Super Bowl im American Football Reid will endlich den Fluch loswerden

Miami · Dem Trainer der Kansas City Chiefs fehlt nur noch der Sieg im Super Bowl.

 Andy Reid, Trainer der Kansas City Chiefs, steht während des Trainings auf dem Feld.

Andy Reid, Trainer der Kansas City Chiefs, steht während des Trainings auf dem Feld.

Foto: AP/Charlie Riedel

Mit seinem knallroten Hemd war Andy Reid der Hingucker im Marlins Park, den Dresscode (weiß) ignorierte der Headcoach der Kansas City Chiefs mit Überzeugung. Beim Medientag vor dem Super Bowl in Miami präsentierte sich das Football-Superhirn mit dem dicken Schnauzer ausgesprochen gelassen. „Ich habe ein großartiges Team und werde es genießen“, sagte der 61-Jährige mit einem Lächeln vor seinem nächsten großen Schicksalsspiel.

Aber diese großen Spiele, ja, die kann Andy Reid einfach nicht gewinnen. Mit 221 Siegen ist er der mit Abstand erfolgreichste NFL-Trainer ohne Triumph im Super Bowl. Das soll sich bei der 54. Ausgabe gegen die San Francisco 49ers in der Nacht zum Montag (0.30 Uhr unserer Zeit/Pro7 und DAZN) ändern. „Wir werden sehr viel Energie einbringen“, kündigte Reid an, „es ist noch nichts erreicht, feiern können wir später.“

Obwohl Reid seine Mannschaft bis an die Grenzen bringt („Wir arbeiten uns den Arsch ab, bis zur völligen Erschöpfung“), vertrauen ihm Quarterback-Shootingstar Patrick Mahomes (24) und Co. blind. „Überall, wo er war, hatte er Erfolg. Deswegen wollen wir ihm jetzt den Super Bowl holen“, sagte der wertvollste Spieler der vergangenen Saison (MVP) zuletzt.

Die Laufbahn des Trainer-Gurus beeindruckt, einzig die Krönung lässt noch auf sich warten. „Ich habe mich von unten hochgearbeitet“, sagte er. In seinen 21 Jahren als Headcoach – 14 bei den Philadelphia Eagles, sieben bei den Chiefs – führte Reid seine Teams 15 Mal in die Playoffs. Für die Super-Bowl-Teilnahme reichte es bislang einmal, 2005 setzte es ein 21:24 gegen die New England Patriots.

Reid, der vor etwa 40 Jahren noch von einer Karriere als Sportjournalist geträumt und Kolumnen für eine regionale Zeitung geschrieben hatte, musste immer wieder private Schicksalsschläge einstecken. Seine beiden ältesten Söhne Garrett und Britt waren drogenabhängig, sie sorgten laufend für Probleme. Ein Richter bezeichnete das Zuhause der Familie als „Marktplatz für Drogen“, nachdem Garrett im Jahr 2007 einen Autounfall unter Drogeneinfluss verursacht hatte. Vater Reid nahm sich eine Auszeit, versuchte alles, um Garrett zu helfen – vergeblich. Zwar gab es Zeichen der Besserung, Garrett bekam sogar einen Job bei den Eagles, doch im Sommer 2012 starb der 29-Jährige an einer Überdosis Heroin. Dem nicht genug, in seinem Sterbezimmer wurden Dopingmittel gefunden. Ob damit Spieler versorgt wurden, blieb allerdings ungeklärt.

Vor sieben Jahren übernahm Reid, der als 13-Jähriger schon 1,87 Meter groß war und knapp 100 Kilogramm auf die Waage brachte, bei den Chiefs das Trainer-Zepter. Er kreierte die unberechenbarste Offensive der gesamten Liga und ging dabei auch Risiken ein. So investierte er einige Draftpicks, um sich bei der Talentewahl 2017 eine bessere Position zu sichern und einen gewissen Patrick Mahomes zu verpflichten. „Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass Patrick ein Superstar wird“, sagte Reid. Nun braucht es auch Mahomes, um Reid ein Happy End zu bescheren.

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