Baseball Export-Schlager des deutschen Sports

Berlin · Baseball-Profi Max Kepler aus Berlin ist in der MLB zum Star gereift. In der Heimat wird er allerdings selten erkannt.

 Baseball-Profi Max Kepler besucht das Sportinternat in Regensburg, wo er selbst ausgebildet wurde – und heute als großes Vorbild dient.

Baseball-Profi Max Kepler besucht das Sportinternat in Regensburg, wo er selbst ausgebildet wurde – und heute als großes Vorbild dient.

Foto: dpa/Armin Weigel

Mit zweieinhalb Stunden Verspätung trifft Max Kepler (26) zum verabredeten Interview ein. Man hat fast ein wenig Mitgefühl mit dem hochgewachsenen Baseball-Profi der Minnesota Twins, der an diesem Nachmittag von allen Seiten bedrängt wird. Zwar wird Kepler auf deutschen Straßen kaum erkannt. Doch nun reißen sich Medien und Sponsoren um den bescheiden auftretenden Berliner, der in der vergangen Saison mit 36 Homeruns seinen Durchbruch in der höchsten amerikanischen Baseball-Liga (MLB) feierte.

Vor genau 20 Jahren nahm der kleine Max in Berlin zum ersten Mal einen Baseball-Schläger in die Hand. Doch der Sohn polnisch-amerikanischer Eltern zeigte auch im Fußball besonderes Talent und spielte zunächst in der Jugend von Hertha BSC als Torhüter. „Ich war großer Marcelinho-Fan“, sagt er. Als Kind sei er oft im Olympiastadion gewesen. Von der dritten bis zur fünften Klasse drückte er zusammen mit John-Anthony Brooks, der mittlerweile als Profi beim Bundesligisten VfL Wolfsburg kickt, im Berliner Stadtteil Zehlendorf die Schulbank. „Wir waren praktisch immer auf dem Bolzplatz. Irgendwann sind wir mit unseren Mannschaften durch ganz Deutschland gereist“, erzählt Kepler rückblickend.

Der entscheidende Impuls, sich stärker auf die Nischensportart Baseball zu konzentrieren, kam letztlich unbewusst von seiner amerikanischen Mutter. „Wegen ihr durfte ich jedes Jahr in den Sommerferien in die Staaten fliegen, um Verwandte und Freunde zu besuchen“, erinnert sich Kepler: „Die Begeisterung für den Baseball, die ich dort erlebt habe, hat mich mitgerissen.“

Über erste Schritte in Trainingscamps, dem Sportinternat in Regensburg und seinen Sprung als 16-Jähriger zu den Minnesota Twins biss sich Kepler nach mehreren Jahren in den unteren Ligen bei seinem Arbeitgeber durch. „In den Minor Leagues verdienst du weniger als ein Angestellter bei McDonalds“, sagt der gebürtige Berliner.

Mittlerweile ist Kepler einer der wichtigsten Export-Schlager im deutschen Sport. Mit einem Grundgehalt von etwa sieben Millionen Dollar (6,32 Millionen Euro) spielt er finanziell in einer Liga mit dem Basketballer Maxi Kleber (Dallas Mavericks) und Eishockey-Star Leon Draisaitl (Edmonton Oilers). Absoluter Großverdiener ist Basketballer Dennis Schröder (Oklahoma City Thunder) mit einem Jahresgrundgehalt von 15 Millionen Dollar.

In seiner Berliner Heimat, abseits vom Rummel um seine Person, genießt Kepler die Zeit mit seiner Familie und Freunden. Star-Allüren vermutet man bei ihm nicht. Er spricht vorsichtig, beinahe etwas schüchtern. Er erzählt, wie er die freie Zeit mit seinem Papa verbringt. Seine Mutter und Schwester seien gerade in den USA.

Doch so langsam müsse er nun wieder den Fokus auf die kommende Saison richten, erzählt der Baseball-Profi. „Ich werde jetzt mit dem Krafttraining einsteigen, um wieder etwas zuzulegen. Während einer Saison zehrt man von diesen Grundlagen.“ Danach werde er versuchen, weiter an seiner Schnelligkeit zu feilen: „Da kommen viele 100-Meter-Sprints auf mich zu.“

In der kommenden Saison will der einzige Deutsche unter den knapp 1000 MLB-Profis seine starke vergangene Saison untermauern. „Es gibt kaum etwas Schöneres, als den Ball mit dem Schläger perfekt zu treffen.“ Nachdem er in der vergangen Spielzeit den Ball 36 Mal aus dem Stadion drosch, will er dieses Gefühl in der kommenden mindestens genauso oft erleben.

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