Alkohol, Essen, Frauen: Bestechung in allen Variationen
Leipzig. Erstmals im Handball-Bestechungsskandal plaudert ein Spitzen-Schiedsrichter Details über Praktiken aus. "Da gibt's die Linie Alkohol, die Linie Essen, die Linie Frauen - oder die Linie Geld. Je nachdem, wie empfänglich der Schiedsrichter für solche Geschenke oder zuvorkommende Behandlungen ist, hat man versucht, das zu realisieren", sagt der Schweizer Michel Falcone
Leipzig. Erstmals im Handball-Bestechungsskandal plaudert ein Spitzen-Schiedsrichter Details über Praktiken aus. "Da gibt's die Linie Alkohol, die Linie Essen, die Linie Frauen - oder die Linie Geld. Je nachdem, wie empfänglich der Schiedsrichter für solche Geschenke oder zuvorkommende Behandlungen ist, hat man versucht, das zu realisieren", sagt der Schweizer Michel Falcone. Der 49-Jährige beendete 2006 nach 26 Jahren seine Laufbahn. Er leitete 300 internationale Spiele. Nach Bekanntwerden der Manipulations-Vorwürfe spricht er Klartext. "Mit Schweigen macht man sich nur als Mittäter strafbar", sagt Falcone und erklärt, dass Einflussnahme zu Hause beginne: "Ich habe schon Telefongespräche erhalten von Kollegen oder Funktionären eines Landes, wo ich gerade hinreisen sollte, die mir mitgeteilt haben, machen Sie sich da eine Liste, wir können da gewisse Sachen für Sie erledigen." Lasse man sich auf nichts ein, gebe es zwei Richtungen: "Sie machen entweder freundlich weiter oder sie werden aggressiv. Konkret haben wir das an unserem Leib erfahren. Wir mussten flüchten nach einem Spiel, wo Sicherheitskräfte quasi auf uns losgingen und uns nicht beschützt haben. Und auch der ,dritte Mann' hat uns nicht beschützt. Im Gegenteil, er hat uns Vorwürfe gemacht", berichtet Falcone, der Manipulations-Versuche der Europäischen Handball-Föderation (EHF) gemeldet hat. Der EHF wirft er Tatenlosigkeit vor: "Da hatten wir das Gefühl, dass wir nach den Meldungen nicht mehr eingesetzt wurden. Kein Einsatz ist für einen Schiedsrichter wie eine Strafe." Die EHF erklärt zu den sich ausweitenden Vorwürfen: "Wenn ich die Dinge zusammenfasse, die wir in den vergangenen beiden Wochen auf den Tisch bekommen haben, dann muss man schon davon ausgehen, dass wir Dinge hätten besser machen können", sagte Wettbewerbsmanager Markus Glaser. dpa