8000 Kilometer entfernt von der Heimat

Köllerbach. Als Naranbaatar Bayaraa zum Auftakt der Rückrunde der Ringer-Bundesliga erstmals für den KSV Köllerbach auf die Matte ging, sorgte er gleich für eine Sensation. Sein Gegner in der 60-Kilo-Freistil-Klasse, Ghenadie Tulbea, war bis zu diesem Zeitpunkt ungeschlagen

 Der Mongole Naranbaatar Bayaraa fühlt sich beim Ringer-Bundesligisten KSV Köllerbach sehr wohl. Foto: Ruppenthal

Der Mongole Naranbaatar Bayaraa fühlt sich beim Ringer-Bundesligisten KSV Köllerbach sehr wohl. Foto: Ruppenthal

Köllerbach. Als Naranbaatar Bayaraa zum Auftakt der Rückrunde der Ringer-Bundesliga erstmals für den KSV Köllerbach auf die Matte ging, sorgte er gleich für eine Sensation. Sein Gegner in der 60-Kilo-Freistil-Klasse, Ghenadie Tulbea, war bis zu diesem Zeitpunkt ungeschlagen. Nach fünf Runden auf höchstem Niveau konnte der KSV-Neuzugang diese Serie brechen - und sammelte die ersten Punkte für den neuen Verein.

"Ich will immer gewinnen, das liegt einfach in meiner Natur", sagt Bayaraa, der von Fans und Kollegen kurz "Namba" gerufen wird. Nicht nur seine Schnelligkeit und technischen Fertigkeiten machen den 30-Jährigen zu einer Ausnahme-Erscheinung. Er ist zudem der erste Mongole, der jemals in der Bundesliga gerungen hat.

Dass er überhaupt in diesem Jahr das Trikot der Köllerbacher trägt, ist den guten Kontakten von Freistil-Trainer Hüseyin Dincay zu verdanken. Ihm wurde Bayaraa von einem bulgarischen Trainerkollegen empfohlen, der auch den Kontakt zu dem späteren WM-Fünftplatzierten herstellte. Nachdem Dincay sich während eines internationalen Turniers in Sofia vom Können des Mongolen überzeugt hatte, erfolgte die Verpflichtung auf dem Fuß. Zur Freude der Köllerbacher Fans und Verantwortlichen. "Bayaraa war ein unbeschriebenes Blatt und zumindest in Deutschland absolut unbekannt. Das hat sich mittlerweile natürlich geändert. Er stellt für uns eine enorme Verstärkung dar, und wir sind sehr froh darüber, dass er zur Mannschaft gehört", betont der KSV-Vorsitzende Hilmar Rehlinger.

Vor knapp vier Wochen ist Bayaraa in Köllerbach angekommen und hat bislang durchweg positive Erfahrungen gesammelt. "Die Menschen hier sind nett und sehr darum bemüht, mir meinen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Außerdem bin ich von der Stimmung in der Halle begeistert. So etwas habe ich noch nie erlebt", sagt er.

In der Mongolei ist der sympathische Sportler bei der Polizei beschäftigt. Vom Dienst als Kapitän - so seine dortige Berufsbezeichnung - wurde er bis zum Ende der Saison freigestellt. Bis dahin besitzt er ein gültiges Visum. Vorläufig, denn Bayaraa kann sich durchaus vorstellen, länger in Deutschland zu bleiben. "Mir gefällt es hier sehr gut. Oft werde ich gefragt, ob Deutschland nicht ein Kulturschock für mich sei, aber das kann ich nicht bestätigen. Ich komme sogar mit dem Essen gut klar", sagt er lachend.

Neben dem Ringen sind Fremdsprachen und Literatur seine große Leidenschaft. Ein wenig deutsch spricht Bayaraa bereits. Und er hat sich vorgenommen, seine Kenntnisse weiterhin zu verbessern. Einzig seine Familie vermisst der Mongole, gut 8000 Kilometer entfernt von seiner Heimat. Zwar wird er seine Frau und seine beiden Kinder spätestens nach der Saison wiedersehen, aber wenn es nach ihm geht, dürfte dieses Treffen schon etwas früher stattfinden. "Mein Ziel ist es natürlich, die Kämpfe zu gewinnen und für meinen Verein so viele Punkte wie möglich zu holen. Vielleicht erreichen wir sogar den Einzug ins Finale und kämpfen um die Meisterschaft. Sollte das passieren, würde ich mich sehr freuen, wenn meine Familie dabei wäre. Wir werden sehen."

KSV-Fans und sonstige Freunde des Ringens können Bayaraa bereits am Samstag wieder in Aktion erleben. Dann trifft der KSV Köllerbach zu Hause auf den TKSV Bonn-Duisdorf (19.30 Uhr, Kyllberghalle). Nach dem enttäuschenden 18:18 gegen Konkordia Neuss am vergangenen Sonntag will und muss die Mannschaft zwei wichtige Punkte im Kampf um die Playoff-Plätze erzielen.

"Oft werde

ich gefragt, ob Deutschland nicht ein Kulturschock für mich sei."

Naranbaatar Bayaraa, Ringer des KSV Köllerbach, der aus der Mongolei stammt

Ringen

Bundesliga Gruppe West nach 12 von 18 Kampftagen:



 1   .   KSV Aalen 05   12   245   :   189   20   :   4 
 2   .   SV Weingarten   12   282   :   166   18   :   6 
 3   .   Mömbris-Königshof.   12   271   :   162   17   :   7 
 4   .   KSV Köllerbach   12   257   :   182   17   :   7 
 5   .   ASV Mainz 88   12   235   :   198   13   :   11 
 6   .   KSK K. Neuss   12   232   :   210   11   :   13 
 7   .   ASV Nendingen   12   216   :   224   11   :   13 
 8   .   TSV Musberg   12   160   :   272   7   :   17 
 9   .   Bonn-Duisdorf   12   194   :   242   6   :   18 
 10   .   RKG Freiburg   12   97   :   344   0   :   24 

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