Alonso im Anflug

München · Während ein Millionen-Profi vorgestellt wird, ist der nächste schon im Anflug. Mit Abwehr-Ass Mehdi Benatia und Ex-Weltmeister Xabi Alonso lässt der FC Bayern kurz vor Transferschluss aufhorchen.

Mit zwei spektakulären Transfer-Coups versetzt der FC Bayern kurz vor Ende der Transferperiode die Fußball-Szene in Erstaunen. Der 26-Millionen-Euro-Verteidiger Mehdia Benatia saß bei seiner offiziellen Vorstellung in München noch auf dem Podium, als die Bosse des Fußball-Rekordmeisters gleich den nächsten Hochkaräter ankündigten. Kein Geringerer als der spanische Routinier und Ex-Weltmeister Xabi Alonso soll im defensiven Mittelfeld die jüngsten Ausfälle kompensieren, verkündete Sportvorstand Matthias Sammer : "Wir sind dann sehr, sehr gut aufgestellt."

Mit dem Spieler seien sich die Münchner "im Grundsatz" einig, sagte Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen. Alonso wurde schon am selben Tag zur sportärztlichen Untersuchung an der Isar erwartet. Das Okay von Noch-Club Real Madrid scheint nur eine Frage der Zeit. Der 32-Jährige soll fest verpflichtet werden. In spanischen Medien war von einem Jahressalär von zehn Millionen Euro brutto die Rede.

"Von der Altersstruktur und seiner Konstitution her ist er in der Lage, noch mindestens zwei Jahre auf Topniveau zu spielen", sagte Sammer über Alonso, der nach Javi Martínez, Thiago Alcántara , Pepe Reina und Juan Bernat der fünfte Spanier im Bayern-Kader wäre; dazu kommt Trainer Pep Guardiola. Apropos Spanien und Guardiola: In Madrid herrschte Verwunderung über den bevorstehenden Deal. Das bei Real gut informierte Sportblatt "Marca" vermutete, Alonso habe durch die Verpflichtung von Toni Kroos seinen Stammplatz gefährdet gesehen. Zum anderen galt der Weltmeister von 2010 bei den "Königlichen" stets als Anhänger von Ex-Coach José Mourinho - ein jahrelanger Fußball-Feind von Guardiola. "Das war eine rein sportliche Entscheidung, uns sofort zu helfen und unsere Qualität anzuheben", unterstrich Manager Sammer. Als Sammer und Dreesen über den Stand der Verhandlungen referierten, lauschte Mehdi Benatia auf dem Podium der Pressekonferenz gespannt. Vor Alonso war für kurze Zeit ja er noch das Hauptthema gewesen, der teuerste Innenverteidiger der Bundesliga. "Ich möchte die Mannschaft noch stärker machen, als sie ohnehin schon ist. Ich weiß, dass ich Großes leisten kann", sagte der Marokkaner. Und: "Der FC Bayern ist das Maximum. Es ist, wie wenn ein neues Leben beginnt." Xabi Alonso ist ein sehr feiner Fußballer. Der 32-Jährige kann noch zwei Jahre auf höchstem Niveau spielen, schenkt der Bundesliga Glamour und Glitzer, Frauen schlagen Purzelbäume vor Freude - und doch ist seine Verpflichtung eine seltsame. Zwar kauft der FC Bayern mit ihm Sicherheit für seinen verletzungsgebeutelten Defensivverband ein. Auch ein Stück Fußballgeschichte kommt mit Alonso an die Isar - aber eben keine Zukunft. Die hat der FCB gerade mit dem 24-jährigen Toni Kroos an Real Madrid verkauft.

Es bleibt abzuwarten, ob Guardiola diese Linie weiterfahren will. Eine Linie, die vielleicht den kurzfristigen Erfolg sichern kann, die aber der bisherigen Ideologie des FC Bayern, langfristig auf den eigenen Nachwuchs zu setzen, entgegensteht. Guardiola gilt eh nicht als großer Förderer der Jugend. Der FC Bayern hingegen schon. Bis gestern war das zumindest so.

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