1. FC Saarbrücken siegt 3:2 in Halle FCS-Angriff bügelt Erdmanns Fehler aus

Halle · Doppeltorschütze Adriano Grimaldi und Sebastian Jacob schießen 1. FC Saarbrücken zum 3:2-Erfolg beim Halleschen FC.

 Die Spieler des 1. FC Saarbrücken lassen sich nach dem 3:2-Sieg beim Halleschen FC von den mitgereisten Anhängern feiern.

Die Spieler des 1. FC Saarbrücken lassen sich nach dem 3:2-Sieg beim Halleschen FC von den mitgereisten Anhängern feiern.

Foto: Andreas Schlichter

Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Wie würde Dennis Erdmann nach sechswöchiger Sperre und dem Theater um seine Person beim Auswärtsspiel des 1. FC Saarbrücken beim Halleschen FC auftreten? Am Ende war der Druck für den 30-Jährigen wohl zu groß. „Es hat heute etwas gemenschelt bei ihm. Er möchte als harter Typ gelten. Aber es scheint, dass nicht alles an ihm abprallt“, sagte FCS-Trainer Uwe Koschinat, „er wirkte gehemmt, wollte Fehler vermeiden.“

Und Erdmann machte zu viele. Schon nach drei Minuten stand Erdmann falsch, Terrence Boyd traf nur den Pfosten. Nach 43 Minuten konnte Mario Müller Jan Shcherbakovski nicht am Schuss hindern, dann drehte sich Erdmann spät aus der Schusslinie. „Ich verlasse mich darauf, dass wir uns in die Bälle werfen, weil wir das so trainieren“, ärgerte sich FCS-Torwart Daniel Batz, der beim Gegentor nicht gut aussah.

Batz konnte den Ball nicht festhalten, Michael Eberwein staubte zum 1:1 ab. Und es kam noch schlimmer. Nach Erdmanns Ballverlust an Marcel Titsch-Rivero brachte Boyd die Gastgeber mit 2:1 in Führung (45.). „Es war meine Verantwortung, den Spieler von Beginn an zu bringen. Es war meine Entscheidung, ihn in der Pause rauszunehmen“, sagte Koschinat, brachte Lukas Boeder für Erdmann und Nick Galle für Mario Müller. Vor allem Boeder machte ein gutes Spiel. „Ich bin froh, dass es gut geklappt hat“, sagte der Ex-Hallenser, „dass wir noch gewonnen haben, macht es überragend.“

Die Partie war für 5634 Zuschauer im ersten Durchgang beste Unterhaltung. Schon nach zwei Minuten hätte Minos Gouras den FCS in Führung bringen oder zum besser postierten Sebastian Jacob abspielen müssen. Für seinen Eigensinn gab es von Jacob einen heftigen Anpfiff für den Deutsch-Griechen.

Nach 24 Minuten brachte Adriano Grimaldi den FCS per Strafstoß mit 1:0 in Front. Niklas Kastenhofer hatte zuvor gegen den starken Jacob den Fuß zu hoch. Das 2:2 war ein wunderbares Beispiel für den Kombinationsfußball, den beide Seiten in der ersten Hälfte zuließen. Tobias Jänicke und Dominik Ernst kombinierten Halle schwindelig, Jacob vollendete mit Auge und Gefühl (49.). „Es war ein perfekter Ablauf“, sagte der Torschütze, „manchmal muss man den Ball nicht reinschweißen, sondern die Lücke finden.“

Die fand der Saarlouiser immer wieder. Sein öffnender Pass kurz vor Schluss auf Ernst war nahezu perfekt, dessen Flanke kam optimal. „Wie ein Kolibri in der Luft stehend“ (so ein Fernsehkommentar) köpfte Grimaldi gegen die Laufrichtung des Torwarts zum 3:2-Endstand (88. Minute). „Ich habe wieder Vertrauen in meinen Körper. Ich weiß, was ich von ihm kriegen kann, und ich weiß, wann ich aufhören muss“, sagte der wohl schwerste Kolibri der Welt, „heute war eigentlich nach 80 Minuten Schluss. Aber da hat der Trainer nicht auf mich hören wollen.“

Zum Glück. Denn außer Koschinat hatten sich zu dem Zeitpunkt die meisten im Stadion schon auf ein 2:2 eingestellt. „Ich dachte schon, das wird jetzt wieder unser Standardergebnis, aber unser ‚Fürst‘ hat noch einen reingeköpft“, witzelte Batz über Grimaldi, der auch läuferisch überzeugte. „Kannst du das bitte so schreiben? Ich bekomme in der Kabine immer Ärger, weil ich angeblich so wenig laufe“, konterte Grimaldi bestens gelaunt.

Und Erdmann? Der war nach dem Spiel vom Erdboden verschluckt. „Es gab keine Vorwürfe“, sagte Jacob, und Grimaldi ergänzte ernst: „Das soll man nicht zu hoch hängen. Es war ein offensichtlicher Fehler. Da bauen wir ihn jetzt wieder auf.“

Unschön: Vor dem Spiel sollen laut Bundespolizei vier, fünf aggressive FCS-Anhänger gegen Polizisten handgreiflich geworden sein. Verletzt wurde niemand. Bei der Abreise von FCS-Fans wurde ihr Shuttlebus zum Bahnhof laut Polizei von HFC-Anhängern angegriffen. Es seien zwei Scheiben zerstört worden, sagte ein Polizeisprecher. Es wurde auch dabei niemand verletzt.

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