplatzierungen ein. Eine vierte wird eher nicht mehr dazu kommen. Wie es weitergeht? "Dieses Jahr ist nicht mehr viel drin. Wir konzentrieren uns früh auf das Auto für nächstes Jahr, damit wir Anschluss ans Mittefeld finden", sagt Glock. An der Motivation mangelt es ihm nicht. "Nein, ich habe einen Traumberuf. Es ist leicht, sich zum Formel-1-Fahren zu motivieren." wip

Foto: dapd

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