25 Jahre nach dem UrknallBecker und Barrois in Runde zwei

London. Wenn er hinausblickt aus seinem Dachfenster, dann hat er ihn wieder fest im Blick. Den Ort, der sein Leben schlagartig veränderte. Den Centre Court von Wimbledon. Jenen Spiel-Platz, auf dem er sich am 7. Juli 1985 als jüngster Sieger aller Zeiten in die Geschichtsbücher des Tennis und des Sports überhaupt einschrieb

 Boris Becker ist 1985 der König von Wimbledon. Der damals 17-Jährige gewinnt das traditionsreiche Tennisturnier. Foto: Simon

Boris Becker ist 1985 der König von Wimbledon. Der damals 17-Jährige gewinnt das traditionsreiche Tennisturnier. Foto: Simon

London. Wenn er hinausblickt aus seinem Dachfenster, dann hat er ihn wieder fest im Blick. Den Ort, der sein Leben schlagartig veränderte. Den Centre Court von Wimbledon. Jenen Spiel-Platz, auf dem er sich am 7. Juli 1985 als jüngster Sieger aller Zeiten in die Geschichtsbücher des Tennis und des Sports überhaupt einschrieb.

Nur ein paar Schritte sind es von Boris Beckers neuestem Londoner Zuhause bis zu den handgeschmiedeten Eisentoren des All England Lawn Tennis Clubs, bis zum Eingang ins grüne Tennisparadies. Und selbst heute, ein Vierteljahrhundert nach dem Centre-Court-Urknall, läuft Becker noch jedes Mal ein sanfter Schauer über den Körper, wenn er diesen ganz persönlichen Garten Eden betritt: "Wimbledon ist ein Stück Heimat für mich. Ein besonderer Platz", sagt der alte Rasen-Meister, der auch in den nächsten beiden Wochen wieder einmal als Kommentator für die BBC die Hochgeschwindigkeitsspiele auf dem Grün begleiten wird.

Tennis wurde natürlich in Deutschland auch schon vor dem epochalen Auftauchen des "Jung-Siegfrieds" (Der Spiegel) gespielt. Aber mit Becker begann der Boom, der Ausnahmezustand, das Hoffen und Bangen einer ganzen Nation um die Stars auf dem Centre Court, um ihn, den Teenager aus der Provinzstadt Leimen und später auch noch um seine badische Landsfrau Steffi Graf. "Es waren die goldenen Jahre, eine wunderbar verrückte Zeit", sagt Beckers Trainer Günther Bosch, der mit Manager Ion Tiriac das kleine Kernteam bei Beckers erstem Wimbledon-Triumph bildete. Der Gutmütige, der Finstere und der Junge - so wurden sie von den deutschen Reportern genannt, die 1985 in ein sportliches Jahrhundertereignis gerieten.

Normal war nichts bei diesem Wimbledon-Turnier. Als Becker startet, ist der junge Deutsche schon einer der Geheimfavoriten, schließlich hat er das renommierte Vorbereitungsturnier in Queens gewonnen. Aber mehrfach steht Becker am Rande des Aus. Doch er beweist Wimbledon und der Welt, welch leidenschaftlicher Kämpfer er sein kann. Als er dann am 7. Juli um 17.26 Uhr seinen zweiten Matchball gegen den Südafrikaner Kevin Curren verwertet, stürzt er nicht nur eine ganze Nation in einen Freudentaumel. Er ist zum Weltstar geworden - und zur Nummer eins in Deutschland. Und selbst in einer Ära, in der es nur ein paar Fernsehprogramme mit der Fernbedienung zu steuern gilt und das Internet noch auf seine Entdeckung wartet, ist der Medienrummel um Boris Franz Becker gigantisch. "Er wurde von Null auf Hundert zur globalen Marke", sagt Manager Ion Tiriac.

Erst freitags, fünf Tage nach dem Sieg auf dem Heiligen Rasen, kehrt Becker in seine Heimatstadt zurück - ins Herz der nationalen Euphorie. Fast 50 000 Menschen sind auf den Beinen, alte Bekannte und neue Fans und natürlich die Weltpresse. Ein geflügelter Spruch über den Himmelsstürmer ist da aber schon veröffentlicht, in der "Washington Post", ein Spruch, der seinen sagenhaften Erfolgsmomente besser nicht beschreiben könnte: "Vielleicht war er zu jung, um zu wissen, dass er zu jung war, um Wimbledon zu gewinnen."

Vieles ist passiert im letzten Vierteljahrhundert in Beckers Leben. Gescheiterte Ehen, gescheiterte Bemühungen als Unternehmer, kleine und große Skandälchen, kleine und große Erfolge. Langweilig freilich wurde es einem nie mit ihm, dem Ersteroberer Wimbledons. "Ich habe keinen kalt gelassen", sagt Becker heute.London. Die saarländischen Tennisprofis sind gut ins Wimbledon-Turnier gestartet. Benjamin Becker stellte seine seit Wochen gute Rasenform unter Beweis und bezwang den US-Amerikaner Ryan Sweeting nach Anfangsschwierigkeiten noch sicher mit 5:7, 6:2, 6:2 und 6:4. Dabei gelangen dem 29-Jährigen stolze 27 Asse. In Runde zwei trifft der Orscholzer am Mittwoch auf den an Nummer 12 gesetzten Tschechen Tomas Berdych.

Ebenfalls eine starke Leistung bot die Urexweilerin Kristina Barrois. Die 28-Jährige zog mit einem 6:3 und 6:4 gegen Mariya Koryttseva aus der Ukraine zum ersten Mal in die zweite Runde ein.

Außerdem trumpften Rainer Schüttler (Korbach) und Florian Mayer (Bayreuth) auf. "Ich habe richtig gut gespielt", meinte Schüttler nach seinem 6:2, 6:2, 6:3 gegen den Russen Dmitry Tursunow. Mayer besiegte völlig überraschend den an Nummer elf gesetzten Kroaten Marin Cilic mit 6:2, 6:4, 7:6 (7:1). "Ich bin total überrascht, dass es so einfach ging", sagte der 26-Jährige, der nun auf Queens-Finalist Mardy Fish aus den USA trifft. Ebenfalls weiter ist Daniel Brands aus Deggendorf, der den Russen Igor Andrejew 7:6 (7:5), 7:6 (7:4), 7:5 niederrang.

Auf dem Center Court geriet derweil der sechsfache Champion Roger Federer ins Wanken. Mit einem 5:7, 4:6, 6:4, 7:6 (7:1), 6:0 gegen Alejandro Falla (Kolumbien) konnte der Schweizer nur knapp das erste Erstrunden-Aus eines Titelverteidigers seit Lleyton Hewitt 2003 verhindern. spr/dpa

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