12 000 Kilometer für den großen Traum

Saarbrücken. Andreas Waschburger ist in den vergangenen Jahren viel rumgekommen in der Welt. Wettkämpfe in Cancun (Mexiko), Shanghai (China), Eilat (Israel) - das ist nicht mehr außergewöhnlich für den Freiwasserschwimmer. Im Grunde war er auch in Santiago de Chile

 Andreas Waschburger liebt die Fortbewegung im Wasser. Foto: Eibner

Andreas Waschburger liebt die Fortbewegung im Wasser. Foto: Eibner

Saarbrücken. Andreas Waschburger ist in den vergangenen Jahren viel rumgekommen in der Welt. Wettkämpfe in Cancun (Mexiko), Shanghai (China), Eilat (Israel) - das ist nicht mehr außergewöhnlich für den Freiwasserschwimmer. Im Grunde war er auch in Santiago de Chile. Oder besser gesagt: Er ist von Saarbrücken bis in die Hauptstadt Chiles geschwommen - die Distanz, gemessen an der Luftlinie, beträgt 11 961 Kilometer. Unvorstellbar? Sein Trainer Hannes Vitense bestätigt: "Über das Jahr schwimmt er 3000 Kilometer. Im Olympia-Zyklus, also in den letzten vier Jahren, hat er rund 12 000 Kilometer zurückgelegt."

Kickboxen hilft im Rennen

Nach dieser Rechnung wäre auch London nichts Neues für Waschburger: Während der vergangenen vier Jahre wäre er bereits etwa zehn Mal auf die Insel und wieder zurück geschwommen.

Eine Premiere wird es für Andreas Waschburger trotzdem sein, wenn er in wenigen Wochen in die britische Hauptstadt fliegt. Der 25-Jährige hat sich im Juli 2011 als erster Saarländer für die Olympischen Spiele qualifiziert. In Shanghai gelang ihm die Punktlandung: Zehn Schwimmer konnten sich über zehn Kilometer ihre Olympia-Teilnahme sichern, Waschburger schnappte sich in einer Zeit von 1.54:39,8 Stunden das letzte Ticket. Seitdem hat sich der waschechte Saarländer teilweise alternativ auf den Höhepunkt der Saison vorbereitet. "Kickboxen habe ich auch schon letztes Jahr gemacht", erzählt er, "damit ich durch den Körperkontakt nicht aus der Ruhe gebracht werde und mich auch durchsetzen kann". Festklammern an Füßen, ausgefahrene Ellenbogen - keine Seltenheit während der Wettkämpfe im freien Wasser. Harte Anforderungen an den Körper, aber auch an den Kopf. "Man muss das ganze Rennen über aufpassen, dass keiner abhaut, oder wo man sich positioniert", meint Andreas Waschburger.

Ein solches Rennen in der Vorbereitung zu simulieren, ist schwierig. Monoton, aber fokussiert schwimmt der Saarbrücker am saarländischen Olympiastützpunkt die Bahnen rauf und runter. "Manchmal schwimme ich mehr, als dass ich Auto fahre", schmunzelt Waschburger. "Sieben bis neun Kilometer sind das heute", erklärt Landestrainer Vitense währenddessen: "Manchmal schicken wir mehrere Schwimmer ins Becken, die dann verschiedenes Tempo schwimmen. Aber wir haben keinen, der so schnell und ausdauernd ist. Sein Kumpel Christian Krämer schwimmt mit Flossen nur parallel mit."

Zwei richtige Wettkämpfe bleiben vor Olympia noch: "Köln12" über zwölf Kilometer an diesem Sonntag und die deutsche Meisterschaft am 28. Juni über zehn Kilometer. Anfang August stellt sich Waschburger dann dem 18 Grad kühlen Wasser im Londoner Hyde Park. "Ich habe keine Probleme mit kaltem oder warmem Wasser. Da ich weiß, dass es kälter wird, habe ich dieses Jahr ein bis zwei Kilo mehr Gewicht", sagt Waschburger, dessen Ziel klar ist: "Thomas Lurz und der Grieche Spyridon Gianniotis sind die Goldkandidaten. Danach wird die Gruppe dichter. Ich will unter die Top Acht."

"Ich war oft genug weg"

Ein ambitioniertes, aber realistisches Vorhaben des saarländischen Olympia-Schwimmers - des ersten seit Klaus Steinbach vor 36 Jahren. "Das macht mich stolz", sagt Waschburger. Aber nicht nur das. Dass er gebürtiger Saarländer ist und nicht als "Eingebürgerter" zu den Sommerspielen reist, ist eine Rarität. Dementsprechend verhält sich Waschburger auch typisch saarländisch. "Ich bin dieses Jahr bei der Sportfördergruppe der Polizei freigestellt", erzählt er - und verzichtet dennoch auf große auswärtige Trainingslager. "Wozu sollte ich wegfahren? Ich habe hier die besten Trainingsbedingungen", erzählt er schulterzuckend: "Ich habe hier meine Freunde, zuhause kocht meine Mutter, und ich kann im eigenen Bett schlafen. Ich war durch die Wettkämpfe oft genug weg." In Cancun, Shanghai oder Eilat. Und - zumindest in der Theorie - im rund 12 000 Kilometer entfernten Santiago de Chile.

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