Nadine Keßler steht immer auf und geht voran

Saarbrücken · Außergewöhnlich. Dieses Wort fällt, wenn man sich mit ehemaligen Weggefährten von Nadine Keßler unterhält, außergewöhnlich oft. Bei der Wahl zur Weltfußballerin des Jahres 2014 unter den Top 3 zu sein, ist für die Spielerin des VfL Wolfsburg der bisherige Höhepunkt einer außergewöhnlichen Karriere. Einer Karriere, die 2004 beim 1. FC Saarbrücken begonnen hatte. Der damalige Trainer Georg Tselios hatte die gerade erst 16 Jahre alt gewordene Keßler vom SC Weselberg (bei Landstuhl) zum FCS geholt. Im Sommer 2004 übernahm Guido Mey als Trainer. Und der 70-Jährige erinnert sich noch gut an "Kessis" erstes Spiel für die Blau-Schwarzen: "Es war ein Testspiel in Baumholder. Und danach hat schon jeder geschwärmt, was das für eine tolle Fußballerin ist." Mey, der zu jedem Geburtstag Grüße mit Keßler austauscht, gerät automatisch ins Schwärmen, wenn es um die 26-Jährige geht. "Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu sehr in Lobhudeleien verfalle", sagt er lachend und fügt an: "Sie ist eine Spielerin, die sich voll identifiziert." Keßler denke wie eine Trainerin, meint der Trainerfuchs: "Wenn du eine Firma hast und dann Angestellte wie sie, dann läuft der Laden. Ich bin richtig begeistert, Nadine ist ein Top-Mädchen." Die Pfälzerin Keßler, die heute vielleicht sogar die beste Spielerin der Welt ist, blieb fünf Spielzeiten beim FCS. "Schon nach einem Jahr war sie Kapitän. Auf dem Platz zieht sie alle mit", erinnert sich ihre ehemalige Mitspielerin Michaela Collisi. Wie alle lobt sie Keßlers Spielintelligenz, das taktische Geschick und die hervorragende Technik. "Sie war von Beginn an voll integriert, nicht sehr schüchtern." Collisi fährt noch heute oft zu Spielen des VfL Wolfsburg und schreibt mit Keßler Nachrichten. Auf dem Platz reiße die Offensivspielerin jeden mit, treibe an, sage den Mitspielerinnen, dass man immer kämpfen müsse. Collisi sagt: "Sie war immer ein Kämpfertyp, hat auch Nackenschläge wie die Knieprobleme immer verkraftet." Damals sprang ihr sogar mehrfach während eines Spieles die Kniescheibe heraus. Und was machte Keßler? Sie drückte sie wieder rein. 2007 stieg Nadine Keßler mit dem FCS in die Bundesliga auf, nachdem das Team vorher knapp gescheitert war. 2008 stieg der FCS wieder ab. Aber Keßler blieb dem Verein in der 2. Bundesliga treu und reifte mit diesen Erfahrungen, auch der Erfahrung des knappen Scheiterns. "Sie ist eine starke Persönlichkeit, hat alles, um es zur Weltfußballerin des Jahres zu schaffen", sagt auch die ehemalige FCS-Stürmerin Nadine Reiland (geborene Dillenburger), die noch eine besondere Eigenschaft Keßlers hervorhebt: "Sie stellt sich in den Dienst der Mannschaft und macht auch die Dreckarbeit, wenn es nötig ist." 2008 stand der 1. FC Saarbrücken im DFB-Pokalfinale. Das Team, in dem damals auch Nationalspielerin Dzsenifer Marozsan stand, verlor gegen den 1. FFC Frankfurt mit 1:5. Nach der Spielzeit 2008/2009 verließ Keßler den Kieselhumes. Nach fünf Jahren und 52 Toren. Der erneute Bundesliga-Aufstieg stand zu spät fest, sie ging nicht gerne. Die Pfälzerin sagte einmal: "Saarbrücken ist ein gutes Stück Heimat." Und das ist es immer noch. Bei Turbine Potsdam machte Keßler weiter ihr Ding - und fiel auch in dieser Zeit immer mal wieder wegen ihrer Knieprobleme aus. Eine langjährige Mitspielerin beim FCS und ihre Nachfolgerin als Spielführerin war Sarah Karnbach. Die Polizistin erinnert sich an Keßlers Verletzungspech, beschreibt sie aber auch dann als extrem diszipliniert und zielstrebig: "Sie ist ein toller Freund für alle, die ihr nahe stehen, hat eine Wahnsinns-Ausstrahlung." Auch der jetzige FCS-Trainer Winfried Klein nimmt das Wort außergewöhnlich in den Mund: "Nadine hat Charisma. Und sie weiß, wie der Meter geht", schwärmt er und findet, dass sie viel früher für die Nationalmannschaft hätte nominiert werden müssen. Erst 2010 war es soweit. Der Trainer: "Wir telefonieren noch ab und an, sie hat noch viele Kontakte zu alten Mitspielerinnen. Nach den Verletzungen hat sie sich immer mit Akribie und Vehemenz herangearbeitet." Seit 2011 ist die Spielmacherin beim VfL Wolfsburg . Und genauso, wie es in Sachen Nationalelf gedauert hatte, dauerte es auch bei der Nominierung zur Weltfußballerin. Doch nach dem Sieg mit dem Nationalteam beim Algarve-Cup, dem deutschen Meistertitel mit Wolfsburg, dem zweiten Champions-League-Titel in Folge und der Wahl zu Europas Fußballerin des Jahres kamen die Nationaltrainer und Fachjournalisten nicht mehr an Keßler vorbei. Klein weiß: "Sie ist eine außergewöhnliche Fußballspielerin. Und eine außergewöhnliche Führungspersönlichkeit." Irgendwie passt es, dass Keßler derzeit nach einer Meniskus-Operation am linken Knie außer Gefecht gesetzt ist. Ex-Teamkollegin Karnbach bringt es auf den Punkt: "Sie musste viel mehr investieren als andere, weil sie sich nach Verletzungen immer wieder rankämpfen musste." Außergewöhnlich ist Keßler also auch bei den Nehmerqualitäten.

