"Alle Erwartungen wurden weit übertroffen"Braves bringen sich für Spitzenspiel in Position

Herr Hoeneß, in diesem Jahr hat sich der FC Bayern München entschieden, das Projekt Basketball in Angriff zu nehmen. 1,5 Millionen Euro wurden dafür zur Verfügung gestellt. Welche Gründe hat das neue Interesse an dieser Sportart? Uli Hoeneß: Unser Vizepräsident Bernd Rauch versucht schon seit Jahren, das Thema nach vorne zu bringen

Herr Hoeneß, in diesem Jahr hat sich der FC Bayern München entschieden, das Projekt Basketball in Angriff zu nehmen. 1,5 Millionen Euro wurden dafür zur Verfügung gestellt. Welche Gründe hat das neue Interesse an dieser Sportart?

Uli Hoeneß: Unser Vizepräsident Bernd Rauch versucht schon seit Jahren, das Thema nach vorne zu bringen. Bisher hat sich aber keiner richtig getraut, das Ganze anzupacken. Als ich im Frühjahr Präsident wurde, habe ich mich damit auseinander gesetzt. Unsere Basketballabteilung lief bisher so ein wenig nebenher, aber ich bin kein Mann halber Sachen. Ich habe ebenso wenig Lust, jedes Jahr 500 000 Euro für eine mittelmäßige Zweitligamannschaft in die Luft zu blasen. Diese Stadt ist sehr stark vom Fußball geprägt, und wir wollten sehen, ob es gelingt, die Menschen für den Basketball zu begeistern. Daher haben wir eine Mitgliederbefragung durchgeführt. Die Zustimmung lag bei 73 Prozent. Also versuchten wir es.

Welche Voraussetzungen waren Ihnen wichtig für die Mission Bundesliga-Aufstieg?

Hoeneß: Wenn ich etwas anpacke, dann richtig. Wir mussten Sponsoren reinbekommen, die kurzfristig nur ein Uli Hoeneß beschaffen kann. Wir wollten jedoch keinen Kanibalisierungseffekt - Basketball soll dem Fußball schließlich nicht auf der Tasche liegen. Die Basketballabteilung soll sich langfristig selbst tragen, das war eine Grundvoraussetzung.

Welche Rolle spielte die Verpflichtung von Nationaltrainer Dirk Bauermann?

Hoeneß: Er war die entscheidende Bedingung. Das Projekt Basketball ist ganz eng mit dem Namen Dirk Bauermann verbunden. Vor seiner Verpflichtung war ich noch recht skeptisch, aber mit seiner Unterschrift kam alles richtig ins Rollen. Er ist ein Profi, wie ich ihn mir vorstelle: ein Mann mit Visionen und voller Leidenschaft.

Nun sind bereits zehn Spieltage absolviert. Wie sieht ihr Zwischenfazit aus?

Hoeneß: Bisher wurden alle Erwartungen weit übertroffen. Die Leute nehmen das Projekt an, alle Spiele waren ausverkauft. Teilweise mussten wir 500 bis 1000 Fans wieder nach Hause schicken, weil wir keinen Platz mehr hatten. Was der Trainer und die Spieler rüberbringen, ist sensationell. Auch die Sponsoren sind happy.

Haben Sie sich selbst schon Spiele angesehen?

Hoeneß: Ja, ich war schon bei zwei, drei Spielen vor Ort im Eissportzentrum. Sofern es sich nicht mit dem Fußball überschneidet, versuche ich immer hinzugehen.

Wo ist die Stimmung den besser - in der Allianz-Arena oder im Eissportzentrum?

Hoeneß: Das kann man nicht miteinander vergleichen. In der Allianz-Arena ist die Stimmung mittlerweile sehr gut. Aber Hallensport ist generell lauter und emotionaler. Allein die Tatsache, dass die Fans ganz nah am Spielfeldrand sitzen, bringt schon eine ganz andere Atmosphäre mit sich.

