1. FC Saarbrücken verliert 2:3 bei Waldhof Mannheim Fußballfest mit einem bitteren Ergebnis

Mannheim · 1. FC Saarbrücken verliert trotz 1:0-Führung mit 2:3 bei Spitzenreiter Waldhof Mannheim und kann den Drittliga-Aufstieg abhaken.

 Enttäuschte Gesichter bei den Spielern des 1. FC Saarbrücken und Trainer Dirk Lottner (rechts), als sie sich nach dem Spiel bei den Fans bedanken.

Enttäuschte Gesichter bei den Spielern des 1. FC Saarbrücken und Trainer Dirk Lottner (rechts), als sie sich nach dem Spiel bei den Fans bedanken.

Foto: Andreas Schlichter

Frank Hälsig, der Aufsichtsrats-Vorsitzende des 1. FC Saarbrücken, sagt von sich selbst, kein großer Fußballexperte zu sein. Doch mit seiner Einschätzung der Partie Waldhof Mannheim gegen den FCS lag der Professor für Marketing am Samstag goldrichtig: „Es war ein unfassbar gutes Fußballspiel vor einer wahnsinnig tollen Kulisse. Beide Vereine gehören nicht in diese Liga.“ Doch nach dem 3:2 (1:1)-Sieg des SVW sieht vieles danach aus, als würden in diesem Jahr die Kurpfälzer den Weg in die 3. Liga antreten. „Bei acht Punkten Rückstand – vielleicht werden es ja noch elf, je nachdem wie der DFB entscheidet – brauchen wir uns über dieses Thema derzeit keine Gedanken mehr zu machen“, sagte FCS-Trainer Dirk Lottner.

14 326 Zuschauer sorgten im Carl-Benz-Stadion für einen Rekord in der Regionalliga Südwest und Zweitliga-Atmosphäre. Fast 3000 FCS-Fans trugen auch mit einer tollen Choreografie zum Thema „Sarre Libre“ dazu bei. Nur einige Unvernünftige störten das Fußballfest mit Pyro- und Rauchtechnik. Dass der Ordnungsdienst später dann Feuerlöscher auch gegen Unbeteiligte einsetzte, war ebenfalls eine unschöne Randnotiz.

Auf dem Rasen begann es mit einer Drangphase der Hausherren. „Damit hatten wir gerechnet und haben sie gut vom Tor weggehalten“, sagte FCS-Mittelfeldmotor Fanol Perdedaj, „darüber sind wir ins Spiel gekommen.“ Und wie. Nach zehn Minuten marschierte Gillian Jurcher frei Richtung Waldhof-Tor. Schiedsrichter Timo Wlodarczak sah den Saarbrücker im Abseits, obwohl der Mannheimer Marcel Seegert wohl auf gleicher Höhe stand. Eine Viertelstunde später traf Jurcher nach tollem Pass des bärenstarken Manuel Zeitz – doch diesmal war es Abseits. Im dritten Anlauf klappte es dann. Markus Mendler schickte Jurcher, der legte quer zu Sebastian Jacob. Beim Versuch, den Schuss des Saarlouisers zu blocken, fälschte Seegert den Ball unhaltbar ins eigene Tor ab – das 1:0 (25. Minute) war hochverdient.

Der Jubel war noch nicht verklungen, da schallte der Ruf nach Strafstoß aus dem FCS-Block. Doch er bliebt ungehört (siehe Bericht unten). Waldhof konterte. Der Ex-Saarbrücker Raffael Korte zog ab, Zeitz‘ Abwehrversuch wurde zur Bogenlampe. Gianluca Korte reagierte schneller als die Saarbrücker Tobias Jänicke, Marco Kehl-Gomez sowie Torwart Daniel Batz und besorgte das 1:1 (27.) Saarbrücken war aber weiter die bessere Mannschaft und hätte kurz vor der Pause in Führung gehen können. Nach Mendlers Freistoß zog Jacob mit feiner Technik den Ball mit der Sohle an, traf dann aber aus vier Metern nur die Querlatte.

„Die Mannschaft war in der Pause sehr emotional mit diesen Dingen beschäftigt, die eben nichts mit unserem Spiel zu tun hatten“, berichtete Lottner aus der Kabine, „es war schwer, die Mannschaft zu beruhigen. Jeder, der mal Fußball gespielt hat, weiß, was in so einer Kabine los ist.“ Lottners Aufgabe, das Team auf die zweiten 45 Minuten zu fokussieren, für Ruhe und Konzentration zu sorgen, wurde so zur Herkulesaufgabe – und misslang. „Wir waren in der zweiten Hälfte zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt als mit unserem Spiel“, gab der FCS-Trainer zu.

Nach 53 Minuten konnten sechs Saarbrücker gegen vier Mannheimer das 1:2 nicht verhindern. Am Ende der Fehlerkette verlor Jacob im eigenen Strafraum das Duell gegen den einköpfenden Raffael Korte. 13 Minuten später narrte Korte zunächst Nino Miotke und traf von links mit dem rechten Fuß ins kurze Torwarteck zum 3:1. Es war die Vorentscheidung. Der FCS hatte danach zwei Mal Glück. Perdedaj hätte nach wiederholtem Foulspiel die Gelb-Rote Karte sehen können, Kehl-Gomez nach Nachtreten gegen Seegert (85.) Rot sehen müssen. Eine Konzessions- und eine weitere Fehlentscheidung des schwachen Schiedsrichters.

 Die 3000 FCS-Fans zeigten eine große Choreografie: ein Franzose mit Barettmütze und einem Baguette unterm Arm.

Die 3000 FCS-Fans zeigten eine große Choreografie: ein Franzose mit Barettmütze und einem Baguette unterm Arm.

Foto: Andreas Schlichter

Die Gäste steckten dennoch nicht auf. In der Nachspielzeit flankte der eingewechselte Marco Holz, und Kapitän Zeitz krönte seine herausragende Leistung mit dem 2:3. Es war ein schwacher Trost. „Wenn du etwas Glück hast, führst du zur Pause 3:1. Wir haben zwei Mal geschlafen und wurden bestraft. Aber ich bin stolz, wie wir aufgetreten sind. Wir waren mindestens auf Augenhöhe, wenn nicht besser“, sagte Perdedaj. Der Ex-Saarbrücker Marco Meyerhöfer, nun in Diensten des SVW, sah es ähnlich: „Wir waren nicht immer die bessere, aber vielleicht die abgeklärtere Mannschaft.“ Auch diese Einschätzung schien goldrichtig.

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