Außergewöhnlich. Dieses Wort fällt, wenn man sich mit ehemaligen Weggefährten von Nadine Keßler unterhält, außergewöhnlich oft. Bei der Wahl zur Weltfußballerin des Jahres 2014 unter den Top 3 zu sein, ist für die Spielerin des VfL Wolfsburg der bisherige Höhepunkt einer außergewöhnlichen Karriere. Einer Karriere, die 2004 beim 1. FC Saarbrücken begonnen hatte. Der damalige Trainer Georg Tselios hatte die gerade erst 16 Jahre alt gewordene Keßler vom SC Weselberg (bei Landstuhl) zum FCS geholt.

Im Sommer 2004 übernahm Guido Mey als Trainer. Und der 70-Jährige erinnert sich noch gut an "Kessis" erstes Spiel für die Blau-Schwarzen: "Es war ein Testspiel in Baumholder. Und danach hat schon jeder geschwärmt, was das für eine tolle Fußballerin ist." Mey, der zu jedem Geburtstag Grüße mit Keßler austauscht, gerät automatisch ins Schwärmen, wenn es um die 26-Jährige geht. "Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu sehr in Lobhudeleien verfalle", sagt er lachend und fügt an: "Sie ist eine Spielerin, die sich voll identifiziert." Keßler denke wie eine Trainerin, meint der Trainerfuchs: "Wenn du eine Firma hast und dann Angestellte wie sie, dann läuft der Laden. Ich bin richtig begeistert, Nadine ist ein Top-Mädchen."

Die Pfälzerin Keßler, die heute vielleicht sogar die beste Spielerin der Welt ist, blieb fünf Spielzeiten beim FCS.

"Schon nach einem Jahr war sie Kapitän. Auf dem Platz zieht sie alle mit", erinnert sich ihre ehemalige Mitspielerin Michaela Collisi. Wie alle lobt sie Keßlers Spielintelligenz, das taktische Geschick und die hervorragende Technik. "Sie war von Beginn an voll integriert, nicht sehr schüchtern." Collisi fährt noch heute oft zu Spielen des VfL Wolfsburg und schreibt mit Keßler Nachrichten. Auf dem Platz reiße die Offensivspielerin jeden mit, treibe an, sage den Mitspielerinnen, dass man immer kämpfen müsse. Collisi sagt: "Sie war immer ein Kämpfertyp, hat auch Nackenschläge wie die Knieprobleme immer verkraftet." Damals sprang ihr sogar mehrfach während eines Spieles die Kniescheibe heraus. Und was machte Keßler? Sie drückte sie wieder rein.