Beschäftigen Sie sich jetzt auch intensiv mit der 2. Liga Pro A?

Hoeneß: Ich schaue mir im Teletext immer die Ergebnisse an und lese mittlerweile auch mehr über Basketball. Ich kenne auch die Mannschaften, die uns den Aufstieg streitig machen können. Aber ich weiß nicht, welche drei Spieler bei Würzburg oder Osnabrück die meisten Punkte erzielen.

Wie sieht es mit den Saar-Pfalz Braves aus? Wissen Sie etwas über den kommenden Gegner Ihrer Mannschaft?

Hoeneß: Wissen Sie, ich bin ein totaler Sportler. Jeder, der hart an sich arbeitet, dem gönne ich den Erfolg. Wenn wir uns am Ende mit den Saar-Pfalz Braves um den ersten Platz duellieren, habe ich damit kein Problem.

Sehen wir mal etwas über die Saison hinaus: Wenn der FC Bayern solch ein Projekt startet, hat er mit Sicherheit auch langfristige Ziele. Wie sehen diese konkret aus?

Hoeneß: Das kann ich so nicht beantworten, da wir uns auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Wir haben von vorneherein gesagt, dass wir alles erst einmal eine halbe, eine dreiviertel Saison laufen lassen. Im Januar, Februar oder März 2011 setzen wir uns dann zusammen und beraten über das weitere Vorgehen. Deshalb haben wir auch alle Verantwortlichen nur mit einem Einjahresvertrag ausgestattet. In Sachen Aufstieg und Resonanz sieht es bisher ja ganz gut aus. Aber das Projekt steht und fällt mit Dirk Bauermann. Nach dem momentanen Regelwerk der Basketball-Bundesliga könnte er nicht gleichzeitig Nationaltrainer sein und eine Bundesligamannschaft betreuen. Sofern er sich beim Eintreten dieses Falles für die Nationalmannschaft entscheidet, haben wir ein großes Problem. Er ist ein Bruder im Geiste, ohne den das Projekt ernsthaft in Gefahr gerät.

Also wäre das Projekt beendet, wenn Dirk Bauermann im Falle des Aufstieges aufhören müsste, weil er sich für die Nationalmannschaft entscheidet?

Hoeneß: Wie gesagt, der Basketball beim FC Bayern steht und fällt mit Dirk Bauermann. Ohne ihn wird es sehr schwer umzusetzen sein.

Basketball spielt in Deutschland im Vergleich zu beispielsweise Handball eine untergeordnete Rolle. Was glauben Sie, warum dieser an sich attraktive und spannende Sport eine geringere Akzeptanz erfährt?

Hoeneß: So etwas kann man nur schwer beeinflussen. Dennoch wundert es mich in der Tat, dass Basketball in Deutschland nur eine kleine Rolle einnimmt. Nichtsdestotrotz bin ich ein Demokrat, und als solcher muss man den Leuten einfach bieten, was sie haben wollen. Es bringt nichts, etwas zu pushen, das nicht akzeptiert wird. Wenn die Menschen rote Schuhe wollen, dann kann Adidas keine blauen produzieren. Seit wir das Projekt begonnen haben, sind schon einige Leute zu mir gekommen und haben gesagt, wie toll sie es doch finden, dass wir in den Basketball investieren. Das Interesse scheint also vorhanden zu sein. Man muss die Menschen nur dazu bewegen, in die Hallen zu gehen.

Glauben Sie, mit der Marke FC Bayern München etwas am Ansehen des Basketballs in Deutschland verändern zu können?

