Alles beim Alten nach Chaos-Wahl

Leipzig. Neuanfang mit Signalwirkung? Fehlanzeige. Beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bleibt alles wie gehabt - mit dem alten und neuen Präsidenten Rudolf Scharping (Foto: dpa). Die Präsidiumswahl in Leipzig bot nach sechs Stunden Vereinsmeierei nur kurz etwas Kurzweil

Leipzig. Neuanfang mit Signalwirkung? Fehlanzeige. Beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bleibt alles wie gehabt - mit dem alten und neuen Präsidenten Rudolf Scharping (Foto: dpa). Die Präsidiumswahl in Leipzig bot nach sechs Stunden Vereinsmeierei nur kurz etwas Kurzweil. "Die Presse verlässt den Saal", hieß es vom Podium in harschem Ton nach dem ersten Wahlgang, der wiederholt werden musste. Wegen laufender TV-Kameras sei das Wahlgeheimnis nicht gewährleistet gewesen. Noch dazu waren fehlerhafte Wahlzettel im Umlauf.

So oder so - Scharping lief auch im zweiten Anlauf nicht Gefahr, baden zu gehen. Der frühere Verteidigungsminister wurde mit 399:174 Stimmen im Amt bestätigt. Die Bewerbungsrede des 61-Jährigen wurde mit viel Beifall aufgenommen. Im internen Kreis hatte er zwei Tage zuvor noch mit einem Wutanfall viele verschreckt. Scharpings Herausforderer, der Olympia-Teilnehmer Dieter Berkmann, hatte die Delegierten trotz aus vielen Richtungen laut gewordener Kritik an Scharping nicht mitreißen können. "Ich will authentisch bleiben und aggressive Töne vermeiden. Es geht um Sachthemen, ich bin kein Rhetoriker", sagte er und bemängelte die Starrheit einiger Delegierter. Berkmann nahm das Scharping-Angebot an, dem Vorstand mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

"Die Leute wollen einen ,Führer', einen, der Wolken verschiebt und alles verspricht", urteilte der frühere Vize-Präsident Dieter Kühnle. Er hatte die Opposition mit Berkmann und Gold-Vierer-Fahrer Karl Link vor vier Wochen in Stellung gebracht. Für Link ist Scharping ein Rotes Tuch: "Er ist ein Verwandlungskünstler und er lügt."

Scharping, dem von Kritikern seine indifferente Haltung zum Thema Doping-Bekämpfung vorgeworfen wird, zog eine Vier-Jahres-Bilanz seit seinem Amtsantritt 2005 mit "Licht und Schatten". Er wandte sich an Mountainbike-Olympiasiegerin Sabine Spitz, die von seiner Wiederwahl abgeraten hatte und den Anti-Doping-Kampf im Verband nur "heiße Luft" nannte. Ihre Vorwürfe hätten ihn "innerlich zerrissen", sagte Scharping. Die finanzielle Ausstattung des Verbandes sei wegen der anhaltenden Doping-Diskussion, die Sponsoren abschrecke, äußerst angespannt. Es bestehe aber "keine Lebensgefahr für den BDR", sagte Scharping nach seiner Wiederwahl. 2009 plant der BDR mit 1,7 Millionen Euro Einnahmen, das sind 536 000 weniger als in diesem Vorjahr.

Rudolf Scharping verteidigte seinen Sport-Direktor Burckhard Bremer, stellte ihm im neuen Vize-Präsidenten Leistungssport, Günther Schabel, aber einen Regulator zur Seite. "Ich respektiere die Leistungen von Burckhard Bremer, auch wenn er umstritten ist und es manchmal verletzend ist, was er sagt", erklärte Scharping. Bremer hat nach eigener Einschätzung mit "meinem Stil keine Probleme". Er habe in seiner hoch dotierten Position, die er nach einem Scharping-Plazet bis zu seiner Pensionierung 2010 ausfüllen darf, "schließlich Entscheidungen zu treffen". Mit seinem neuen Vorgesetzten hätte Bremer, dem Doping-Duldung in der Vergangenheit vorgeworfen wird, keine Probleme.

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