1899 will kein Dorfverein sein

Mannheim. Prämienverhandlungen für eine Europacup-Teilnahme, aber weiterhin keine offiziellen Titelambitionen: Herbstmeister 1899 Hoffenheim blieb sich in der größten Stunde seiner Vereinsgeschichte treu

Mannheim. Prämienverhandlungen für eine Europacup-Teilnahme, aber weiterhin keine offiziellen Titelambitionen: Herbstmeister 1899 Hoffenheim blieb sich in der größten Stunde seiner Vereinsgeschichte treu. "Einen Tabellenplatz als Ziel wird von mir keiner hören", sagte Ralf Rangnick nach dem 1:1 (0:1) des Aufsteigers gegen den FC Schalke 04 zum Jahres-Abschluss in der Fußball-Bundesliga. Der Trainer konnte sich wegen des verpassten Siegs nicht so richtig freuen. Doch seine Spieler tanzten ausgelassen, und auch Mäzen Dietmar Hopp war selig. "Man stelle sich vor, Herbstmeister vor dem FC Bayern", meinte der Milliardär. "Ich bin mehr als glücklich und stolz."

Im Trainingslager in La Manga/Spanien will Manager Jan Schindelmeiser mit den Profis Bonus-Zahlungen aushandeln für den Fall, dass die Sensationsmannschaft in die Champions League oder in den Uefa-Cup einzieht. "Ich glaube nicht, dass wir so vermessen sein werden, eine Meisterprämie zu verhandeln", erklärte Hopp. In 31 von 45 Fällen war der Herbstmeister am Ende auch der Titelgewinner. "Wenn die Saison normal zu Ende geht, wird Bayern Meister", sagte jedoch Rangnick. "Mit Glück schaffen wir Platz fünf, was Uefa-Cup bedeuten würde und ein Riesen-Glücksfall wäre. Ehrlich gesagt rechne ich mit Platz sechs bis acht", sagte Dietmar Hopp, Mäzen des Tabellenführers.

Nach der Verpflichtung von Torhüter Timo Hildebrand wird sich der Aufsteiger möglicherweise weiter verstärken - wenn, dann aber nur mit jungen Spielern. "Mal sehen, ob wir auf der einen oder anderen Position noch was tun", offenbarte Perfektionist Rangnick. Außerdem wird er seinen Trainerstab in der Winterpause vergrößern. "Wir planen, noch einen Techniktrainer zu engagieren", sagte der Chefcoach der Tageszeitung "Die Welt" (Dienstagsausgabe). Ähnlich wie bei Piloten oder Golfprofis will Rangnick seine Profis gezielter ausbilden: "Es geht um Gehirn- und Nerventraining. Es bringt nichts, wenn jemand 300 Flanken schlägt, das aber mit falscher Technik tut. Wir wollen dort gezielt ansetzen und unsere Spieler so weiterentwickeln", sagte der 50-Jährige. Über die Personalie herrsche in Verein weitestgehend Klarheit. Den Namen des neuen Mitarbeiters will Rangnick erst nach Vertragsunterzeichnung sagen.

Es sprach für die Hoffenheimer, dass sie sich am Sonntag nicht groß als Herbstmeister feiern ließen, sondern sich als anständige Gäste auf T-Shirts und Spruchband ("Danke Mannheim") für die Unterstützung bedankten. Zur Rückrunde geht's in die neue 60-Millionen Euro teure Rhein-Neckar-Arena nach Sinsheim. Mäzen Hopp erhofft sich davon auch einen Imagewandel. "Wir sind nicht mehr der Dorfverein, sondern der Verein der Rhein-Neckar-Region mit 2,4 Millionen Einwohner", erklärte er. "Wir sind nicht mehr der Dorfverein, sondern der Verein der Rhein-Neckar-

Region."

Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp

Auf einen Blick

Herbstmeister, die Meister wurden: Bayern (14 Mal), Mönchengladbach (4), Bremen (3), 1. FC Köln (2), Dortmund (2), 1860 München (1), 1. FC Nürnberg (1), Hamburger SV (1), Braunschweig (1), VfB Stuttgart (1), 1. FC Kaiserslautern (1).

Herbstmeister, die nicht Meister wurden: Werder Bremen (3), Bayern München (2), FC Schalke 04 (2), Hamburger SV (2), Eintracht Frankfurt (2), Bayer 04 Leverkusen (1), 1. FC Köln (1), 1. FC Kaiserslautern (1). dpa

Auf einen Blick

Torschützenliste nach 153 von 306 Spielen (462 Tore). 18 Tore: Vedad Ibisevic (Hoffenheim); 12 Tore: Patrick Helmes (Leverkusen); 11 Tore: Grafite (Wolfsburg); 10 Tore: Milivoje Novakovic (Köln), Artur Wichniarek (Bielefeld), Claudio Pizarro (Bremen); 9 Tore: Luca Toni (München); 8 Tore: Stefan Kießling (Leverkusen), Mladen Petric (HSV), Diego (Bremen); 7 Tore: Demba Ba (Hoffenheim), Nikos Liberopoulos (Frankfurt), Mario Gomez (Stuttgart). dpa

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