2007 stieg Nadine Keßler mit dem FCS in die Bundesliga auf, nachdem das Team vorher knapp gescheitert war. 2008 stieg der FCS wieder ab. Aber Keßler blieb dem Verein in der 2. Bundesliga treu und reifte mit diesen Erfahrungen, auch der Erfahrung des knappen Scheiterns.

"Sie ist eine starke Persönlichkeit, hat alles, um es zur Weltfußballerin des Jahres zu schaffen", sagt auch die ehemalige FCS-Stürmerin Nadine Reiland (geborene Dillenburger), die noch eine besondere Eigenschaft Keßlers hervorhebt: "Sie stellt sich in den Dienst der Mannschaft und macht auch die Dreckarbeit, wenn es nötig ist."

2008 stand der 1. FC Saarbrücken im DFB-Pokalfinale. Das Team, in dem damals auch Nationalspielerin Dzsenifer Marozsan stand, verlor gegen den 1. FFC Frankfurt mit 1:5. Nach der Spielzeit 2008/2009 verließ Keßler den Kieselhumes. Nach fünf Jahren und 52 Toren. Der erneute Bundesliga-Aufstieg stand zu spät fest, sie ging nicht gerne. Die Pfälzerin sagte einmal: "Saarbrücken ist ein gutes Stück Heimat." Und das ist es immer noch.

Bei Turbine Potsdam machte Keßler weiter ihr Ding - und fiel auch in dieser Zeit immer mal wieder wegen ihrer Knieprobleme aus. Eine langjährige Mitspielerin beim FCS und ihre Nachfolgerin als Spielführerin war Sarah Karnbach. Die Polizistin erinnert sich an Keßlers Verletzungspech, beschreibt sie aber auch dann als extrem diszipliniert und zielstrebig: "Sie ist ein toller Freund für alle, die ihr nahe stehen, hat eine Wahnsinns-Ausstrahlung."

Auch der jetzige FCS-Trainer Winfried Klein nimmt das Wort außergewöhnlich in den Mund: "Nadine hat Charisma. Und sie weiß, wie der Meter geht", schwärmt er und findet, dass sie viel früher für die Nationalmannschaft hätte nominiert werden müssen. Erst 2010 war es soweit. Der Trainer: "Wir telefonieren noch ab und an, sie hat noch viele Kontakte zu alten Mitspielerinnen. Nach den Verletzungen hat sie sich immer mit Akribie und Vehemenz herangearbeitet."

Seit 2011 ist die Spielmacherin beim VfL Wolfsburg . Und genauso, wie es in Sachen Nationalelf gedauert hatte, dauerte es auch bei der Nominierung zur Weltfußballerin. Doch nach dem Sieg mit dem Nationalteam beim Algarve-Cup, dem deutschen Meistertitel mit Wolfsburg, dem zweiten Champions-League-Titel in Folge und der Wahl zu Europas Fußballerin des Jahres kamen die Nationaltrainer und Fachjournalisten nicht mehr an Keßler vorbei. Klein weiß: "Sie ist eine außergewöhnliche Fußballspielerin. Und eine außergewöhnliche Führungspersönlichkeit."

Irgendwie passt es, dass Keßler derzeit nach einer Meniskus-Operation am linken Knie außer Gefecht gesetzt ist. Ex-Teamkollegin Karnbach bringt es auf den Punkt: "Sie musste viel mehr investieren als andere, weil sie sich nach Verletzungen immer wieder rankämpfen musste." Außergewöhnlich ist Keßler also auch bei den Nehmerqualitäten.

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HintergrundDie Weltfußballer-Wahl ist schon seit eineinhalb Monaten gelaufen - der Weltverband Fifa hält die Ergebnisse aber bis zur heutigen Gala geheim. Wählen durften weltweit die Spielführer und Trainer der Nationalmannschaften, dazu ausgewählte Fachjournalisten (pro Land maximal ein Journalist). Die Kandidaten: Weltfußballer: Cristiano Ronaldo (Portugal), Lionel Messi (Argentinien), Manuel Neuer (Deutschland ).Weltfußballerin: Nadine Keßler (Deutschland ), Marta (Brasilien), Abby Wambach (USA).Trainer Männerfußball: Joachim Löw (Deutschland ), Carlo Ancelotti (Italien), Diego Simeone (Argentinien).Trainer Frauenfußball: Maren Meinert (Deutschland ), Ralf Kellermann (Deutschland ), Norio Sasaki (Japan). red/sid

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