Abraham verliert seinen WM-Gürtel

Las Vegas · Das hatte sich Arthur Abraham anders vorgestellt. Nach einer Punkt-Niederlage musste er seinen WM-Gürtel im Supermittelgewicht Gilberto Ramirez überlassen. Der 36-Jährige boxte gegen den zwölf Jahre jüngeren Herausforderer sehr defensiv.

 Der 14 Zentimeter größere Gilberto Ramirez (links) nutzte gegen Arthur Abraham seine Reichweiten-Vorteile geschickt aus. Foto: Nelson/dpa

Der 14 Zentimeter größere Gilberto Ramirez (links) nutzte gegen Arthur Abraham seine Reichweiten-Vorteile geschickt aus. Foto: Nelson/dpa

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Die Gala in Las Vegas vergeigt, den WM-Titel verloren - und nun droht auch noch der Bruch mit Trainer Ulli Wegner: Für Arthur Abraham wurde der Auftritt im Mekka des Profiboxens zum Fiasko. Nach einer blutleeren Vorstellung gegen den zwölf Jahre jüngeren Mexikaner Gilberto Ramirez und einer einstimmigen Punkt-Niederlage in der Nacht auf Sonntag steht der 36-Jährige vor einer ungewissen Zukunft.

"Wir hatten eine klare Taktik, und Arthur hat sie nicht umgesetzt. Vielleicht braucht er einen anderen Trainer, der ihn mehr motivieren kann", meinte ein verärgerter Wegner und deutete die Trennung an. Abraham wirkte bei seiner Vegas-Premiere harmlos, ja ängstlich. Alle drei Punktrichter werteten jede der zwölf Runden für Ramirez - die Höchststrafe. "Ich hatte geahnt, dass er so passiv sein könnte", ärgerte sich Wegner. Abraham selbst goss zusätzliches Öl ins Feuer. "Vielleicht hatten wir die falsche Taktik", mutmaßte der entthronte Supermittelgewichtler und kritisierte damit seinen Trainer. Der wollte sich dies nicht gefallen lassen. "Die Taktik war überhaupt nicht falsch", konterte Wegner: "Das Training und die gesamte Vorbereitung waren gut und richtig."

13 Jahre arbeitet das Duo Seite an Seite, hat schon einige Höhen und Tiefen erlebt. Vielleicht konnte Wegner deshalb den Stab nicht ganz brechen. "Es wäre jetzt verkehrt, Arthur zu verdammen. Er ist mein Herzensjunge. Er soll erst mal Urlaub machen", sagte der Trainer.

Manager Kalle Sauerland konnte seinen Frust ebenfalls nicht verbergen. "Wir hatten uns viel mehr vorgenommen", sagte der Promoter. Doch trotz allen Ärgers kam ein Bruch mit Abraham für Sauerland nicht in Frage: "Arthur ist ein Kämpfer von uns, wir erwarten jetzt ein großes Comeback."

Sauerland hatte große Pläne mit Abraham in den USA, wollte "King Arthur" häufiger im lukrativen Pay-TV boxen lassen. Nach seinen zwei Niederlagen 2010 und 2011 sollte der gebürtige Armenier in den USA endlich den Durchbruch schaffen. Doch es kam anders. "Es tut mir leid. Ich bin nie richtig in den Kampf gekommen", sagte Abraham. Einen Rücktritt schloss er jedoch definitiv aus: "Ich komme zurück. So kann ich nicht gehen."

Der 36-Jährige hatte mit dem 14 Zentimeter größeren Mexikaner große Mühe. Ramirez nutzte seinen Größenvorteil clever aus, war schneller, beweglicher und schlagkräftiger. Immer wenn Abraham seine Deckung aufgab, um dem Herausforderer näher zu kommen, setzte es einen Konter. Abraham verpasste die historische Chance, als erster deutscher Boxer einen WM-Kampf in Las Vegas zu gewinnen. Seinen nächsten Kampf will der Wahl-Berliner auf jeden Fall wieder in Deutschland bestreiten - vielleicht gegen Felix Sturm .

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