Abschieds-Tour wird zum Desaster

Sotschi · Nach einem enttäuschenden achten Platz in Russland kündigt sich beim nächsten Rennen in den USA ein weiterer Rückschlag für Sebastian Vettel an. Der Weltmeister erlebt mit Red Bull derzeit ein Debakel.

Die Abschiedstour bei Red Bull wird für Weltmeister Sebastian Vettel zum Desaster. Der enttäuschende achte Platz am Sonntag im russischen Sotschi ist da noch recht harmlos, viel schlimmer trifft es den viermaligen Champion beim Großen Preis der USA in drei Wochen im texanischen Austin. Zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere wird er sich eine Qualifikation wohl nur als Zuschauer ansehen.

"Wir werden im Rennen am Sonntag wohl aus der Boxengasse starten", sagte Vettel. Red Bull will den Motor in seinem RB10 samt einiger anderer Teile wechseln - und als Strafe muss der Heppenheimer das Rennen am Ende des Feldes aufnehmen. "Da die Regeln ja dieses Jahr ganz besonders toll sind", meinte Vettel mit einer gehörigen Portion Sarkasmus, "macht es keinen Sinn, am Samstag an der Qualifikation teilzunehmen, wenn man da nur noch unnötig Kilometer auf den Motor fährt."

Deswegen wird sich Vettel am Tag vor dem Rennen auf dem Circuit of the Americas nicht an der Jagd nach der Bestzeit beteiligen. Es ist der Tiefpunkt einer Saison, die der Hesse wohl am liebsten ganz schnell vergessen würde. Sein Abschied nach vier Titeln in sechs Jahren zum Jahresende steht längst fest, das Engagement bei der Scuderia Ferrari ist aber noch immer nicht offiziell. Auch wenn der Wechsel zu den Italienern im Fahrerlager längst als beschlossene Sache gilt, hielten sich die Beteiligten in Sotschi weiter bedeckt.

Drei Rennen wird Vettel also noch mit seiner ungeliebten Suzie bestreiten, dann endet das Kapitel endgültig. Nach dem schwachen Rennen in Russland kritisierte Vettel das Team erneut und zeigte wenig Verständnis für die angewandte Strategie. "Wir wollten am Ende frische Reifen haben, aber das hat nichts gebracht", sagte Vettel und meinte resignierend: "Ein bisschen mehr wäre drin gewesen, aber nicht viel."

Die ganze Saison ist für den erfolgsverwöhnten Zimmermannssohn zum Vergessen. Während der jüngere Teamkollege Daniel Ricciardo, der eigentlich als klare Nummer zwei gekommen war, schon drei Rennen gewonnen hat, wartet Vettel seit 2013 auf einen Triumph. In Brasilien hatte er beim Saisonfinale das letzte Mal triumphiert und liegt 2014 mit weitem Abstand sogar nur auf Rang fünf der WM-Wertung (143 Punkte). Am Sonntag zog selbst Williams-Pilot Valtteri Bottas (145) an ihm vorbei.

Den bärenstarken Silberpfeilen hat er nichts entgegen zu setzen. "Glückwunsch, sie haben es verdient", meinte Vettel zum Gewinn der Konstrukteurs-WM für Mercedes. Vier Mal hatte er seit 2010 mit Red Bull diesen Titel gewonnen, doch nach den umfangreichen Regeländerungen sah er den WM-Führenden Lewis Hamilton (291) und den Zweitplatzierten Nico Rosberg (274) eigentlich nur von hinten.

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Auf einen BlickNico Rosberg steht im Duell mit Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton mit dem Rücken zur Wand - aus eigener Kraft kann der Deutsche seinen ersten WM-Titel nur noch perfekt machen, wenn er die verbleibenden drei Rennen gewinnt. "Es heißt weiterhin volle Attacke", sagte Rosberg daher mit Blick auf die WM-Läufe in den USA (2. November), Brasilien (9. November) und Abu Dhabi (23. November). 17 Punkte muss er auf Spitzenreiter Hamilton aufholen, aber kampflos will er das Feld nicht räumen: "Sicher nicht, es gibt ja noch 100 Punkte zu gewinnen." sid

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