Ein ganz Großer nimmt Abschied

Barcelona · Ein Abwurf mit seinem Holsteiner Casello konnte die Abschiedsgala von Ludger Beerbaum in Barcelona nicht trüben. Das deutsche Team steht an diesem Samstag im Finale. Der 53-Jährige beendet seine Karriere in der Nationalmannschaft.

 Beim Nationenpreis-Finale in Barcelona ist Ludger Beerbaum zum letzten Mal für die deutsche Equipe am Start. Foto: Hollander/dpa

Beim Nationenpreis-Finale in Barcelona ist Ludger Beerbaum zum letzten Mal für die deutsche Equipe am Start. Foto: Hollander/dpa

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Auftakt mit Schönheitsfehler: Springreiter Ludger Beerbaum erlaubte sich bei seiner Abschiedsgala in Barcelona im ersten Umlauf einen Abwurf. Dennoch zog die deutsche Equipe souverän in die nächste Runde ein und steht beim Nationenpreis-Finale an diesem Samstagabend (21 Uhr) im Endkampf der besten acht Mannschaften.

"Es war ein schwieriger Wettkampf mit einem guten Ergebnis für unser Team. Aber das ist keine Garantie dafür, dass es am Samstag auch so läuft", sagt Beerbaum. Der 53-Jährige trägt in der Metropole zum letzten Mal den roten Rock der deutschen Equipe. Nach fast 30 Jahren ist für den viermaligen Olympiasieger aus Riesenbeck bei Ibbenbüren Schluss.

Bundestrainer Otto Becker hält im Finale die Reihenfolge bei, so dass sein Routinier wieder letzter deutscher Starter sein wird. Becker hofft, "dass Ludger als Schlussreiter noch einmal so eine tolle Runde zeigt wie in Rio". Dort hatte das deutsche Team dank Beerbaums Nullrunde das Stechen erreicht und am Ende Bronze geholt.

Für Beerbaum, der den Holsteiner Casello ritt, ist es die letzte Runde im deutschen Nationalteam. "Ich habe immer gesagt, wenn ich eine 5 vorne habe, will ich die Kurve kriegen und nicht darauf warten, bis mich andere vom Pferd ziehen", meinte der Routinier, der weiterhin als Einzelreiter an Turnieren teilnehmen wird. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung würdigte ihren langjährigen Vorreiter. "Ludger Beerbaum hat fast drei Jahrzehnte Championats-Geschichte mitgeschrieben. Erst war er ein junger Wilder, später ein Leitwolf", sagte Verbands-Generalsekretär Sönke Lauterbach.

Sein größter Augenblick war zweifellos der Einzel-Triumph bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona . Der erst 28-Jährige mischte im Sattel von Classic Touch die Weltelite auf. Auch mit der Mannschaft gab es unvergessene Augenblicke. 1998 in Rom wurde er an der Seite seines Bruders Markus Weltmeister. 1988 bei den Spielen in Seoul ritt Beerbaum auf einem Leihpferd und holte mit einem jungen Team Gold.

Allerdings musste der Schlaks, der als junger Bereiter seine Karriere bei Paul Schockemöhle begann, auch tragische Momente durchstehen. Bei Olympia 2004 verlor die deutsche Equipe Gold, weil bei seinem Pferd Goldfever eine verbotene Medikation entdeckt worden war. 2014 bei der WM in Caen fiel die Equipe nach einem Fehler von Schlussreiter Beerbaum vom ersten auf den vierten Rang zurück.

Grund zum Jammern hat der zweimalige Mannschafts-Weltmeister aber nicht. "Ich bin mit mir im Reinen. Es lief mal gut und mal schlecht, aber unterm Strich hat es das Schicksal gut mit mir gemeint", sagt er.

Zum Abschied kann es am Samstag durchaus mit einem Sieg klappen. Deutschland zog neben Titelverteidiger Belgien und den Olympia-Zweiten aus den USA strafpunktfrei (Beerbaum lieferte das Streichergebnis) ins Finale ein. Dort stehen noch die Schweiz, Italien, Großbritannien, die Niederlande und Irland. Olympiasieger Frankreich scheiterte.

Neben Beerbaum gehören in Barcelona Christian Ahlmann , Marcus Ehning und Daniel Deußer zum deutschen Team. Für Beerbaum ist es der 134. und definitiv letzte Nationenpreis. Damit kommt der sechsmalige Europameister in der ruhmreichen Serie unter deutschen Reitern vor Hans Günter Winkler (105) und Franke Sloothaak (80) auf die mit Abstand meisten Berufungen.

Über mangelnde Arbeit kann sich der Vater von drei Kindern auch in Zukunft nicht beklagen. Sein 2015 eröffnetes Reitsport-Zentrum "Riesenbeck International" fordert ihn auf ganzer Linie. Außerdem will Beermann in seiner Funktion als Präsident der Welt-Pferdesport-Akademie den Reitsport in China populärer machen.

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