1. FC Saarbrücken empfängt Elversberg Kehl-Gomez glaubt an eine intakte Mannschaft

Saarbrücken · FCS-Abwehrspieler diskutierte nach dem 1:2 beim FC Homburg heftig mit den Fans. Morgen kommt die SV Elversberg.

 Zum Rapport: Abwehrspieler Marco Kehl-Gomez (2. von links) diskutierte nach dem verlorenen Derby in Homburg mit den FCS-Fans.

Zum Rapport: Abwehrspieler Marco Kehl-Gomez (2. von links) diskutierte nach dem verlorenen Derby in Homburg mit den FCS-Fans.

Foto: Andreas Schlichter

Es gibt Menschen, die sagen, der Fußball verweichlicht immer mehr. Ihnen fehlt oft nicht nur die kompromisslose Zweikampfgestaltung, sondern meist auch die Kritikfähigkeit so manchen Kickers. Aber es gibt die Momente noch, wo beides gefragt ist. Nach einem verlorenen Derby sich am Zaun der Meinung der enttäuschten Anhänger zu stellen, gehört dazu.

Auch die Spieler des Regionalligisten 1. FC Saarbrücken mussten am Samstag nach der 1:2-Pleite beim FC Homburg diese Erfahrung machen. „Wenn uns schon so viele Menschen unterstützen, gehört es sich einfach, sich zu stellen“, sagt Marco Kehl-Gomez, der mit einem Anhänger so richtig aneindergeraten war: „Der hat mir Dinge an den Kopf geworfen, da musste ich mich erst einmal schütteln. Mit anderen konnte man diskutieren, weil jeder die Dinge ja auch anders sieht.“ Für „KG“ steht aber eines außer Frage: „Wir haben uns den Hintern aufgerissen, alle wollten. Wir hatten in der Schlussphase noch drei Möglichkeiten – das passiert keiner Mannschaft, die sich aufgegeben hat. Sicher sind wir bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben – vor allem punktemäßig.“

Acht Zähler beträgt der Rückstand auf Spitzenreiter Waldhof Mannheim, wenn das Urteil des DFB-Gerichts Bestand haben sollte. Die Fans ärgert aber auch, dass die Mannschaft von Trainer Dirk Lottner bislang spielerisch nur in ganz seltenen Phasen überzeugen konnte. „Es gibt dafür keine einfache Antwort“, sagt Kehl-Gomez, „es ist ein billiges Alibi, alles auf den Weggang von Patrick Schmidt und Kevin Behrens zu schieben. Natürlich haben die das letzte Saison gut gemacht. Aber wir haben auch heute sehr viel Qualität im Kader und bringen sie einfach nicht auf den Platz.“

Es scheint von außen, als ob jeder Spieler zu sehr mit sich selbst und seiner eigenen Form zu kämpfen habe, als dass er dem Nebenmann helfen könnte. „Wenn jeder seine Aufgabe erfüllt, braucht man keine Unterstützung der Nebenleute“, sagt Kehl-Gomez, „wir schaffen es einfach nicht, dass alle elf auf dem Platz eine Topleistung abliefern. Das ist keine Ausrede, daran liegt es.“

Die Mannschaft sei „intakt“, sagt Kehl-Gomez, der auf dem Platz ein „agressive leader“, also ein zweikampfstarker Anführer, neben dem Spielfeld aber ein sehr gut erzogener, freundlicher und bescheidener junger Familienvater ist. „Wenn du nach so einem Tag wie am Samstag heimkommst, ist es schwer, das alles aus dem Kopf zu bekommen“, sagt der in Zürich geborene 26-Jährige, „dann ist es wichtig, dass die Familie dich auffängt.“ Sein ganzer Stolz ist die 19 Monate alte Tochter Liara. „Wenn sie mich anlächelt, schmelze ich dahin. Sie hat mein Leben total verändert. Zum Besseren.“

Besser werden soll und muss es auch beim FCS. Da kommt das „kleine“ Saarderby gegen die SV Elversberg morgen um 14 Uhr im Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion gerade recht. „Wir wollen den Bock umstoßen“, betont Kehl-Gomez, der vor dem Wiedersehen mit seinem Ex-Verein keine zusätzliche Anspannung verspürt: „Nervosität? Nein, das ist es nicht. Solche Spiele machen einfach Bock, und ich mache mir keine Platte. Ich weiß, was ich kann. Und ich weiß, was die Mannschaft kann.“ Dass Spieler und vor allem der Trainer Lottner im Mittelpunkt der Kritik auch der Fans stehen, gehört für „KG“ zum Fußballgeschäft dazu: „Da hilft nur Arschbacken zusammenkneifen und durch.“ Mit Kritikfähigkeit und Zweikampfhärte nicht nur am Zaun.

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