1. FC Nürnberg will sich etablieren Der Club braucht frisches Geld

Nürnberg · Der erfolgreiche Weg des 1. FC Nürnberg ist bemerkenswert, die Zukunft schwierig.

Es war ein Abend, an dem es viel Applaus gab. Beim 1. FC Nürnberg kam das in der Vergangenheit grundsätzlich selten vor im Rahmen seiner Mitgliederversammlung und in der Häufigkeit wie am Mittwoch schon gleich gar nicht. Diesmal aber erhoben sich die mehr als 1100 Anwesenden sogar für einen Mann von den Sitzen, der zur Konkurrenz wechselt: Für Michael Meeske, bislang Finanzvorstand.

Meeske (46) hatte sich den an Huldigungen grenzenden Applaus aber auch mehr als verdient. Innerhalb von drei Jahren gelang es ihm, einem Sanierungsfall wieder eine Perspektive zu geben. Erstmals seit dem Abstieg vor vier Jahren machte der Club im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder einen Gewinn: immerhin 2,7 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten wurden um 3,4 Millionen Euro gesenkt – auf freilich immer noch 17,4 Millionen Euro.

Bei aller Freude über die positive Entwicklung der Finanzen, bei aller Freude auch über die gefeierte Aufstiegsmannschaft: Nicht zuletzt Sportvorstand Andreas Bornemann wies darauf hin, dass lediglich ein Etappenziel erreicht worden sei. Jetzt gehe es darum, „den Club mittel- und langfristig in der Bundesliga zu etablieren“. Erforderlich sei dafür jedoch frisches Geld.

Um voranzukommen, müsste der Club also die Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft ausgliedern. Ein heikles Thema, das am Mittwochabend nicht direkt angesprochen wurde, aber präsent war. Etwa als Meeske berichtete, es gebe schon eine Art Übereinkunft mit „drei, vier vermögenden Privatpersonen“, darüber hinaus bestünde Kontakt zu einem in Nürnberg ansässigen „großen, regionalen Unternehmen“.

Eine mögliche Ausgliederung voranzutreiben, fällt künftig in den Aufgabenbereich von Meeskes Nachfolger Niels Russow. Der ehemalige adidas-Manager machte gleich deutlich: Damit nach der Phase der Konsolidierung nun eine Phase des Aufschwungs beginnen könne, „brauchen wir mehr finanzielle Mittel“. Eine Ausgliederung könnte frühestens 2019 beschlossen werden: 75 Prozent der Mitglieder müssten zustimmen.

Nach vier Jahren 2. Liga sei die Kluft im wirtschaftlichen Bereich zu Vereinen wie Freiburg, Mainz oder Augsburg riesig, wie Sportvorstand Bornemann erläuterte. Einstweilen muss der Club also versuchen, sich sportlich irgendwie über Wasser zu halten. Das gelingt mit acht Punkten aus sieben Spielen (sieben in drei Heimspielen) bisher ganz gut – trotz der fürchterlichen Pleiten in Dortmund (0:7) und Leipzig (0:6). Außerdem, sagte Bornemann, habe der Club etwas, „um was uns andere Vereine beneiden“: Eine Mannschaft „mit Typen, Charakteren und Identifikationsfiguren, die 100 Prozent für den Club geben“. Auch dafür gab es tosenden Applaus.

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