1. FC Saarbrücken hat noch keinen Nachfolger für Aufsichtsrats-Chef Arnold

Saarbrücken · Nach dem Rücktritt von Michael Arnold bleibt der 1. FC Saarbrücken vorläufig ohne Aufsichtsrats-Vorsitzenden. Dafür kündigte FCS-Präsident Hartmut Ostermann eine neue ordentliche Mitgliederversammlung an.

Der 1. FC Saarbrücken hat nach dem Rücktritt von Michael Arnold derzeit keinen Aufsichtsrats-Vorsitzenden. In der gemeinsamen Sitzung von Präsidium und Aufsichtsrat am Dienstagabend, die nach SZ-Informationen zum Teil lebhaft verlief, konnte man sich nicht auf einen Nachfolger für den ehemaligen Praktiker-Vorstand einigen. "Es herrschte bei den Teilnehmern sehr schnell Einigkeit darüber, dass es uns allen letztlich um das Wohl des Vereins geht", erklärte Aufsichtsratsmitglied Claude Burgard, "nach einem konstruktiven Austausch wurde dann auch beschlossen, sehr zeitnah zu einer neuen Sitzung zusammen zu kommen, damit diesmal nicht anwesende Kollegen noch die Möglichkeit erhalten, sich zu einem vom Präsidium vorgeschlagenen Weg der Neuaufstellung in kollegialer Runde zu besprechen."

Die Runde besteht noch aus sechs Mitgliedern: Versicherungsmakler Burgard, Unternehmer Horst Hinschberger, Ex-VSE-Chef Leo Petry, Rechtsanwalt Franz Abel, Lehramts-Referendar Florian Kern sowie Ex-Bundesliga-Libero Egon Schmitt. In drei Wochen, wenn Petry aus dem Urlaub zurück ist, will man Vorsitzenden und Vertreter wählen. Wegen seiner ruhigen Art, seinem integrativen Wesen und wegen seiner Fußball-Fachkompetenz gibt es derzeit viele, die Schmitt als Ideallösung für die Arnold-Nachfolge betrachten.

In seinem Rücktrittsschreiben hatte sich Arnold klar von Horst Hinschberger und Claude Burgard distanziert, ihnen gar "niederträchtiges" Verhalten vorgeworfen. Beide gehören zu den 263 Unterzeichnern des Antrages auf Abwahl des Aufsichtsrates und des Präsidiums. "Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens", sagte Arnold, der 18 Jahre lang dem Aufsichtsrat angehörte. Dem Verein gänzlich den Rücken kehren will er nicht. "Mit Hartmut Ostermann , Egon Schmitt und zwei, drei anderen würde ich gerne weiterarbeiten", sagte Arnold. "Auch den Rat von Reinhardt Klimmt schätze ich sehr."

Ob er sich eine Rückkehr - eventuell sogar auf den Präsidentenstuhl - vorstellen könne, beantwortete Arnold in seiner ihm eigenen Art so: "Ganz klares Ja - wenn die entsprechende personelle Konstellation gegeben ist." Noch ist Hartmut Ostermann in diesem Amt - und will es auch bleiben. "Ich habe sehr großen Respekt vor Michael Arnold und seiner Leistung für den Verein", sagte Ostermann, "in dieser schwierigen Situation gilt es, klaren Kopf zu bewahren. Ich werde mein Amt weiter satzungsgemäß ausführen."
Unterschriftenliste geprüft

Die Überprüfung der Unterschriftenliste dauert unterdessen an. Neben dem Abgleich mit dem Mitgliederverzeichnis muss auch die Authentizität der Unterzeichner gewährleistet sein. Danach wird es eine juristische Prüfung des Antrages an sich geben. Nach SZ-Informationen sollen etwa 60 Unterzeichner dem Verein nicht angehören. Ostermann sagt: "Sobald juristische Klarheit herrscht, werden wir unter Wahrung der üblichen Fristen zeitnah zu einer Mitgliederversammlung einladen."

Meinung:
Karten auf den Tisch

 Eins oder uneins? Die sechs verbliebenen Aufsichtsratsmitglieder des FCS in alphabetischer Reihenfolge. Obere Reihe (von links): Franz Abel, Claude Burgard, Horst Hinschberger. Untere Reihe (von links): Florian Kern, Leo Petry und Egon Schmitt. Fotos: Wieck/Dietze/Ruppenthal/Schlichter (2)/SZ

Eins oder uneins? Die sechs verbliebenen Aufsichtsratsmitglieder des FCS in alphabetischer Reihenfolge. Obere Reihe (von links): Franz Abel, Claude Burgard, Horst Hinschberger. Untere Reihe (von links): Florian Kern, Leo Petry und Egon Schmitt. Fotos: Wieck/Dietze/Ruppenthal/Schlichter (2)/SZ

Von SZ-Redakteur Mark Weishaupt

Ein Verein ist "ein Zusammenschluss von Personen zur Verwirklichung eines gemeinsamen Zwecks, der nach außen als Einheit auftritt". Legt man diese Definition aus dem Vereinsrecht zugrunde, dann ist der FCS gefühlte Lichtjahre davon entfernt, "ein" Verein zu sein.

Über den Zweck mögen sich viele ja einig sein - Profifußball soll es sein, hochklassig, vielleicht wieder 2. Liga. Über den Weg haben Vereinsgremien, -Mitglieder und Fans höchst unterschiedliche Ansichten. Und nach außen als Einheit auftreten - das ist ein schieres Ding der Unmöglichkeit, aber nicht verwunderlich bei der Besetzung des ein oder anderen Postens. Die aktuellen Aufsichtsrats-Mitglieder müssen sich hinterfragen, ob sie die Fähigkeiten haben, den Verein einen zu können. Die "Opposition" muss die Karten auf den Tisch legen, die angeblichen "Geldgeber" müssen Farbe bekennen. Ihren Präsidenten sollten alle Parteien mit in die Gespräche einbinden - denn der bezahlt den ganzen Spaß. Seit Jahren.

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