American Football Warten auf den ersten Touchdown

Köln · Der Deutsche Equanimeous St. Brown hat für seine zweite Saison bei den Packers hohe Ziele.

  Wide Receiver Equanimeous St. Brown wird hier von Cornerback Will Redmond von den Kansas City Chiefs beim Ballfang entscheidend gestört.

Wide Receiver Equanimeous St. Brown wird hier von Cornerback Will Redmond von den Kansas City Chiefs beim Ballfang entscheidend gestört.

Foto: AP/Ed Zurga

Einen Traum will sich Equanimeous St. Brown unbedingt erfüllen, möglichst bald, auf jeden Fall in der kommenden Saison. Endlich einen Touchdown in der NFL fangen – und damit deutsche Football-Geschichte schreiben. „Das ist meine Motivation“, sagt St. Brown im Interview mit dem SID.

Der 22-Jährige wäre der erste deutsche Offensivspieler, dem dieses Kunststück gelingt. Für seine zweite NFL-Saison hat sich der Passempfänger der Green Bay Packers große Ziele gesetzt: „Viel mehr Yards, Touchdowns und mehr Spiele gewinnen, damit wir es dieses Mal in die Playoffs schaffen.“ Und dann? „Den Super Bowl gewinnen.“

An Selbstvertrauen mangelt es St. Brown nicht, trotz seiner bodenständigen und gelassenen Art. „EQ“, wie er auch genannt wird, ist kein Mann vieler Worte. Besonders die Herkunft seines Namens musste er aber schon oft erklären.

„Mein Vater wollte, dass wir einzigartige Namen haben“, sagt der Sohn des Amerikaners John Brown, zweimaliger Mr. Universe. „Equanimity“ bedeute, Ruhe und einen kühlen Kopf zu bewahren – Eigenschaften, die durchaus zutreffen. Seine deutsche Mutter Miriam Steyer hatte kein Mitspracherecht, auch nicht bei den Brüdern Amon-Ra (19) und Osiris (21).

Beide sind derzeit im College aktiv, Equanimeous traut ihnen den Sprung in die NFL zu. Ein Erfolgsfaktor ist Vater John, der seine Söhne seit deren Kindheit trainiert. „Ich war sechs Jahre alt, als ich mit dem Krafttraining begonnen habe“, sagt Equanimeous, Amon-Ra sei sogar „vier oder fünf“ gewesen, als er erstmals Gewichte gestemmt habe.

Deshalb war für EQ immer klar: „Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich es in die NFL schaffen werde.“ Derzeit arbeitet er mit seinem Vater täglich bis zu drei Stunden an seiner Fitness, „es gibt keine Pausen“. In seiner Freizeit spielt der Fan von Cristiano Ronaldo mit seinen Brüdern oft Fifa 19 an der Xbox.

Auch mit der DFB-Elf fiebert St. Brown regelmäßig mit, selbst kann er sich einen Auftritt in der deutschen Football-Nationalmannschaft vorstellen. „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber das könnte passieren“, sagt St. Brown, der im DFB-Trikot von Toni Kroos zum Interview gekommen war.

In den kommenden Wochen steht jedoch das Trainingscamp mit den Packers auf dem Programm, dieses ist richtungweisend für die Saison. Bei den Wide Receivern ist Routinier Davante Adams gesetzt, dahinter kämpft St. Brown gegen drei Teamkollegen um zwei Startplätze.

In seiner Rookie-Saison bei den Packers fing St. Brown 21 Pässe für 328 Yards, der so erhoffte Touchdown blieb aber aus. Wenn er eine Note vergeben müsste, dann wäre es „eine B-“. Nun hat St. Brown den Vorteil der gewachsenen Erfahrung, Druck verspüre er sowieso keinen.

In Matt LaFleur hat St. Brown allerdings auch einen neuen Headcoach, den er mit guten Leistungen beeindrucken muss. Undankbarer Nebeneffekt: „Ich muss eine ganz neue Offensive lernen“, sagt St. Brown. Das „Playbook“ (Heft mit allen Taktiken) ist völlig anders, etwa „300, 400, 500“ neue Spielzüge muss er im Schlaf können.

Die Chancen stehen gut, dass St. Brown beim Eröffnungsspiel der 100. NFL-Saison am 5. September bei den Chicago Bears spielen wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dieses Jahr auch endlich mit dem Touchdown klappen wird, ist sogar noch viel höher. „Über 90 Prozent“, sagt St. Brown.

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