Allofs will kein Bayern-Jäger sein

Wolfsburg. Klaus Allofs hat kein Patentrezept, wie der Übermacht des FC Bayern in der Fußball-Bundesliga beizukommen ist. Den VfL Wolfsburg sieht der Geschäftsführer vorerst nicht in der Rolle als Herausforderer, auch wenn der 57-Jährige glaubt, dass die Münchner diese Saison noch ein Spiel verlieren. SZ-Mitarbeiter Frank Hellmann hat vor dem Duell an diesem Samstag mit Allofs gesprochen.

Herr Allofs, erinnern Sie noch an den 21. Oktober 2006?

Klaus Allofs: Ehrlich gesagt, nein.

Damals hat Werder Bremen mit Spielern wie Pierre Womé oder Jurica Vranjes den FC Bayern mit Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger förmlich zerlegt und 3:1 gewonnen. Wie präsent ist diese Epoche noch?

Allofs: 2006 ist so lange her, siebeneinhalb Jahre sind im Fußball eine sehr, sehr lange Zeit. Natürlich kann ich mich an das Spiel und die Spieler noch erinnern, aber ich möchte daraus keine Hoffnungen für diesen Samstag ableiten.

Sie haben es als Werder-Manager jedoch geschafft, den FC Bayern über Jahre nachhaltig zu ärgern. War das damals einfacher als heute?

Allofs: Es scheint so zu sein. Im Moment haben alle das Gefühl, weit weg zu sein. Um den Bayern Paroli bieten zu können, müssen ein paar Dinge zusammenkommen: Sie selbst müssen Fehler und der Gegner vieles richtig machen. Das war damals mit Werder der Fall, da waren wir wirklich eine Zeit lang dicht dran. Und zuletzt hat Dortmund es ausgenutzt.

Was ist passiert, dass ein Club einer ganzen Liga enteilt?

Allofs: Weil die Bayern 2011 und 2012 die Meisterschaft verpassten und noch ein Champions-League-Endspiel verloren, ist dort vieles in Frage gestellt worden. Danach mündeten gute Personalentscheidungen mit den finanziellen Möglichkeiten und der herausragenden Stellung in die aktuelle Situation.

Verlieren die Bayern noch ein Bundesligaspiel?

Allofs: Ich glaube schon.

An diesem Wochenende?

Allofs: Ich hätte nichts dagegen. Aber das ist nicht das, was mich am meisten beschäftigt. Für uns ist das eine wichtige Standortbestimmung. Gerade nach dem 2:6 in Hoffenheim, das gezeigt hat, dass wir noch nicht stabil genug sind. Ich hoffe jetzt einfach, dass die Bayern nicht ihren besten Tag haben. Dann könnte es zumindest etwas knapper werden als zuletzt.

Dortmunds Vorstandschef Hans-Joachim Watzke behauptet, auf absehbare Zeit könne nur der VfL Wolfsburg dem FC Bayern gefährlich werden. Was halten Sie davon?

Allofs: Ich halte die Einschätzung schlicht für falsch. Ich glaube nicht, dass eine Stadt mit 130 000 Einwohnern wirklich Bayern München gefährlich werden kann. Da sind die Voraussetzungen nicht gegeben. Wir finden sicherlich mit unserem Partner Volkswagen gute Bedingungen vor, aber solche Fantasien und Sehnsüchte werden auch dort nicht geschürt. Unser gemeinsames Ziel ist die internationale Bühne, und das muss auch bei den eingesetzten Mitteln die Vorgabe sein, unter die besten sechs, sieben Teams zu kommen.

Anders als in Leverkusen, die die Zuwendung vom Bayer-Konzern offen mit 25 Millionen Euro beziffern, schweigt sich der Volkswagen-Konzern über die Zuwendung an seine Fußball-Tochter aus. Warum?

Allofs: Es gehört zur Unternehmensphilosophie, diese Zahlen nicht zu kommunizieren.

Zur Nationalmannschaft sind Matthias Ginter, André Hahn, Pierre-Michel Lasogga und sogar Shkodran Mustafi berufen worden. Hätte Joachim Löw nicht auch über die Wolfsburger Robin Knoche und Maximilian Arnold nachdenken müssen?

Allofs: Ich bin froh, dass sie nicht dabei gewesen sind! Das wäre zu früh gewesen. Sie haben zwar einen Riesenschritt nach vorne gemacht, aber in diesem Fall kann ein langsamer Aufbau sinnvoller sein. Dass Maximilian Arnold noch ein Kandidat für die Nationalelf wird, halte ich für sicher.

Täuscht der Eindruck, dass Sie mit Trainer Dieter Hecking schon so harmonieren wie mit Thomas Schaaf? Von Dissonanzen ist gar nichts zu hören.

Allofs: Heißt das, mit mir kann man nicht streiten? (lacht). Im Ernst: Die Kompetenzen sind klar geregelt, wir sprechen jeden Tag miteinander. Die Art und Weise, wie Dieter Hecking arbeitet, gefällt mir zu 100 Prozent. Nur es wäre sicherlich verkehrt, ihn als Abziehbild von Thomas Schaaf anzusehen.

Zum Thema:

Auf einen BlickFußball-Rekordmeister Bayern München kann im Bundesligaspiel beim Wolfsburg am Samstag (15.30 Uhr) personell wieder aus dem Vollen schöpfen. Die zuletzt angeschlagenen Franck Ribéry, Arjen Robben, Thomas Müller und Xherdan Shaqiri stehen allesamt für die Begegnung bereit. Wolfsburg muss dagegen auf die gesperrten Christian Träsch und Ex-Bayern-Profi Luiz Gustavo verzichten. Dafür dürften Patrick Ochs und Jan Polak in die Mannschaft rücken. Maximilian Arnold, der angeschlagen seine Reise zur U21 in dieser Woche abgesagt hatte, soll fit sein. dpa

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