Neunkircher startet voller Elan Wie Stefan Kuntz die Türkei als Trainer „stolz“ machen will (mit Bildergalerie)

Istanbul/Furpach · „Als würde ich nach Hause zurückkehren“: Der Saarländer Stefan Kuntz unterschreibt als neuer Nationaltrainer der Türkei. Die Hoffnungen am Bosporus sind groß. Das erwartet den Neunkircher.

 Mit dem Übersetzer im Ohr stellte sich Stefan Kuntz am Montag auf einer Pressekonferenz gut gelaunt als neuer türkischer Nationaktrainer vor. Der Saarländer unterschrieb einen Drei-Jahres-Vertrag. Der Verbandspräsident sprach vom Beginn einer „neuen Ära für den türkischen Fußball“.

Mit dem Übersetzer im Ohr stellte sich Stefan Kuntz am Montag auf einer Pressekonferenz gut gelaunt als neuer türkischer Nationaktrainer vor. Der Saarländer unterschrieb einen Drei-Jahres-Vertrag. Der Verbandspräsident sprach vom Beginn einer „neuen Ära für den türkischen Fußball“.

Foto: dpa/Uncredited

Stefan Kuntz scherzte, lachte, die Augen des Neunkirchers strahlten. „Hier zu sein ist so, als würde ich nach Hause zurückkehren“, sagte der neue Trainer der Türkei voller „Stolz“ bei seiner Vorstellung am Montag in Istanbul: „Als ich meiner Familie zum ersten Mal von dem Angebot erzählte, sagten sie zu mir: ‚Können wir auch in die Türkei kommen?‘ Ich glaube, ich könnte kein größeres Kompliment machen.“

Doch Zeit, mit Ehefrau Sabine und den zwei Kindern bei Kaffee und Kuchen den Ausblick auf den Bosporus zu genießen, die Hagia Sophia oder den Dolmabahce-Palast zu besichtigen oder einen Spaziergang zum Galataturm zu machen, wird der Saarländer erst einmal nicht haben. Schließlich wartet auf den neuen Nationaltrainer in der Türkei eine Mammutaufgabe.

Stefan Kuntz in der Türkei als neuer Nationaltrainer vorgestellt
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Stefan Kuntz in der Türkei als neuer Nationaltrainer vorgestellt

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Und Kuntz geht seine Mission voller Elan an. Er wolle eine Mannschaft „schaffen, auf die das ganze Land stolz sein kann“, sagte der 58-Jährige: „Ich kenne das Potenzial türkischer Spieler. Wir werden diesen Spielern Organisation und Struktur geben. Ich bin voller Energie, weil ich weiß, was türkische Spieler in sich drin haben.“ Sein Vertrag läuft bis Sommer 2024 – also inklusive der EM in drei Jahren in Deutschland. Es seien harte, aber faire Verhandlungen mit der türkischen Seite gewesen, sagte der Furpacher. Wer Co-Trainer an Kuntz’ Seite werde, wurde noch nicht verkündet. Als Kandidat Nummer eins gilt der frühere Hannover-96-Trainer Kenan Kocak.

Beginn einer „neuen Ära“

Die Türkei sehnt sich unter dem neuen Hoffnungsträger nach neuen Erfolgen. „Wir glauben an ihn. Wir vertrauen ihm. Wir wollen viele Jahre zusammenarbeiten“, sagte Verbandspräsident Nihat Özdemir über Kuntz, der in der Saison 1995/96 für Besiktas auf Torejagd ging: „Heute beginnen wir eine neue Ära für den türkischen Fußball.“ Nationalmannschaftsdirektor und Ex-Bundesliga-Profi Hamit Altintop, der den Deal mit Kuntz einfädelte, meinte, Ziel unter Kuntz sei es, „eine junge, moderne Mannschaft“ zu formen, die „taktisch auf höchstem Niveau spielen wird“.

Kuntz hatte zuletzt dreimal in Folge mit der deutschen U21 das EM-Finale erreicht und dabei zweimal den Titel geholt, kein Wunder, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seinen Talente-Entwickler nur mit einem weinenden Auge gehen ließ. Doch Kuntz reizte die erste Reihe, die ganz große Bühne. Der DFB will indes das verbleibende Trainerteam der U21-Auswahl nicht ebenfalls ziehen lassen. Daher gilt der Verbleib von Co-Trainer Daniel Niedzkowski, der auch als Leiter des Fußballlehrer-Lehrgangs fungiert, als sehr wahrscheinlich. Ob auch Antonio di Salvo (Co-Trainer), Klaus Thomforde (Torhüter-Trainer) und Jannis Scheibe (Analyst) beim DFB bleiben, scheint dagegen offener.

Für Kuntz beginnt nun also das Abenteuer Türkei. Und einfach wird es sicher nicht, die Nationalmannschaft nach dem blamablen EM-Aus im Sommer mit drei Niederlagen und aktuell nur Platz drei in der WM-Qualifikation, was nicht reichen würde, schnell wiederzubeleben. Die ehemaligen Bundesliga-Profis Caglar Söyüncü (Leicester City) und Hakan Calhanoglu (Inter Mailand) sind noch die größten Stars, aber einige Talente wie Kerem Aktürkoglu, Orkun Kökcü oder Merih Demiral suchen ihren Weg nach oben. Doch mit entwicklungsfähigen Spielern kennt sich Kuntz ja bekanntlich gut aus. Sein Debüt steigt am 8. Oktober in Istanbul in der WM-Qualifikation gegen Norwegen um Bundesligastar Erling Haaland. Ab jetzt beginne die „Arbeit“ richtig, sagte Kuntz.

Er soll so schnell wie möglich an die alten Erfolge anknüpfen, seit dem dritten Platz bei der WM 2002 und dem EM-Aus im Halbfinale gegen Deutschland 2008 ging für die Türkei bei den großen Turnieren nicht mehr viel – wenn sie denn überhaupt dabei war. Auch mit der Quali für Katar wird es schwierig.

Spätestens 2024 soll die Türkei dann bei der EM wieder eine Hauptrolle spielen – in Deutschland, der Heimat von Kuntz. Dafür lohnt es sich doch, auf die Sehenswürdigkeiten erst einmal zu verzichten.

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