30 perfekte Minuten

München · Nach dem perfekten Weihnachtsfinale fasst der FC Bayern große Titelvorsätze für das neue Jahr. Eine „perfekte“ halbe Stunde lässt auf eine große Premierensaison unter Trainer Ancelotti hoffen.

Karl-Heinz Rummenigge gönnte sich einen Schluck Champagner auf seine "Weihnachtsmeister". Während Uli Hoeneß kurz angebunden "schöne Feiertage" wünschte, sprach der Vorstandschef mit einem Schampus-Glas in der Hand ausgiebig über eine "Demonstration" und die "großartige" Trainerstrategie. "Wir haben bisher eine tolle Saison gespielt. Wir sind alle bereit, in freudvoller Erwartung unter dem Weihnachtsbaum zu sitzen", schwärmte der Vorstandschef, der bester Laune aus der Kabine kam.

Mit dem 3:0 im Bundesliga-Spitzenspiel gegen den frechen Emporkömmling RB Leipzig setzte der deutsche Fußball-Meister nicht nur ein "Ausrufezeichen", wie Kapitän Philipp Lahm hervorhob. Vor allem der exquisite Vortrag in der ersten halben Stunde ließ alle frohlocken und machte Lust auf mehr. "Die ersten 30 Minuten waren perfekt, was Tempo und Spielanlage angeht", erklärte Trainer Carlo Ancelotti .

Das große Weihnachtsfinale der Nummer 1 in Deutschland war ein Fingerzeig, dass mit den Bayern in den größeren Spielen zu rechnen ist. "Ein verdammt gutes Spiel", urteilte der erblondete Mats Hummels . Nach Treffern der starken Spanier Thiago und Xabi Alonso war das ungleiche Duell schon vor der Roten Karte des Leipziger Emil Forsberg in der 30. Minute entschieden. Robert Lewandowski erhöhte noch vor der Pause per Elfmeter auf 3:0.

Eine Münchner Weltklasse-Mannschaft mit viel Aggressivität, Geschwindigkeit und Ballsicherheit dominierte geschlauchte, eingeschüchterte und fehleranfällige Leipziger Senkrechtstarter nach Belieben. "Die Bayern haben von Anfang gezeigt, was sie möchten, und Ernst gemacht", sagte RB-Trainer Ralph Hasenhüttl. Mit 36 Punkten bleiben die Sachsen dennoch vor Hertha BSC (30) der einzige verbliebene Kontrahent hinter den Bayern, die mit 39 Punkten Kurs auf den fünften Gewinn der Meisterschale in Serie nehmen.

"Wir wollen Titel gewinnen", formulierte Rummenigge den Vorsatz für 2017: "Ich habe immer gesagt, das Brot- und Buttergeschäft ist die Bundesliga." Aber die Champions League, die am 3. Juni in Cardiff ihren Sieger krönt, "wäre natürlich die Kirsche auf der Sahne". Die zwischenzeitliche Gala auf dem Rasen stärkte das Selbstverständnis. "Dieser Sieg hilft uns, uns zu verbessern, um in der Rückrunde voll anzugreifen", sagte Ancelotti.

Nach drei Halbfinal-Niederlagen unter Pep Guardiola, als die Mannschaft kurz vor dem Ziel strauchelte, soll Königsklassen-Experte Ancelotti die Sehnsucht nach dem Henkelpott wieder stillen. "Es ist großartig, von den besten Trainern der Welt zu lernen. Wir müssen besser werden - jeden Tag", sagte Thiago. Der herausragende Spanier ist als Spielmacher ein Fixpunkt in Ancelottis Formation. Laufwegwunder Thomas Müller hat da aktuell das Nachsehen. Mehr und mehr passt der italienische Startrainer seine Spielidee dem Bayern-Ensemble an. Herauskristallisiert hat sich, dass er in vorderster Linie am liebsten auf drei offensive Freigeister wie einst bei Real Madrid mit Ronaldo, Bale und Benzema setzt.

Thiago als Bindeglied vor den defensiveren Mittelfeldposten Xabi Alonso und Arturo Vidal, scheint für Ancelotti der bessere Kompromiss für Stabilität und Angriffswucht. Balance ist der Erfolgsschlüssel für Ancelotti. "Er hat die richtige Position eingenommen auf dem Feld", lobte er Thiago. Das vierte Spiel nacheinander ohne Gegentor war nach dem Geschmack von Ancelotti.

Dass der Wintervorsprung der Münchner von drei Punkten ungewöhnlich klein ist, soll für den Start am 20. Januar beim SC Freiburg nur noch mehr anstacheln. "Wir haben zu viele Punkte liegen gelassen, haben nicht immer wirklich guten Fußball gespielt", bemängelte Lahm. Aber gegen Leipzig bewiesen die Bayern, dass es ein großes Premierenjahr mit ihm geben könnte.RB Leipzig will auch in Zukunft in der aktuellen Arena spielen. Man habe sich auf den Kauf des Stadions geeinigt, sagte der Vorstandsvorsitzende des Fußball-Bundesligisten, Oliver Mintzlaff, gestern bei einer Pressekonferenz mit Stadionbesitzer Michael Kölmel. "Die Entscheidung ist ein klares Signal für unsere Fans, den Standort sowie die Stadt Leipzig. Nun liegt es an der Stadt, dem Verkauf zuzustimmen und unsere Bauvoranfrage positiv zu bescheiden", sagte Mintzlaff. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Oberbürgermeister Burkhard Jung hat sich bereits für einen Verbleib der Leipziger im einstigen Zentralstadion ausgesprochen. Ziel der RB-Verantwortlichen ist es, das jetzige Stadion des Aufsteigers auszubauen. Mittelfristig sei die Planung, die Arena für 57 000 Zuschauer aufzustocken. Der Bau eines neuen Stadions hat sich damit erledigt.

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