Hoeneß: Zumindest sehe ich darin eine große Chance. Solche Dinge wie der TV-Vertrag der Bundesliga, der kein Geld einbringt, müssen schnellstmöglich geändert werden. Das ist ein absoluter Witz und schadet den Vereinen. Falls die Animositäten beiseite gelegt werden und kein Neid aufkommt, kann der Basketball auf jeden Fall vom FC Bayern profitieren. Schauen Sie sich doch mal unsere Auswärtsspiele an: Da sind die Spiele immer ausverkauft, zuletzt ist Rhöndorf sogar nach Bonn ausgewichen, weil die Nachfrage der Anhänger so groß war. Wir können mit Sicherheit dazu beitragen, dass Basketball mehr Fans anzieht. Das ist ein Phänomen, dass die Marke FC Bayern München mit sich bringt.Homburg. Kurz vor dem Topspiel der 2. Basketball-Bundesliga gegen Bayern München am Sonntag, 18 Uhr, haben sich die Saar-Pfalz Braves Selbstvertrauen geholt. Beim ungefährdeten 87:64 (49:26)-Erfolg bei den Hannover Tigers am Dienstagabend zeigten die Homburger vor allem im ersten Viertel eine tadellose Leistung. "Wir haben außergewöhnlich gut verteidigt und kamen dadurch auch in der Offensive schnell ins Rollen", analysierte Braves-Manager Stephan Seile die ersten zehn Minuten (31:12).

In der Folge hielten die Homburger den Gastgeber immer auf Distanz und gaben das Spiel nicht mehr aus der Hand. "Normalerweise mag ich es nicht, wenn wir schon gleich zu Beginn so hoch führen, dann fühlt man sich oftmals zu sicher. Doch die Jungs haben das hervorragend verwaltet und blieben bis zum Schluss konzentriert", sagte Seile. Beste Werfer waren Max Weber mit 28 Punkten und Mirko Damjanovic (22).

Erfreulich für die Braves war auch die Rückkehr von Rob Lowery. Der US-Amerikaner zog sich Mitte Oktober einen Innenbandriss im Knie zu. Bei seinem ersten Einsatz nach der Verletzung erzielte er vier Punkte in sechs Minuten. Auch Michael Buse kam neun Minuten zum Einsatz. Er war die Woche im Training umgeknickt. Beide werden am Sonntag dabei sein, wenn der Tabellendritte Saar-Pfalz Braves Spitzenreiter Bayern München empfängt. hej

Hintergrund

Die Verpflichtung des Bundestrainers Dirk Bauermann schlug Mitte Juni ein wie eine Bombe. Doch dies war erst der Anfang des Großangriffs des FC Bayern München auf die Basketball-Hackordnung in Deutschland. Bauermann bastelte sich eine erstliga-reife Mannschaft zusammen. So wechselten der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, Steffen Hamann (29 Jahre, 112 Länderspiele), Demond Greene (31, 113 Länderspiele), Aleksandar Nadfeji (34, 310 Bundesligaspiele), Darius Hall (37, 207 Bundesligaspiele) oder Beckham Wyrick (26, 139 Bundesligaspiele) zu den Bayern.

Die Mission Aufstieg begann jedoch mit zwei Hiobsbotschaften: Hamann brach sich im ersten Spiel den Mittelfuß, kurz darauf riss sich Greene die Achillessehne. Um das Projekt nicht zu gefährden, verpflichtete der Verein am 15. Oktober kurzerhand mit Robert Garrett einen weiteren Hochkaräter (33, 118 Länderspiele). Die Bilanz nach zehn Spieltagen überrascht wenig: Mit neun Siegen und einer Niederlage steht der FC Bayern an der Spitze. hej

Auf einen Blick

Tickets für das Topspiel Saar-Pfalz Braves gegen Bayern München: Die Kategorie I ist ausverkauft. Bei den Kategorien II (Normalpreis 11 Euro; ermäßigt 7,50 Euro) und III (9/6,50 Euro) sind noch Tickets zu haben. Auch Stehplatzkarten (7/5 Euro) gibt es noch.

Karten gibt es im Internet unter www.saar-pfalz-braves.de. Zudem bieten die Braves mit dem Basketball AID e.V. 100 Sitzplätze am Spielfeldrand an (20 Euro). Diese gibt es nur in der Geschäftsstelle. Infos unter Telefon (0 68 41) 97 80 90. hej

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