So tickt der neue deutsche Football-Star Nzeocha sorgt in der Heimat für einen Ausnahmezustand

Miami/Rothenburg ob der Tauber · Schon in der Jugend drehte sich beim Mann aus Rothenburg vieles nur um Football. Jetzt kann der Franke als dritter Deutscher den Superbowl gewinnen.

Sebastian Vollmer und Markus Koch haben als Deutsche bereits den wichtigsten Football-Titel der Welt eingefahren. Am kommenden Montag (0.30 Uhr/ProSieben und DAZN) könnte Mark Nzeocha, dessen Name „Nesotscha“ ausgesprochen wird, der Dritte werden. Der 30 Jahre alte Linebacker aus dem fränkischen Rothenburg ob der Tauber hat es mit den San Francisco 49ers in den 54. Super Bowl nach Miami geschafft und trifft dort auf den leichten Favoriten, die Kansas City Chiefs. Die dpa stellt den Kosmos des 1,90 Meter großen und 108 Kilogramm schweren Profis vor.

FOOTBALL STATT FUSSBALL: Vater Chris wollte seine Söhne eigentlich lieber beim Fußball sehen, doch dazu kam es nie. Denn zufällig wurden die Nzeocha-Brüder Mark und Eric (26) in einem kleinen Fitnessstudio in Neusitz bei Rothenburg animiert, einmal American Football zu probieren. „Mark war so zwölf, 13 Jahre, ich so acht, neun. Dann haben wir angefangen, bei den Franken Knights Flag Football zu spielen“, sagt sein Bruder Eric Nzeocha. Während Eric noch mal aufhörte und später wieder anfing, zog der Special Teamer Mark fortan konsequent den Football-Weg durch.

LEBENSINHALT: Der heutige Headcoach (Cheftrainer) der Knights, Jörg Seybold, charakterisiert den NFL-Profi als absoluten Football-Freak. „Für ihn drehte sich alles um Football. Er hatte das normale Training, arbeitete im Fitnessstudio. Wenn er keinen Sport betrieb oder in der Schule war, sah er sich die NFL-Spiele an oder spielte selbst an der Playstation“, sagte Seybold. Auch Bruder Eric Nzeocha erinnert sich an lange Sessions vor dem Bildschirm: „Wir haben schon viel Madden gezockt – und immer trainiert.“

SPORTFASZINIERTE FAMILIE: Der verheiratete Football-Profi Nzeocha hat drei Brüder – und inzwischen auch einen Sohn. Während Eric sowohl bei den Franken Knights als auch im College in Wyoming gemeinsam mit seinem Bruder spielte, versuchten es die Brüder Steve (spielte für die Düsseldorf Panthers in der höchsten deutschen Liga) und Paul (spielt inzwischen nur noch Basketball) nur zeitweise mit Football. Klar, dass alle drei Brüder und die Eltern in Miami dabei sind. „Auf jeden Fall ist das ein Höhepunkt für die ganze Familie. Mit den Franken Knights haben wir nie eine Championship gewonnen, in Wyoming auch nicht. Wir hatten noch nie das Championship-Gefühl. Wir waren öfters mal knapp dran“, sagt Bruder Eric. Der Sohnemann von Mark Nzeocha bekam übrigens nach der Geburt gleich eine Mütze aufgesetzt, die aussah wie ein Football.

ALTE UND NEUE HEIMAT: Nach dem sportlichen Höhepunkt Super Bowl soll Nzeocha für einen Besuch zurück nach Deutschland kommen. Sonst haben er und Bruder Eric ihren Lebensmittelpunkt in die Staaten verschoben und sprechen im Alltag kaum noch Deutsch. Während der Saison wohnt Mark Nzeocha in der Bay Area, wo die 49ers beheimatet sind. In den längeren Pausen zieht es ihn mit Frau und Kind aber nach Texas in den Großraum Dallas, wo er nach zwei Spielzeiten bei den Cowboys ein Haus besitzt.

AUSNAHMEZUSTAND IN ROTHENBURG: Auch in der fränkischen Stadt Rothenburg ob der Tauber, ansonsten für ihre historische Altstadt als Magnet für Touristen aus aller Welt bekannt, und beim ansässigen Football-Club Franken Knights (früher in der 1. und 2. Liga häufig Gegner der Saarland Hurricanes) herrscht Ausnahmezustand. Zahlreiche überregionale Medien und TV-Sender kamen zu einer eigens angesetzten Pressekonferenz mit den Eltern von Mark Nzeocha. Eine Super-Bowl-Party gibt es bei dem Football-Verein zwar jedes Jahr, dieses Mal wird sie aber ein bisschen größer ausfallen und wurde deshalb in ein Gasthaus verlegt. Sein früherer Jugendtrainer Erwin Rieger sagt: „Wir wussten schon, dass er talentiert ist, vielleicht mal ins College zu kommen. Dass er bis zum Super Bowl kommt, hätte keiner gedacht.“ Trainer Seybold beobachtet bei dem Verein „einen absoluten Hype“ – auch was Neu-Anmeldungen angeht.

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